Donnerstag, Dezember 26

Die neusten Meldungen aus dem Feuilleton-Ressort.

Israel darf laut eigenen Angaben mit Song «Hurricane» am ESC teilnehmen

lia./ (dpa) Israel darf laut Angaben des israelischen Fernsehsenders «Kan» mit seinem überarbeiteten Song am ESC teilnehmen. Die Organisatoren des Eurovision Song Contests haben den Song «Hurricane» laut «Kan» genehmigt. Zuvor hatte der Veranstalter, die Europäische Rundfunkunion (EBU), zwei Songs Israels abgelehnt, mit der Begründung, sie seien zu politisch.

Der öffentlich-rechtliche Sender «Kan» zählt zu den am ESC teilnehmenden Rundfunkanstalten. Die israelische Sängerin Eden Golan werde den Song am Sonntagabend erstmals im israelischen Fernsehen singen, teilte der Sender mit. Der Song hat demnach die gleiche Melodie wie sein Vorgänger «October Rain», der sich laut Kritikern auf das Massaker der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober bezogen hat. Der Text des Songs «October Rain» wurde erst diese Woche veröffentlicht. An einer Stelle ist von «flowers», also Blumen die Rede. Laut verschiedenen Medienberichten handelt es sich in Israel dabei um eine Chiffre für gefallene israelische Soldaten. Explizite Verweise auf den Gazakrieg oder das Massaker der Hamas gibt es in «October Rain» jedoch nicht.

Der Sender «Kan» wehrte sich zuerst gegen eine Änderung des Songs. Laut einer Erklärung kam der Sender mit der Überarbeitung des Inhalts auch einer Bitte des israelischen Staatspräsidenten Yitzhak Herzog nach, der sich demnach an den Vorstand des Senders gewandt hatte. Israel müsse in einer Zeit, in der diejenigen, die das Land hassten, versuchten es auszuschliessen und zu boykottieren, seine Stimme erheben, plädierte Herzog laut einer Erklärung des Senders für die Teilnahme seines Landes am ESC. Der Sender «Kan» hatte zunächst mitgeteilt, den Text nicht bearbeiten zu wollen, seine Entscheidung dann aber revidiert. Andernfalls hätte dies Israel wohl die Teilnahme am ESC gekostet.

Schauspielerin verleumdet? Regisseur Polanski steht in Paris vor Gericht

(dpa) Der gefeierte und umstrittene Regisseur Roman Polanski hatte die Missbrauchsvorwürfe der Schauspielerin Charlotte Lewis in einem Interview als widerliche Lüge bezeichnet. Wegen seiner harschen Worte steht er nun seit Dienstag wegen des Verdachts auf Verleumdung in Paris vor Gericht. Neben dem 90 Jahre alten Filmemacher muss sich auch die Herausgeberin der Illustrierten «Paris Match» verantworten, in der das Interview Ende 2019 erschien. Polanski selbst erschien zum Prozessauftakt nicht im Gerichtssaal.

Die Britin Lewis beschuldigte den französisch-polnischen Regisseur Polanski 2010, sie in den 1980er-Jahren sexuell missbraucht zu haben. «Er wusste, dass ich 16 Jahre alt war, als er sich in seinem Pariser Appartement mir aufzwang», sagte die Schauspielerin. Lewis hatte in Polanskis Film «Piraten» (1986) eine kleine Rolle übernommen.

Polanski wies die Vorwürfe zurück. In dem Interview der «Paris Match» Ende 2019 verwies der Regisseur zudem auf Aussagen der Schauspielerin, die die Vorwürfe seiner Meinung nach infrage stellten. In einem anderen Interview habe Lewis gesagt, sie wisse nicht, mit wie vielen Männern sie als 14-Jährige gegen Geld Sex gehabt habe, und dass sie von Polanski fasziniert gewesen sei und seine Liebhaberin habe werden wollen. «Die grundlegende Eigenschaft eines guten Lügners ist ein ausgezeichnetes Gedächtnis», sagte Polanski dem Blatt. «Charlotte Lewis wird immer in der Liste meiner Anklägerinnen aufgeführt, ohne je auf diese Widersprüche hinzuweisen.» Lewis hatte zu dem von Polanski zitiertem Interview gesagt, zahlreiche ihr zugeschriebene Zitate von ihr seien nicht exakt.

Die Schauspielerin gab in der französischen Zeitung «Le Parisien» an, dass bereits 2010 eine Verleumdungskampagne gegen sie losgetreten worden sei. Es sei wie ein Albtraum gewesen, auf dem sie nicht hätte aufwachen können. Jeden Tag habe sie darunter gelitten. Auch auf ihre Karriere und Gesundheit habe sich das ausgewirkt. Eine Verurteilung Polanskis sieht Lewis der Zeitung zufolge als eine Art der Gerechtigkeit. «Roman Polanski weiss sehr gut, dass ich weder jemals eine Prostituierte noch eine Lügnerin war. Ich will nur meinen Namen für meinen Sohn und seine zukünftigen Kinder waschen.» Vielleicht könne sie irgendwann ein normales Leben beginnen.

