Private-Equity-Anbieter gewinnen Privatinvestoren als neue Kundengruppe. KKR-Managerin Alisa Wood nennt exklusiv bei The Market ein Ziel für das Jahr 2029 von 30 bis 50% Privatanlegeranteil am Fundraising. Rivale PGIM strebt 30% für 2032 an. Die Nachfrage aus der Schweiz ist stark.

Im Private-Equity-Geschäft werden vor allem die Private-Equity-Manager reich. Das zeigte eine Untersuchung des Oxford-Ökonomen Ludovic Phalippou von mehr als 2000 Private-Equity-Fonds, die zwischen 2006 und 2015 aufgelegt wurden: Mehr als 300 Mrd. € an Gewinnbeteiligung brachten die Übernahmevehikel ihren Initiatoren ein. Die Anleger kamen nach Gebühren auf eine jährliche Rendite von 11%. Nicht schlecht, aber ähnlich wie beim Weltaktienindex MSCI World in dem untersuchten Zeitraum.

Skepsis war also erlaubt, als die Buyout-Pioniere Blackstone und KKR im Jahr 2007 an die Börse strebten. Blackstone-Gründer Stephen Schwarzman gelang der Teilverkauf kurz vor Eskalation der grossen Finanzkrise. Jerome Kohlberg, Henry Kravis und George Roberts von KKR holten ihren Teil-Cashout 2010 nach. Im Rückblick müssen die Zweifler konstatieren: Die Dealmaker haben auch für Minderheitsaktionäre etwas übrig gelassen von ihren üppigen Gewinnen. In den vergangenen zehn Jahren hätten Anleger mit der KKR-Aktie doppelt so viel verdient wie mit dem US-Leitindex S&P 500 (ohne Dividenden). Der Kursgewinn von Blackstone kann sich ebenfalls sehen lassen.

Der Kurschart zeigt aber auch, dass Private-Equity-Aktien nichts für schwache Nerven sind. Schon in der Covid-Pandemie hatten KKR und Blackstone eine ähnlich starke Kursentwicklung relativ zum Leitindex gezeigt, um danach wieder (fast) auf das Niveau des Index zurückzufallen. Wer beim Kurshoch von Blackstone kaufte, liegt immer noch im Minus. Kurzfristig könnte es erneut heftige Rückschläge geben. Falls die Börsen nach den vielen starken Monaten Kursverluste erleiden sollten, wären die Private-Equity-Titel vermutlich erneut besonders stark betroffen. Zumal höhere Zinsen schlecht sind für das Stammgeschäft, das auf kreditfinanzierten Übernahmen beruht.

Langfristig spricht jedoch einiges dafür, dass die Buyout-Fonds weiter wachsen werden. Zumal sie inzwischen auch bei direkt vergebenen Krediten («Private Debt») und anderen Geschäften wie Infrastruktur- und Immobilieninvestments engagiert sind.

Ein weiterer Wachstumsfaktor wird dagegen viel weniger diskutiert als der Boom bei Private Debt: Die Marktführer bei Private Equity sind recht erfolgreich dabei, ihre Kundenbasis stark zu erweitern, indem sie Privatanleger als Kapitalgeber für sich gewinnen.

KKR-Managerin gibt erstmals ein grosses Ziel für 2029 aus

Marktführer KKR gibt sich zuversichtlich, das grösste Wachstumshemmnis der Branche überwinden zu können: das begrenzte Potenzial bei den bisherigen Geldgebern. Die Private-Equity-Granden drohten zu Opfern ihres eigenen Erfolgs zu werden. Pensionskassen, Versicherer und auch grosse Family Offices haben oft bereits fast ein Drittel ihres Kapital abseits der Börse angelegt. Viel höher dürfte der Portfolioanteil von Private Equity und Private Debt kaum steigen, schliesslich gibt es auch noch Aktien und Anleihen.

Seit zwei, drei Jahren verbreiten die Führungskräfte der Beteiligungsgesellschaften daher eine neue Wachstumsstory: Künftig sollen auch Privatanleger bei ihnen investieren, nicht mehr nur die Profis. Bislang war unklar, ob da mehr tönt als nur das Pfeifen im Walde.

