Der Rohstoff steckt in den Batterien von Elektroautos, die Nachfrage ist so gross wie nie. Aber allen voran die chinesischen Produzenten fluten den Markt – und das nicht aus wirtschaftlichen, sondern geostrategischen Überlegungen.

Was immer wertvoller wird, müsste eigentlich auch teurer werden. So gesehen wäre zu erwarten, dass die Preise für kritische Rohstoffe steigen, da sie wichtige Bauteile von erneuerbaren Technologien für die Energiewende sind.

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Doch in der Realität passiert das Gegenteil. Viele Rohstoffe sind in den letzten Monaten nicht teurer, sondern massiv günstiger geworden. Und das, obwohl die Nachfrage gross ist.

Denn manche Produzenten fluten den Markt. Sie produzieren nicht nach rein wirtschaftlichen Massstäben, sondern orientieren sich an geopolitischen Interessen. Das zeigt sich beispielhaft an einer neuen Studie zum Metall Kobalt, die am Mittwoch vom Cobalt Institute veröffentlicht wurde.

Grosse Nachfrage, noch grösseres Angebot

Kobalt ist aufgrund seiner guten Leitfähigkeit ein wichtiger Bestandteil von Batterien. Diese wiederum werden immer wichtiger, vor allem im Bereich der Mobilität. So gibt es weltweit immer mehr Elektroautos, was den Bedarf an den darin verbrauchten Rohstoffen ankurbelt. In China beispielsweise wurden im vergangenen Jahr 39 Prozent mehr Elektroautos verkauft als noch im Vorjahr. Die Nachfrage nach Kobalt war 2024 laut der Studie so gross wie in keinem Jahr zuvor.

Weltweit wird denn auch viel Kobalt gefördert. So viel, dass das Angebot die rekordhohe Nachfrage nach dem Metall sogar übersteigt.

Schuld daran trägt vor allem der grösste Förderer von Kobalt, die Firma China Molybdenum (CMOC). Das chinesische Bergbauunternehmen förderte letztes Jahr in zwei Minen in Kongo-Kinshasa 114 000 Tonnen Kobalt – mehr als die Hälfte der gesamten Menge, die im gleichen Zeitraum weltweit nachgefragt wurde.

Wieso fördern manche Bergbauunternehmen viel mehr Kobalt, als es braucht?

Geostrategische Überlegungen werden immer wichtiger

Laut den Studienautoren liegt das an den veränderten Prioritäten beim Abbau von Rohstoffen. Dinah McLeod, die Leiterin des Cobalt Institute, sagt, dass es bei der Förderung von Kobalt nicht mehr nur darum gehe, mit dem Metall nachhaltigere Technologien zu bedienen und so die Klimaziele zu erreichen. «Nationale Sicherheit, Wachstum für die Industrie und wirtschaftliches Wohlergehen sind jetzt ebenfalls wichtig.»

Viele chinesische Unternehmen häufen grosse Reserven an Kobalt an, Experten sprechen von «stockpiling». Damit wollen sie sich gegen Risiken absichern, beispielsweise, dass unverhofft die Produktion einmal spärlicher ausfällt oder sich die Lieferungen verzögern. Zudem sorgen tiefe Preise dafür, dass Konkurrenten aus dem Markt gedrängt werden.

Allgemein stellen die Studienautoren fest, dass der Handel mit Rohstoffen immer stärker von geostrategischen Überlegungen dominiert werde. In den USA habe die Trump-Regierung die Konfrontation mit China verstärkt. Sie sei bestrebt, Chinas Einfluss auf die Lieferketten amerikanischer Unternehmen zu verkleinern. Und auch die EU habe klargemacht, bei den Rohstoffen unabhängiger von China werden zu wollen – etwa, indem nun auch sie an eine gemeinsame «Stockpiling»-Strategie denkt.

Wichtigstes Lieferland verbietet den Export

Durch den Überhang des Angebots ist der Preis für Kobalt stark gesunken. 2022 kostete eine Tonne des Metalls 80 000 Dollar. Im Frühjahr 2025 lag der Preis bei 22 000 Dollar.

Das setzt allen voran die Produzenten des Metalls unter Druck. Die tiefen Preise machen mancherorts die Förderung unprofitabel – und sorgen nicht nur bei Privatunternehmen für Einbussen.

Denn drei Viertel des weltweit geförderten Kobalts werden in einem einzigen Land abgebaut: in Kongo-Kinshasa, einem Staat in Zentralafrika, der mehr als sechsmal so gross wie Deutschland ist. Für das Land ist die Preisentwicklung von Kobalt von grosser Bedeutung. Es bezieht die Hälfte seiner Staatseinnahmen aus dem Bergbausektor.

Die Regierung von Kongo-Kinshasa verhängte Ende Februar ein Exportverbot für Kobalt. Durch eine erzwungene Verknappung des Angebots soll sich der Preis erholen. Der Ausfuhrstopp solle für vier Monate gelten, kündigten die Behörden an.

Wie es danach weitergeht, hat die Regierung von Kongo-Kinshasa noch nicht erklärt. Sie könnte das Verbot verlängern – oder es zurückstufen, indem sie beispielsweise eine Ausfuhrbeschränkung einführt.

Betroffen davon ist auch der Rohstoffriese Glencore aus Baar, der in Kongo zwei Minen betreibt. Das Unternehmen möchte sich auf Anfrage nicht zu den Entscheiden der Regierung äussern. Marie-Chantal Kaninda, Präsidentin von Glencore in Kongo-Kinshasa, sagt jedoch, dass das Unternehmen weiterhin produziere. Denn Glencore baue in Kongo-Kinshasa auch Kupfer ab, Kobalt sei dabei das Nebenprodukt. «Unser Kobalt wird derzeit gelagert», sagt Kaninda.

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