Dienstag, Oktober 8


MOde-News

Die 62-Jährige Designerin war seit 1987 für die Maison tätig, eine langjährige Stellvertreterin von Karl Lagerfeld und übernahm nach dessen Tod die künstlerische Leitung der Modekollektionen seit 2019. Nun wurde ihr Weggang kommuniziert.

Die Kreativdirektorin Virginie Viard wird Chanel verlassen, so bestätigte es die Luxusfirma gegenüber dem «Branchenportal Business of Fashion» («BoF»). Eine neues Kreativteam würde zu gegebenem Zeitpunkt bekanntgegeben, so Chanel. Mitarbeiter wurden am Mittwochnachmittag über Viards Weggang informiert. Es blieb ein kurzes Zeitfenster, um sich von der Designerin zu verabschieden, bevor sie Chanels historischen Sitz in der Pariser Rue Cambon verliess, so Quellen gegenüber «BoF».

27 Jahre bei Chanel

Per E-Mail bestätigte Chanel am späten Mittwochabend in einer Erklärung Viards Ausscheiden «nach einer reichen Zusammenarbeit von fünf Jahren als künstlerische Leiterin der Modekollektionen, in denen sie die Codes des Hauses erneuern konnte, während sie das kreative Erbe von Chanel respektierte, und nach fast dreissig Jahren innerhalb des Hauses.»

Viard war seit 1987 für die Maison tätig, eine langjährige Stellvertreterin von Karl Lagerfeld und übernahm nach dessen Tod die künstlerische Leitung der Modekollektionen. Unter Viards Leitung erlebte Chanel einen historischen Umsatzanstieg, als die Nachfrage nach Luxusgütern während der Covid-19-Pandemie explodierte: Ein Umsatzplus von 19,7 Milliarden Dollar im Jahre 2023 , mehr als 75 Prozent gegenüber 2018.

Die 62-jährige Viard leitete ein breites Modeimperium – begehrte Handtaschen, Modeschmuck und Schuhe: Die Ready-to-wear-Absätze sind laut Chanel im Vergleich zu 2018 um 2,5 Prozent gestiegen, da die Designerin das Erbe Lagerfelds konsequent fortführte und gleichzeitig Signature-Stücke wie 20 000-Dollar-Tweedjacken mit einer leichteren, geschmeidigeren Silhouette einführte.

Hedi Slimane, Sarah Burton oder Pierpaolo Piccioli?

Bei der Frage von Viards Nachfolge bei Chanel drängt sich die Tatsache auf, dass sich Celine-Kreativdirektor Hedi Slimane seit letztem Herbst in einer heiklen Vertragsverhandlung befindet, die zu seinem Ausstieg führen könnte. Dieser könnte schon im Juli stattfinden, wie Branchenkenner kürzlich munkelten – das würde Slimane, der wie einst Karl Lagerfeld die eigenen Mode-Kollektionen selbst fotografiert, zu einem idealen Anwärter machen. Gerüchte darüber waren in den sozialen Medien bereits im Umlauf. Weitere Top-Designer, die infrage kommen: Ex-Valentino-Kreativdirektor Pierpaolo Piccioli und die ehemalige Alexander McQueen-Designerin Sarah Burton.

Vielleicht kommen aber auch ehemalige Kreativchefs infrage, die seit längerem ohne Anstellung sind: Clare Waight Keller etwa, die bei Givenchy war, oder gar Christopher Bailey, Ex-Burberry-Kreativchef.

Die Kommunikation von Viards Abgang kommt in einer anspruchsvollen wirtschaftlichen Zeit, da sich die Luxusbranche derzeit auf ein schwieriges Jahr einstellt: Auf die finanziellen Höchstwerte nach der Pandemie folgt eine Baisse – nicht nur in den USA und in Europa, sondern allmählich auch in China, dem einst wichtigsten Wachstumsmarkt der Branche.

Der Gewinn der Kering-Gruppe (mit den Marken Gucci, Yves Saint Laurent, Balenciaga) wird laut Einschätzungen im ersten Halbjahr um 40 bis 45 Prozent einbrechen, so teilte es der Konzern im April mit. Der Umsatz von Burberry brach in den ersten drei Monaten des Jahres 2024 um 12 Prozent ein.

Auch Chanel stelle sich auf ein «schwierigeres Umfeld» ein, zitiert «BoF» den Finanzchef Philippe Blondiaux. Dennoch kündigt er an, die Investitionen in diesem Jahr um mindestens 50 Prozent zu erhöhen, insbesondere in Einzelhandelsgeschäfte und Immobilien. «Diese Periode der Verlangsamung, wie sie von einigen unserer Konkurrenten beschrieben wurde, wird Chancen bieten, sei es in Bezug auf Immobilien, Boutiquen, vertikale Integration unserer Lieferkette oder Mitarbeiter», so Blondiaux.

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