Ob die Dealmaker bei ihrem Werben um Privatanlager erfolgreich sind, ist auch aus Sicht von Analysten mitentscheidend für die weitere Kursentwicklung von Branchenaktien wie KKR, Blackstone und Apollo. Wie stark der Private-Equity-Anteil in den Portfolios vermögender Privatkunden steige, sei eine der fünf wichtigsten Fragen, die Anleger den Anbietern stellen sollten, riet Deutsche Bank Research den Kunden Ende Mai.

Interviews von The Market zeigen nun, dass die Marktführer beim Erschliessen der neuen Zielgruppe gut vorankommen. Auf dem weltweit grössten Treffen der Branche Anfang Juni, der SuperReturn International Konferenz in Berlin, nannten Manager führender Anbieter ehrgeizige Ziele, verbunden mit konkreten Zahlen und Daten, wann diese erreicht werden sollen. Falls die Verantwortlichen nicht völlig falsch liegen, steht der Branche eine starke Ausweitung ihrer Investorenbasis bevor.

KKR nennt erstmals Datum für Privatanlegerquote von 30%

Alisa Wood ist bei KKR für den Verkauf von Private-Equity-Investments an Privatanleger zuständig. Die Partnerin ist Co-CEO der sogenannten K-Serie. Dabei handelt es sich um ein Investmentprogramm mit monatlicher Einzahlung und der Möglichkeit, vierteljährlich einen Teil des Kapitals zurückzuerhalten. Anleger würden Zugang zu den selben Private-Equity-Deals von KKR erhalten wie die Grossinvestoren, zu ähnlichen Gebühren, verspricht Wood. Das Angebot sei bereits bei siebzig Banken und Vermögensverwaltern erhältlich.

Im Gespräch mit The Market verriet die KKR-Managerin grosse Ambitionen. «In fünf Jahren werden 30 bis 50% unseres Fundraising bei Private Equity aus diesen Kanälen kommen», sagte Wood. Damit setzt KKR erstmals ein zeitliches Ziel für die Privatanleger-Offensive. Co-CEO Scott Nuttall hatte 2021 angekündigt, «in einigen Jahren» 30 bis 50% der Gelder von Privatanlegern einzusammeln. Den damaligen Anteil bezifferte er auf 10 bis 20%. Ein Datum für die Zielerreichung hatte KKR aber bisher nicht genannt. Durch Woods Konkretisierung auf das Jahr 2029 wird das Ziel nun für Anleger überprüfbar.

Seit dem Start vor gut einem Jahr hat Woods K-Serie bereits mehr als 9 Mrd. $ eingesammelt. Insgesamt verwaltet KKR allerdings 553 Mrd. $ an Kundenkapital («Assets under Management»). «Wir sind erst am Beginn der Investments von Privatanlegern in Private Equity», sagt Wood.

Nur 2% der privaten Vermögen seien 2022 in Private Markets wie Private Equity investiert gewesen, also rund 4000 Mrd. $, rechnete Co-CEO Nuttall auf dem Kapitalmarkttag von KKR am 10. April vor. Die privaten Vermögen würden wachsen und der Anteil davon in Private Markets solle bis 2027 auf 6% steigen. Das würde ein Wachstum des bei KKR und den Branchenrivalen investierten Privatanlegerkapitals um 11’000 Mrd. auf 15’000 Mrd. $ bedeuten. Die letztgenannte Summe entspricht dem gesamten Kapital, das heute in sogenannten Alternative Investments wie Private Equity angelegt ist.

Wettbewerber PGIM zeigt ebenfalls grosse Ambition

Der Ehrgeiz von KKR beim Gewinnen der Privatinvestoren wird von Wettbewerbern geteilt. Die Schweizer Partners Group hat 2022 eine eigene Geschäftseinheit für Private Wealth gegründet. Der europäische Anbieter EQT hat im Mai 2023 ein Angebot für Privatanleger gestartet. US-Grossanbieter Apollo und andere Marktführer haben je dreistellige Zahlen von neuen Vertriebskräften eingestellt.