Lewis ist bei weitem nicht die einzige Frau, die schwere Vorwürfe gegen Polanski erhoben hat. Besonders seit dem Aufkommen der #MeToo-Bewegung im Jahr 2017 haben mehrere Frauen den Macher zahlreicher filmischer Meisterwerke des sexuellen Missbrauchs vor allem in den 1970er-Jahren beschuldigt. Vorwürfe, die er bestreitet. Im Zuge von #MeToo wurde Polanski 2018 auch aus der Oscar-Akademie geworfen. Für viele ist er mittlerweile zur unerwünschten Person geworden. Man versuche seit Jahren, aus ihm «ein Monster zu machen», wehrte er sich in der «Paris Match».

Bereits seit mehr als 40 Jahren läuft gegen Polanski zudem ein Verfahren in den USA: Polanski soll eine 13-Jährige 1977 in der Villa von Hollywood-Star Jack Nicholson mit Drogen gefügig gemacht und sie dann vergewaltigt zu haben. Polanski bekannte sich damals schuldig und verbrachte 42 Tage in psychiatrischer Verwahrung. Am Tag vor der offiziellen Strafverkündung floh er aus Angst vor einer Haftverlängerung nach Frankreich. Seitdem lebt er überwiegend in Frankreich und vermeidet Länder zu besuchen, die mit den USA ein Auslieferungsabkommen haben.

Neues von und über den Nobelpreisträger Gabriel García Márquez zum zehnten Todestag

(dpa) Vor zehn Jahren, am 17. April 2014, starb der kolumbianische Autor Gabriel García Márquez im Alter von 87 Jahren in der Calle Fuego im Süden der Mexiko-Stadt. Die Welt verlor einen Romancier. Mit Werken wie «Hundert Jahre Einsamkeit» setzte «Gabo» seinen Kontinent auf die Landkarte der Weltliteratur und prägte auch diesseits des Atlantiks das Lateinamerikabild von Generationen. 1982 erhielt er den Literaturnobelpreis. Zum runden Todestag erscheint nun ein kleiner Roman aus seinem Nachlass – begleitet von einem Erinnerungsbuch seines Sohnes Rodrigo García (64), in dem dieser vom Leben und Tod seines Vaters und seiner Mutter Mercedes Barcha (1932-2020) erzählt.

«Wir sehen uns im August» heisst der Roman, der mit einigem publizistischem Trommelfeuer am Donnerstag (7. März) weltweit auf den Markt kommt. Vom Umfang her eher eine Novelle, sollte der Text nach dem Willen seines Autors eigentlich gar nicht gedruckt werden – weil er aus seiner Sicht nichts taugte. Rodrigo und sein jüngerer Bruder Gonzalo, die beiden einzigen Kinder, überlegten es sich jetzt anders – und hoffen, dass der Vater im Jenseits ihnen verzeiht.

Ana Magdalena Bach, die Hauptfigur, setzt jedes Jahr am 16. August mit der Fähre auf eine Karibikinsel über, um das Grab ihrer Mutter zu besuchen. Am Todestag legt sie dort einen Strauss Gladiolen nieder und erzählt der Verstorbenen von ihren Sorgen und Nöten. Sie ist 46 Jahre alt und seit 27 Jahren glücklich verheiratet mit einem Mann, der der erste und einzige in ihrem Leben war. Bis zu dem Tag, an dem sie im Billighotel an der Lagune mit einem wildfremden Gast anbändelt und ihn mit aufs Zimmer nimmt. Fortan hat sie jedes Jahr ein anderes Abenteuer auf der Insel und fühlt sich bald fremd in ihrer alten, vertrauten Welt.

In seinem Erinnerungsband, der am Donnerstag erstmals auf Deutsch erscheint, schreibt Rodrigo García, wie sehr sein Vater in seinen letzten Lebensjahren unter Demenz litt. Bewegend die Trauerfeier, die drei Tage dauerte und während der die Urne, in einen gelben Seidenschal gewickelt, im Arbeitszimmer stand. «Aquí nadie llora» – hier wird nicht geweint – befahl die resolute Mutter. Jemand bemerkte, dass auch eine von García Márquez’ Romanfiguren – Úrsula Iguarán aus «Hundert Jahre Einsamkeit» – an einem Gründonnerstag starb. Und fast wie im Roman lag da zur Todesstunde ein toter Vogel, der vermutlich gegen eine Glaswand geprallt war.

Es sind solche Schilderungen, die das Buch des Sohnes so lesenswert machen. Zwischen Rio Grande und Feuerland war sein Vater eine Art Popstar. Wenn er in Mexiko-Stadt ein Restaurant betrat, dann klatschte das ganze Lokal spontan Beifall. In Rodrigos Wahlheimat Kalifornien dagegen konnte García Márquez unbemerkt in den Nobelrestaurants von Los Angeles speisen. Oft erkannten ihn dort nur die Latino-Parkwächter, und manchmal schickten sie jemand los, seine Bücher zu kaufen, damit der Maestro sie nach dem Essen signierte. «Das bereitete ihm stets grösstes Vergnügen», schreibt der Sohn.

