Sonntag, Oktober 6


Halsschmuck der Politikerinnen

Die Präsidentschaftskandidatin soll laut ihren Gegnern bei einem Spendenaufruf angeblich 62 000 US-Dollar teuren Schmuck getragen haben. Über den wahren Preis ist man sich nicht einig, aber dass sie damit Angriffsfläche bietet, schon.

Colliers und Halsketten – meist klar und schnörkellos – runden das Outfit von vielen Politikerinnen ab und sind oft persönliche Statements. Das bewiesen schon Frauen wie Theresa May, Nancy Pelosi oder Angela Merkel. Nun auch Kamala Harris. Bis vor ein paar Jahren machte die US-Präsidentschaftskandidatin vor allem mit ihren lässigen Converse-Sneakers von sich reden. Dieser Tage sind diese jedoch weniger ein Thema, umso mehr dafür ihr Halsschmuck.

Das Branchenblatt «WWD» veröffentlichte kürzlich einen Artikel über Harris’ Perlenhalsketten, die sie seit Jahren bei öffentlichen Auftritten trägt und die mittlerweile – in Versionen von Schmuckdesignern wie Wilfredo Rosado oder Irene Neuwirth – eines ihrer Markenzeichen sind.

Viel interessanter scheint aber eine massive Goldkette mit grafischen, ineinander verschlungenen Gliedern. Diese sind u-förmig, verbunden mit Kugeln an den Enden. Wer sich in der Schmuckwelt auskennt, erkennt dieses Design auf Anhieb: Es muss sich hier um die HardWear-Kollektion vom New Yorker Schmuckhaus Tiffany & Co. handeln. Auf unsere Anfrage hin bestätigt dies auch die Medienstelle der Luxusmarke, meint aber: «Da es sich nicht um eine offizielle Partnerschaft handelt, können wir als Marke nicht aktiv darüber kommunizieren.»

Bei genauerem Hinschauen scheint es eine «Graduated Link»-Kette in Gelbgold für 18 500 US-Dollar zu sein. Einige ihrer Kritiker jedoch wollen ein viel teureres Modell für 62 000 US-Dollar erkennen. So schrieb etwa der Trump/Vance-Anhänger Rob Smith auf X (Twitter): «Die Demokraten beschlossen, Kamala Harris in einer 62 000 Dollar teuren Tiffany-Halskette auf die Strasse zu schicken, um der Mittelschicht zu versichern, dass sie und die Leiche, die wir gerade durch eine Debatte keuchen sahen, ihre besten Interessen vertreten!» Jene beschriebene Kette aber ist massiver und enger anliegend als das Modell, das Harris trägt.

Luxusschmuck beim Spendenaufruf

Kamala Harris trägt ihre Goldkette auch in Videos, in denen sie für Wahlkampfspenden aufrief. Laut ihren Gegnern suggeriere dieser 62 000 US-Dollar teure Schmuck eine immense Kluft zwischen ihr und ihrem Zielpublikum – Amerikas Mittelklasse – und stelle somit ihre Glaubwürdigkeit im US-Wahlkampf klar infrage. Dass dieses Argument auf einem Preisirrtum basiert, scheint in der Hitze der Debatte unterzugehen (wobei natürlich auch die Frage gestellt werden könnte, ob 18 500 Dollar adäquat sind für einen solchen Auftritt).

Die Verbindung zur «falschen» und noch teureren Kette mag auch auf dem Auftritt zu Präsident Joe Bidens Rede zur Lage der Nation am 7. März basieren, als sie ihren vertrauten Schmuck noch enger am Hals trägt – bei einer Gliederkette ist ja das gut möglich. Bei den meisten anderen Auftritten, etwa dem Treffen mit Kim Kardashian im Weissen Haus am 25. April oder am Juneteenth-Gedenktag am 10. Juni, hängt die Kette wieder etwas tiefer herunter.

Dass Politiker und Politikerinnen viel Geld in ihre Äusserlichkeiten investieren, sorgt immer wieder für Debatten und Angriffsflächen für ihre Gegner. Man erinnere sich an Gerhard Schröders teure Brioni-Anzüge oder auch die hohen Coiffeur- oder Make-up-Rechnungen von Staatsoberhäuptern. Es wird also immer wieder darüber diskutiert, was Politikerinnen und Politiker optisch in die Waagschale werfen, ob sie den Bezug zur Realität verlieren oder sich volksnah zeigen, wie Kamala Harris’ kürzlich verkündeter Vize Tim Walz, der lässig mit Schirmmütze auftritt.

Verkörperung von Unverwüstlichkeit und Verwandlungskraft

Aus rein modischer Sicht ist die Wahl der HardWear-Kette von Tiffany & Co. jedenfalls nicht verwerflich. Sie strahlt einen eigenen Stil, Stärke und Symbolkraft aus, alles Attribute, die bei einem Wahlkampf so gerne thematisiert werden. Über den Preis lässt sich streiten. Die markante HardWear-Linie ist übrigens von einem Archivfund, einem Armband aus dem Jahr 1962, inspiriert.

Dass diese starken Attribute nun von Harris-Gegnern untergraben werden, ist schade. Da helfen wohl auch die Worte von Tim Walz an seinem ersten Auftritt als frisch nominierter Vizepräsidentschaftskandidat nicht: «Mind your own damn business», kümmert euch um euren eigenen Kram, sprach er die konservativen Gegner an.

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