Die grosse Versammlung der katholischen Kirche in Rom hat einige wichtige Beschlüsse gefasst. Der Zugang von Frauen zum Diakonat bleibt offen – nachdem es zuletzt zu einem kleinen Aufstand gekommen war.
Die Weltsynode hat etwas frischen Wind in den Vatikan getragen – wie von Papst Franziskus gewünscht. Am Sonntag ist in Rom die Schlussphase eines mehrjährigen Beratungsprozesses mit der Schlussabstimmung und Verabschiedung eines über 50-seitigen Dokuments zu Ende gegangen. An der Konferenz in Rom waren erstmals Laien, unter ihnen auch Frauen, mit Rede- und Stimmrecht beteiligt.
Und wie immer, wenn sich die katholische Kirche mit Neuerungen konfrontiert sieht, war hinter den vatikanischen Mauern eine gewisse Verunsicherung und eine Furcht vor Kontrollverlust zu spüren. Auf Geheiss des Papstes wurden besonders heikle Themen, zum Beispiel die Frauenfrage, schon vor der vierwöchigen Abschlussveranstaltung ausgeklammert beziehungsweise an Arbeitsgruppen zum vertieften Studium delegiert.
Mehr Dezentralität
Trotzdem hat die Versammlung einige wichtige Grundsatz-Beschlüsse gefasst. So soll die katholische Weltkirche künftig stärker dezentralisiert werden; ausserdem soll die Basis an wichtigen Entscheidungen stärker beteiligt werden, etwa bei der Auswahl neuer Bischöfe. Bei dogmatischen Themen hat freilich Rom weiterhin das letzte Wort. Zum Thema Missbrauch bleibt das Schlussdokument vage. Es brauche mehr Prävention, heisst es. Zudem soll die Rechenschaftspflicht und Kontrolle verbessert werden.
Bemerkenswert ist, dass Papst Franziskus darauf verzichtet hat, die Beschlüsse der Synode in ein eigenes päpstliches Schreiben zu kleiden. Vielmehr gab der Pontifex das Schlussdokument unmittelbar nach der Abstimmung zur Veröffentlichung frei. Das ist in dieser Form ein Novum im Vatikan und ein Zeichen neuer Transparenz.
Felix Gmür, der Bischof von Basel und Präsident der Schweizer Bischofskonferenz zeigte sich am Sonntag zufrieden mit den Ergebnissen. «Wir machen nun mit neuem Elan weiter», sagte Gmür. Aus Schweizer Sicht seien die Beschlüsse zur Partizipation, zur Dezentralität und zur Frauenfrage von besonderer Bedeutung.
Fast gestrauchelt
Allerdings wäre die Versammlung bei letzterem Thema, der Frage des Zugangs von Frauen zu Weiheämtern, fast gestrauchelt. Eine frühere Aussage des Papstes und ungeschicktes Agieren des dafür zuständigen Kardinals Victor Fernandez liess bei den Frauen den Eindruck von kompletter Gesprächsverweigerung entstehen. In Anwesenheit des Papstes und vor den versammelten Kardinälen und Bischöfen liessen darauf einige Teilnehmerinnen ihrem Unmut freien Lauf. Vor allem der Auftritt einer beherzten Ordensfrau soll das Plenum schwer beeindruckt haben. Sie fühle sich seit ihrer Kindheit berufen und wünsche sich nichts sehnlicher als eines Tages als Priesterin wirken zu dürfen, soll die Frau gesagt haben. Ihr Votum wurde offensichtlich auch von zahlreichen männlichen Würdenträgern begrüsst.
Am letzten Donnerstag kam es dann zu einer offenen Aussprache der Frauen und weiteren interessierten Teilnehmern mit Kardinal Fernandez, dem Glaubenspräfekten der katholischen Kirche. Auch der Inhalt dieses Treffens wurde vom Vatikan sofort integral veröffentlicht. Ergebnis dieser Rebellion ist folgender Passus im Schlussdokument: «Es gibt keine Gründe, die Frauen daran hindern, eine Führungsrolle in der Kirche zu übernehmen. Was vom Heiligen Geist kommt, kann nicht aufgehalten werden. Auch die Frage des Zugangs von Frauen zum diakonischen Dienst bleibt offen.»
97 Teilnehmer stimmten zwar gegen diesen Abschnitt, aber es reichte immer noch für eine komfortable Mehrheit. «Ich bin unglaublich erleichtert darüber», sagte am Sonntag die Schweizerin Helena Jeppesen-Spuhler, die als stimmberechtigte Delegierte an der Versammlung teilnahm und eine der Wortführerinnen der Frauen war. «Es war wichtig, dass dieses Zeichen kam.»