Die Ziele von KKR gelten als ehrgeizig, aber realistisch. «Wir glauben an den Trend, dass Vermögensverwalter immer mehr Private-Markets-Investments an ihre Kunden verkaufen», sagte Eric Adler, Chef von PGIM Private Alternatives, am Rande der SuperReturn-International-Konferenz. Bei der Zielvorgabe und dem Zeitplan gibt er sich etwas zurückhaltender als KKR-Managerin Wood. «Es ist erreichbar, 30% des Kapitals bei Privatanlegern einzusammeln, in sieben oder acht Jahren», sagt Adler, der bei der Fondsgesellschaft des Versicherers Prudential für 320 Mrd. $ Kundengeld in den Private Markets verantwortlich ist. Auch das wäre eine erhebliche Erweiterung der Kundenbasis für Private Equity, Private Debt und weitere börsenferne Anlagen.

Starke Nachfrage von Vermögenden in der Schweiz

PGIM und KKR werben auch in Europa um Wohlhabende. In der Schweiz sei die Nachfrage vermögender Privatanleger nach dem Angebot von KKR sehr stark, sagte ein Unternehmenskenner. In Deutschland arbeite die Beteiligungsgesellschaft daran, weitere Partner für den Vertrieb zu finden.

Weder PGIM noch KKR nutzen für ihre Angebote für Privatanleger das reformierte EU-Recht für sogenannte «European Long-Term Investment Funds» (ELTIF). Durch diese Fonds ist seit Jahresanfang ein Investment für EU-Bürger unterhalb der zuvor rechtlich vorgesehenen Mindestanlage von 200’000 € möglich. Finanzdienstleister haben Dutzende solcher ELTIF angekündigt.

Der digitale Vermögensverwalter Liqid aus Berlin bietet seit Mai ein Private-Equity-Investment ab 10’000 € nebst Sparplan an. «Das ist wie ein ETF-Sparplan für WHU-Absolventen», sagt Liqid-CEO Christian Schneider-Sickert. Kapitalmarkt-affine Gutverdiener so wie die Eleven der deutschen Business School: Das ist die Zielgruppe. Kunden hätten binnen weniger Wochen bereits mehr als 50 Mio. € dort investiert. «Mit dem Start sind wir zufrieden.» Das Geld fliesst in Co-Investments an der Seite von Buyout-Fonds in mittelgrosse Unternehmen.

«Anleger müssen die Besonderheiten von Private Equity verstehen und die einsgeschränkte Liquidität akzeptieren», räumt Schneider-Sickert ein. Als Risiko wertet Schneider-Sickert, «dass schlechte Anlageprodukte mit viel zu hohen Gebühren den Ruf von Private Equity bei Privatanlegern beschädigen könnten». Solche Angebote hätten auch schon vor der Welle neuer ELTIF-Fonds zu Recht für Frust bei Anlegern gesorgt.

Blackstone führt auch bei vermögenden Privatkunden

Der Berliner Vermögensverwalter hat auch die namhafte Konkurrenz durch direkte Angebote der Private-Equity-Anbieter wie KKR an Privatanleger im Blick. Blackstone sei hier international führend, sagt Moritz von Rhein, der bei Liqid für das Private-Equity-Geschäft zuständig ist: «Die sprechen Vermögensverwalter an und schaffen es dadurch, für einzelne Fonds sehr grosse Summen bei Privatinvestoren einzusammeln.»

Blackstone hat bereits vor drei Jahren eine gesonderte Investmentplattform für vermögende Privatanleger aufgesetzt.«Wir verwalten 241 Mrd. $ aus unserem Private-Wealth-Kanal,» heisst es auf der Internetseite des Unternehmens. Der Marktführer betreut insgesamt mehr als 1000 Mrd. $ Kundenkapital.

Die führenden Beteiligungsgesellschaften wie Blackstone und KKR meinen es also ernst mit ihrem Werben um Privatanleger. Sie kommen dabei so gut voran, dass KKR sein Ziel nun um ein Datum für die Erreichung konkretisiert. Es sieht also danach aus, dass Private Equity dank der neuen Kapitalquellen noch viel grösser werden wird. Zulasten der öffentlichen Aktienmärkte.

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