Mittwoch, April 2

Ein Espresso am späten Abend? Manchen macht das nichts aus, für unseren Kolumnisten ist es ein Tabu. Wie man Genuss und Gesundheit unter einen Hut bringt.

Mit meinem alten Freund Jörg und seiner Frau Astrid ein Nachtessen in einem schönen Restaurant einzunehmen, ist immer ein Erlebnis – auch wegen des Schlussakts, der mich nach wie vor in Erstaunen versetzt. Jörg nämlich bestellt sich stets – egal, wie spät es geworden ist – einen Espresso, und zwar einen doppelten. Meist lässt er sich dann noch einen zweiten kommen und geniesst auch diesen ohne Bedenken. Ich hingegen habe welche: «Kannst du denn danach schlafen?», lautet meine bei solchen Treffen inzwischen fast zur Routine gewordene Frage. «Kein Problem», lautet die stets gleiche Antwort.

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«Hauptsache, gesund»

In dieser Kolumne werfen Autorinnen und Autoren einen persönlichen Blick auf Themen aus Medizin und Gesundheit.

Espresso mag ich auch, aber bitte nicht nach zwei Uhr nachmittags. Auch bei meinem Lieblingsgetränk Cola schaue ich auf die Uhr. Besonders gern habe ich die kalorienfreien Variante der oft spöttisch als «schwarze Brause» bezeichneten Erfindung des Apothekers John Pemberton aus Atlanta. Aber später als am Nachmittag gibt es das Zischen einer schwungvoll geöffneten Dose Cola bei uns nicht zu hören.

Ob in Kaffee, Cola, Tee oder Energy-Drinks: Koffein ist ein starkes Stimulans. Oft nimmt man es ganz gezielt mit Blick auf diese Wirkung ein, bei nächtelangem Lernen vor einem Examen zum Beispiel. Aber das Hinauszögern oder gar Verhindern des Schlafes ist auf Dauer natürlich nicht gesund, ebenso wenig wie der durch hohe Dosen von Koffein bewirkte Blutdruckanstieg.

Wie schafft man es, vom Genuss und der wohltuend belebenden Wirkung des Koffeins zu profitieren und doch Schlafstörungen oder Herzklopfen zu vermeiden? Am Ende ist auch dies eine Frage der Dosis. Wie bei vielen Genussmitteln gibt es auch für Koffein Empfehlungen von Fachleuten. Dabei sollte man allerdings bedenken, dass jede Person ihren individuellen Grenzwert hat.

Wie man auf Koffein anspricht, ist individuell sehr verschieden

Die 400 mg Koffein pro Tag, welche die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA als Obergrenze angibt und die zwei bis drei normalen Tassen Kaffee entsprechen, haben auf eine zarte Frau eine viel stärkere Wirkung als auf einen Zwei-Meter-Riesen wie meinen Freund Jörg. Er ist überdies auch noch Raucher; eine Personengruppe, die Koffein schneller verstoffwechselt.

Die Wirkung von Koffein tritt bei den meisten Menschen nach 15 bis 20 Minuten ein und hält rund 4 Stunden an, bei manchen auch länger. Ärzte empfehlen, mindestens 6 Stunden vor dem Zeitpunkt, an dem man normalerweise zu Bett geht, keine koffeinhaltigen Getränke mehr einzunehmen. Auch von der Kombination von Koffein und Alkohol wird abgeraten.

Besonders zurückhaltend sollten Schwangere sein. Die oft genannte Obergrenze von 200 mg am Tag könnte für sie noch zu hoch sein: Eine amerikanische Studie fand für Kinder von Schwangeren mit einem solchen Konsum Hinweise auf ein verringertes Wachstum noch bis ins Grundschulalter.

Es gibt also Situationen – und Uhrzeiten –, in denen koffeinfreie Varianten die bessere Wahl sein dürften. Wer sonst gesund (und nicht schwanger) ist, kann sich dann umso mehr auf den morgendlichen Kaffee freuen. Oder man versucht es einmal mit einem nur wenig Koffein enthaltenden Grüntee zum Frühstück.

Bereits erschienene Texte unserer Kolumne «Hauptsache, gesund» finden Sie hier.

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