Neue Ermittlungen gegen Gérard Depardieu wegen sexuellen Übergriffs

(dpa) Gegen den französischen Schauspieler Gérard Depardieu ist ein neues Verfahren wegen sexuellen Übergriffs eingeleitet worden. Wie die Pariser Staatsanwaltschaft am Dienstag mitteilte, wurden die Vorermittlungen infolge der Klage einer 53 Jahre alten Dekorateurin eröffnet, die den 75-jährigen Schauspieler beschuldigt, sie bei den Dreharbeiten zum Film «Les volets verts» (Die grünen Fensterläden) sexuell belästigt zu haben. Es ist das dritte Verfahren gegen Depardieu, darunter auch Ermittlungen wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung.

Ludwig-Börne-Preis 2024 geht an Daniel Kehlmann

(dpa) Der Schriftsteller und Essayist Daniel Kehlmann wird mit dem Ludwig-Börne-Preis 2024 geehrt. Die mit 20 000 Euro dotierte Auszeichnung wird Kehlmann am 9. Juni in der Frankfurter Paulskirche verliehen, wie die Ludwig-Börne-Stiftung am Montag (4. 3.) mitteilte. Als Preisrichterin amtierte die Verlegerin und ehemalige Literaturkritikerin Felicitas von Lovenberg.

«Daniel Kehlmann ist ein virtuoser wie subtiler Erzähler von Parallelwirklichkeiten», erklärte von Lovenberg ihre Wahl in ihrer Begründung. Wenn er den Blick in die deutsche Vergangenheit richte, zeige sich die Relevanz seiner Literatur zum tieferen Verständnis unserer Gegenwart, führte sie aus. «So liest sich sein Werk als Werk brennend aktueller Mahnung angesichts der wachsenden Bedrohung der Demokratie und der fortschreitenden gesellschaftlichen Polarisierung.»

Der Preis, der an den Schriftsteller und Essayisten Ludwig Börne (1786–1837) erinnert, ehrt seit 1993 deutschsprachige Autoren und Autorinnen im Bereich des Essays, der Kritik und der Reportage. Über den Preisträger entscheidet ein vom Vorstand der Stiftung benannter Preisrichter in alleiniger Verantwortung. In der Vergangenheit ging die Auszeichnung unter anderem an Marcel Reich-Ranicki, Hans-Magnus Enzensberger, Eva Menasse, Joachim Gauck, an NZZ-Chefredaktor Eric Gujer und zuletzt an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).

Sängerin Raye stellt Rekord bei Brit Awards auf

(dpa) Die britische Sängerin Raye hat bei den diesjährigen Brit Awards mit Preisen in insgesamt sechs Kategorien einen Rekord aufgestellt. Bei der Ehrung am Samstagabend in London bekam sie die Trophäen für das beste Album («My 21st Century Blues»), für den besten Song («Escapism.»), als beste Künstlerin, als beste neue Künstlerin und als beste R’n’B-Künstlerin überreicht. «Ihr ahnt nicht, was das für mich bedeutet», brachte Raye bei ihrer fünften Dankesrede des Abends heraus, nachdem sie ihren Glückstränen freien Lauf gelassen und ihre stolze Grossmutter zu sich auf die Bühne geholt hatte. Im Vorfeld der 44. Award-Verleihung war sie bereits zur Songwriterin des Jahres gekürt worden – als erste Frau in der Geschichte der Awards.

Raye war mit sieben Nominierungen ins Rennen gegangen – mehr als jede andere Solokünstlerin vor ihr. Mit insgesamt sechs Preisen brach sie die Bestmarke für die meisten gewonnenen Brits in einem Award-Jahr und liess die bisherigen Rekordhalter Blur, Harry Styles und Adele hinter sich, die es auf vier Auszeichnungen in einem Jahr gebracht hatten.

Der Brit Award für die beste internationale Band ging an die amerikanische Indie-Band Boygenius, bestehend aus den Singer-Songwriterinnen Julien Baker, Phoebe Bridgers und Lucy Dacus. SZA konnte ihren Preis als beste internationale Künstlerin nicht persönlich entgegennehmen und bedankte sich per Videonachricht, ebenso wie Miley Cyrus, die sich über ihren Preis für den besten internationalen Song freute.

In den Genre-Kategorien siegten Casisdead (Hip-Hop / Grime / Rap), Calvin Harris (Dance), Dua Lipa (Pop) und Bring Me The Horizon (Alternative/Rock).

Produzenten des Jahres wurden die Drum’n’Bass-Experten Chase & Status, bekannt unter anderem durch ihre Zusammenarbeit mit Rihanna und Rita Ora. Die australische Pop-Queen Kylie Minogue wurde als «globale Ikone» geehrt und spielte zum Ende des Abends ein Medley ihrer grössten Hits.

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