Mittwoch, Dezember 4

Didier Castella ist in Freiburg für Landwirtschaft zuständig. Nun hat er sich so offenherzig verteidigt, dass es ihm politisch sogar nutzen könnte.

Wenn etwas drei Mal passiert, sind es dann noch News? Ja, vielleicht gerade deshalb. Didier Castella, Mitglied der Freiburger Kantonsregierung, wurde vergangene Woche einmal mehr mit Alkohol am Steuer erwischt. «Das ist mir eine Lektion», hatte er nach dem ersten Mal, 2017, gesagt. Nach dem zweiten Mal, 2023, gestand er auf Facebook einen «persönlichen Fehler im privaten Rahmen». Nach dem dritten Mal lud er am Montag zur Pressekonferenz.

Kleinlaut und aufgewühlt, so präsentierte sich der 54 Jahre alte Freisinnige laut Freiburger Medien. Er sagte: «Es gibt Momente, in denen man lieber anonym bleiben würde, in denen man angesichts seiner eigenen Fehler am liebsten allein wäre.» Aber weil Castella als öffentliche Person eine Transparenzpflicht hat, wie er 2023 erklärt hatte, suchte er nun die Öffentlichkeit.

Nach sieben Stunden Feiern fuhr Castella heim

Fakten schildern, Klatsch und Tratsch unterbinden: Das war das erklärte Ziel des Staatsrats, der unter anderem für Landwirtschaft zuständig ist. Die Fakten schilderte er so: Am Donnerstag hatte er die 25-Jahr-Feier von «Terroir Fribourg» besucht, einem Förderverein für regionale Lebensmittel. Um 18 Uhr begann der Apéro, es folgte ein mehrgängiges Menu, schliesslich ein letztes Glas an der Bar. Gegen 1 Uhr stieg Castella in sein Auto und fuhr heim.

Von der Feier in Montbovon im Bezirk Greyerz zu seinem Wohnort sind es knapp zwanzig Kilometer. Auf der Fahrt kam Castella ein Polizeiauto entgegen. Es kehrte um, die Beamten hielten ihn an, liessen ihn pusten: 0,6 Promille. Knapp über der Strafgrenze von 0,5.

Normalerweise gibt es für einen solch leichten Verstoss nur eine Geldbusse von mindestens 600 Franken und eine Verwarnung. Doch Castella war erst 2023 mit 0,82 Promille erwischt worden. Dafür hatte er seinen Führerausweis für drei Monate verloren und eine Busse von 800 Franken auf Bewährung erhalten.

Der Führerausweis ist automatisch weg

Weil er nun vor Ablauf einer zweijährigen Frist erneut auffiel, wird sein Führerausweis für mindestens einen Monat eingezogen. Die Geldbusse von 2023 auf Bewährung jedoch werde weiterhin nicht vollzogen, erklärte die Freiburger Staatsanwaltschaft. Denn Castella habe sich nicht eines Verbrechens oder Delikts schuldig gemacht, nur einer Übertretung.

Castella gab sich am Montag zerknirscht. Seit dem Vorfall 2023 habe er sich im Griff gehabt. «Aber am Donnerstagabend war ich nicht weit von zu Hause und habe mich gehen lassen. Das ist ganz klar ein persönliches Scheitern, für das ich selbstverständlich die volle Verantwortung trage.» Er sei nicht alkoholsüchtig, aber er werde nun eine «Art Beratung oder Coaching» in Anspruch nehmen.

Damit endete sein mea culpa. «Kein einziges Glas, das ist schwierig in unserem Kanton», sagte er. Der FDP-Fraktionschef pflichtete ihm in der Zeitung «La Liberté» bei, dass man als Staatsrat auf Festen ständig Alkohol angeboten bekomme. Castella sagte weiter, er werde wegen dieser «leichten Übertretung des Strassenverkehrsgesetzes» nicht zurücktreten. «Der Wähler wird entscheiden.»

Filippo Lombardi verziehen die Wähler noch viel mehr

Doch es geht ja nicht nur um diesen einen Vorfall, sondern um drei. Besonders der erste, 2017, hatte es in sich: Castella war mit 1,24 Promille im Blut gefahren, hatte seinen Führerausweis für drei Monate verloren und war zu 160 Tagen gemeinnütziger Arbeit auf Bewährung verurteilt worden. Damals war er noch Kantonsparlamentarier und Freiburger FDP-Präsident – ein Jahr später wurde er deutlich in die Regierung gewählt.

Auch jetzt könnte Castella, trotz kritischen Medienkommentaren über sein «Glas zu viel», von dem Vorfall profitieren. Denn das Wahlvolk scheint fehlbare, offen selbstkritische Politiker zu goutieren. Filippo Lombardi zum Beispiel, der ehemalige Tessiner CVP-Ständerat, wurde regelmässig geblitzt, mit Alkohol am Steuer erwischt, und verursachte einen schweren Selbstunfall auf der Autobahn. Er wurde mehrfach wiedergewählt.

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