Freitag, April 18

Das britische Königspaar feiert seinen Hochzeitstag. Rückblick auf eine turbulente Beziehung, die sehr viel früher begann als erlaubt.

Camilla war die grosse Liebe von Charles. Das war sie immer. Schon 1981, als Charles eine gewisse Diana Spencer heiratete. Diana, weltberühmt geworden als Lady Di, realisierte es schon bald, später erfuhren es alle. 1995 sagte Diana in einem BBC-Interview den berühmten Satz: «Wir waren zu dritt in dieser Ehe, deswegen war es ein bisschen eng.»

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Jahrelang hatte Diana die Affäre ihres Ehemannes mit Camilla ertragen, dann brach sie ihr Schweigen, was letztlich zur Scheidung führte. Wenig später kam sie bei einem Autounfall in Paris ums Leben. Charles und Camilla hingegen blieben vereint. Und sind es immer noch. Nun jährt sich ihr Hochzeitstag zum zwanzigsten Mal. Und es ist, als wären da zwei gegen alle Widerstände trotzig zusammengeblieben.

Vom ersten Treffen zwischen Charles und Camilla gibt es verschiedene Versionen. In der bekanntesten treffen sie sich bei einem Polospiel im Windsor Great Park. Es ist das Jahr 1970, sie sind beide Anfang zwanzig. Die aufblühende Romanze endet, als Charles im Jahr darauf in die Royal Navy eintritt. Eine Hochzeit hätte das britische Königshaus damals nicht erlaubt. Für den Thronfolger ist eine Frau ohne romantische Vergangenheit verlangt. Camilla hatte aber bereits vor Charles eine On-off-Beziehung mit dem Kavallerieoffizier Andrew Parker Bowles.

So heiratet Camilla 1973 Parker Bowles, mit Charles pflegt sie weiterhin eine gute Beziehung. Er wird 1974 Pate ihres erstgeborenen Sohnes Tom. Dem Kronprinzen werden in den folgenden Jahren diverse Frauengeschichten nachgesagt, doch nie ist es etwas Ernstes. 1977 lernt Charles die 16-jährige Diana Spencer kennen. Zu jenem Zeitpunkt ist er mit ihrer Schwester Sarah Spencer zusammen. Im Jahr darauf beginnt er laut einigen royalen Biografen eine Affäre mit der verheirateten Camilla.

Der Beginn einer unglücklichen Ehe

1980 ist Charles 31 Jahre alt und noch immer nicht verheiratet. Er beginnt eine Beziehung mit Lady Diana, sie ist die noch unangetastete Frau, die sich das britische Königshaus wünscht. Im Februar 1981 verloben sie sich. Im ersten offiziellen Interview kommt es zu einem denkwürdigen Moment. Der Journalist sagt zu den beiden: «Ihr beide seht sehr verliebt aus.» Diana antwortet mit «Oh, ja. Absolut», worauf Charles anfügt: «Was auch immer ‹verliebt sein› bedeutet.»

Charles weiss damals durchaus, was ‹verliebt sein› bedeutet. Nur hegt er diese Gefühle gegenüber Camilla. Im Juli 1981 heiraten Charles und Diana, über 750 Millionen schauen am Fernsehen zu, Camilla tut es aus nächster Nähe. Sie sitzt in der St.-Pauls-Kathedrale, als Diana den Gang hinunterschreitet. Jahre später wird Diana sagen: «Ich wusste natürlich, dass sie da drin war. Ich habe nach ihr Ausschau gehalten.»

In den Jahren 1982 und 1984 bringt Diana die gemeinsamen Söhne William und Harry auf die Welt. Laut der von Charles autorisierten Darstellung «Prince of Wales: A Biography» nimmt Charles 1986 seine Affäre mit Camilla wieder auf. Diana weiss davon. Sie schweigt, doch die Presse stürzt sich auf das unglücklich wirkende Ehepaar. Erst 1989 konfrontiert Diana ihre Rivalin Camilla an einer Geburtstagsparty.

Sie soll zu Camilla gesagt haben: «Ich weiss, was zwischen dir und Charles vor sich geht, und ich möchte, dass du das weisst.» Darauf habe Camilla zu ihr gesagt: «Du hast alles, was du jemals wolltest. Alle Männer der Welt verlieben sich in dich, und du hast zwei wunderbare Kinder, was willst du mehr?» Darauf antwortete Diana: «Ich will meinen Mann.»

