Montag, November 25

«Wasserwege» heisst der Fall von der deutsch-polnischen Grenze. Er plätschert auf gute Art.

Der neue «Polizeiruf 110» fliesst dahin wie die Wasserwege des Finowkanals in Brandenburg. Unspektakulär eigentlich. Aber das ist auch das Schöne daran. Die Menschen, das Wetter, die Landschaft – alles ist ein bisschen alltagsgrau, fühlt sich authentisch an. Zur Abwechslung ganz angenehm. Gerade im Unterschied zu den «Tatorten» in jüngster Zeit, die sich so anstrengten, Hollywood zu zitieren oder originell zu sein. Der grosse cineastische Wurf wird mit diesem «Polizeiruf» nicht angepeilt, und das ist gut so.

Es geht also zurück zu den Basics: Eine Leiche wird gefunden, ein Täter gesucht. Tot im Kanu, am Ufer des Kanals, liegt eine junge Studentin. Offenbar erschlagen, aber von wem und warum? Klassischer und geradliniger ginge kaum. Trotzdem schaut man gern zu. Was vor allem an den Hauptdarstellern liegt, André Kaczmarczyk als Ermittler Vincent Ross und Frank Leo Schröder als sein Kollege Karl Rogov.

Sie füllen das Format mit Leben. Vielleicht ist es gerade die schlichte Tätersuche, die Gelegenheit für Momente schafft, die etwas über die Figuren erzählen (Drehbuch: Seraina Nyikos, Lucas Flasch, Mike Bäuml, Felix Karolus). Vincent Ross hört zu, auch wenn andere ihm nicht zuhören wollen. Und er sieht ganz genau hin mit seinen kajalumrandenten Augen, mit denen er an ein Bandmitglied von The Cure erinnert. Sein Gespür für Menschen, die ihm dumme Geschichten aufbinden wollen, ist ausgeprägt.

Sensibles Zusammenspiel

Ausserdem hat er keinen Bedarf, sich als Autoritätsfigur aufzuspielen. Er lässt auch nicht den einsilbigen Macho mit zackigen Mackersätzen raushängen. Das hilft im Zusammenspiel mit seinem älteren Kollegen Karl Rogov (Frank Leo Schröder), der nicht gerade der geborene Teamplayer ist. Rogov ist anscheinend ein Polizistentyp vom alten Schlag, einer, der schon alles gesehen hat. Der aber auch beim Bier mit einer Kollegin, der Wasserschutz-Polizistin Gunde Johannsen (Petra van de Voort), ein paar Unsicherheiten und Lebensfehler andeutet.

Die Ermittlungen entlang der alten Wasserstrasse in der Nähe von Eberswalde führen nicht in schrille Milieus, nicht in schicke Wohnungen oder an aufregende Orte. Ross und Rogov hören sich im Schiffshebewerk in Niederfinow um, auf einem Binnenschiff, das von zwei Schwestern (Jana Julia Roth und Sophie Pfennigstorf) betrieben wird, die auf dem Weg von Berlin nach Stettin regelmässig Fracht im Eberswalder Hafen aufnehmen.

Übliche Verdächtige

Die Ermittler rekonstruieren den letzten Weg der Toten. Ihr Professor Milan Günschow (Robert Kuchenbuch) hatte am Abend des Mordes seinen Geburtstag mit Studenten und Studentinnen gefeiert, darunter auch mit der jungen Frau, deren Leben später am Ufer des Kanals endete. Milans Bruder Peter (Wanja Mues) erscheint beim Verhör der Polizisten und auch im Gespräch mit Milan wenig auskunftsfreudig («Jetzt hör doch mal auf mit deiner Einsamer-Wolf-Scheisse.»)

Der wortkarge Peter gerät in den üblichen Kreis der Verdächtigen – wie auch der Ex-Freund (Dominikus Weileder) der Ermordeten, der zum Drogenkauf nach Berlin fährt, «in die Hauptstadt der Abgründe», wie Ross schnippisch anmerkt. Ein bisschen aus dem Gleis des Üblichen springt der «Polizeiruf» von der deutsch-polnischen Grenze dann im Showdown. Da kommt es zu Überraschungen, mit denen auch die Kommissare nicht gerechnet haben. Auf einmal schaltet sich das LKA ein, «weil es um etwas Grosses geht».

Am Sonntag, 13. Oktober, um 20.15 Uhr bei der ARD.

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