Hat das Stil?
Mich stören die unpersönlichen Karten für grosszügigste Hochzeitsgeschenke oder das gänzliche Ausbleiben einer Reaktion allgemein. Bin ich alt, weil ich Dankbarkeit erwarte? – Kathrin F., Zürich
Liebe Kathrin, nein, Sie sind nicht alt, Sie sind ein normaler Mensch, der gerne ein Lebenszeichen erhielte, wenn er ein Paket zur Post gebracht hat. Im besten Fall würden wir uns alle handgeschriebene Karten schicken, aber nun sind diese Spitzen der Höflichkeit vom Zeitgeist der allgemeinen Lässigkeit heruntergeschliffen worden.
Meist kommen Dankesgrüsse per Whatsapp oder SMS, E-Mails wären noch eine Qualitätsklasse weiter oben, weil sie meist in zusammenhängender Sprache verfasst werden. Ausser bei High-End-Geschenken würde ich nichts Handgeschriebenes erwarten, sondern mich mit der digitalen Realität abfinden.
Ich möchte aber ein Plädoyer für das ebenfalls vom Aussterben bedrohte Telefonat halten, das in seiner Direktheit und Wechselseitigkeit geradezu verbindlich wirkt.
Was aber das Allerletzte ist: danken per Sprachnachricht. Wer als Dank auch noch dazu gezwungen wird, ellenlangen unstrukturierten Gedankengängen folgen zu müssen, der darf seine Geschenk-Policy gerne umstellen.
Ihre Fragen senden Sie bitte an: hatdasstil@nzz.ch.