Im Juni 1992 erscheint die Biografie «Diana – ihre wahre Geschichte». Charles’ und Camillas Affäre, auch Dianas eigene Affäre mit dem Reitlehrer James Hewitt, werden damit publik. Sie stürzen das britische Königshaus in eine grosse Krise. Im Dezember desselben Jahres geben Charles und Diana ihre Trennung bekannt.

Die Bestätigung der Affäre erfolgt Anfang 1993, als die britische Presse – aufgrund der angeblich zufälligen Abhörung eines Radioamateurs – ein komplettes Transkript eines Telefongespräches zwischen Charles und Camilla publiziert. Das Gespräch fand 1989 statt und wurde aufgrund seines skandalösen Inhaltes als «Tampongate» bekannt. Charles sagte, dass er gern in Camillas Hose leben oder als ihr Tampon wiedergeboren werden würde.

Trotz dem Skandal dauert es noch bis 1995, bis Camilla die Scheidung von Andrew Parker Bowles einreicht. Charles und Diana finalisieren ihre Scheidung 1996. Endlich dürften Charles und Camilla legal zusammen sein, doch die Ausgangslage ist schwierig.

Trotz dem Skandal dauert es noch bis 1995, bis Camilla die Scheidung von Andrew Parker Bowles einreicht. Charles und Diana finalisieren ihre Scheidung 1996. Endlich dürften Charles und Camilla legal zusammen sein, doch die Ausgangslage ist schwierig.

Ein zaghafter Neuanfang

Camilla wird in der Presse als Ehezerstörerin verschmäht, und der überraschende Tod von Diana, die 1997 nach einer Paparazzi-Verfolgung mit ihrem Geliebten Dodi al-Fayed bei einem Autounfall in Paris ums Leben kommt, macht alles komplizierter. Charles wartet ein Jahr ab, bis er Camilla seinen Söhnen vorstellt. 1999 treten sie erstmals öffentlich als Paar auf. Charles’ Mutter, Queen Elizabeth II., willigt 2000 auf ein Treffen mit Camilla ein. Ein grosser Schritt, der als Camillas Akzeptanz in der royalen Familie verstanden wird.

Trotz dieser wichtigen überwundenen Hürde treiben die beiden ihre Beziehung mit Bedacht voran. Erst 2003 zieht Camilla in die offizielle Residenz von Charles, 2005 verkündigen sie ihre Verlobung. Die britischen Schlagzeilen fallen geteilt aus und spiegeln damit die öffentliche Meinung. Die «Times» titelt: «Nach 30 Jahren bringt Charles sein Haus in Ordnung». Die Boulevardzeitung «Daily Express» fragt sich derweil: «Was würde Diana sagen?»

Charles’ Söhne, Prinz Harry und Prinz William, bitten ihren Vater, Camilla nicht zu heiraten, wie Harry später in seiner Biografie «Spare» schreiben wird. Doch der Vater hört nicht auf seine Söhne, am 9. April 2005 geben sich Charles und Camilla in Windsor das Jawort. Es ist das erste Mal, dass eine geschiedene Person einen – ebenfalls geschiedenen – Thronfolger heiratet. Es sei nicht einfach gewesen, wird Camilla 2023 zur «Vogue» sagen. Sie sei so lange hinterfragt worden. «Aber ich denke, am Ende stehe ich darüber und mache weiter. Man muss mit dem Leben weitermachen.»

Der Aufruhr um das Paar legt sich nach der Hochzeit, die beiden gehen ihren Rollen im britischen Königshaus nach. Für Schlagzeilen sorgen in den folgenden Jahren vor allem andere Royals. Unter ihnen der feiernde Prinz Harry und seine spätere Hochzeit mit der Schauspielerin Meghan Markle sowie Prinz Andrew und dessen Freundschaft mit dem Sexualstraftäter Jeffrey Epstein. Erst mit dem Tod von Queen Elizabeth II. 2022 rücken Charles und Camilla wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Am 6. Mai 2023 werden sie mit dem ausdrücklichen Segen der Queen zu König und Königin gekrönt.

Es sei nicht immer einfach, Zeit für die Ehe zu finden, sagt Camilla 2023 zur «Vogue». Sie versuchten jeden Tag, einen Moment der Gemeinsamkeit zu finden. Wenn sie einmal genug Zeit hätten, genössen sie es auch, in verschiedenen Ecken des Raumes ein Buch zu lesen. «Man sitzt nur da und ist zusammen.» Es sind gewöhnliche Momente im Leben eines ungewöhnlichen Paares.

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