Sonntag, September 29

Die 1970 von Émile Sala erbaute Villa Bank in Arles ist ein Schmuckstück. Anne und François Moret haben sich hier einen neuen exklusiven Lebensmittelpunkt geschaffen.

Arles, das Tor zur Camargue, besitzt dank seiner Lage am Unterlauf der Rhone eine besondere Aura. Die Stadt in Südfrankreich ist bekannt durch ihre kulturellen Angebote, das Amphitheater und dank den in der Gegend entstandenen Bildern Van Goghs. Hier hat ein weltläufiges Paar aus Belgien Wurzeln geschlagen. Anne und François Moret haben schon in vielen Ländern und Städten gelebt, in Buenos Aires, Paris, Barcelona und zuletzt in Los Angeles. «Als wir nach Frankreich zurückkehrten, dachten wir, es sei nur für ein Jahr und dass wir nach Kalifornien zurückkehren würden. Nun sind es schon fünf Jahre», sagt Anne Moret.

Das Paar kannte Arles von mehreren Besuchen. Wann immer es ging, kamen sie ans Fotofestival, das hier jeden Sommer stattfindet. Als ein Freund ihnen von der Villa Bank erzählte, die zum Verkauf stand, wurden sie neugierig.

«Wir waren auf der Suche nach einem Ort ausserhalb von Paris, an dem wir uns mit unseren drei erwachsenen Kindern treffen konnten. Als wir die Villa sahen, die genau so aussah, wie sie 1970 gebaut wurde, mit orangefarbenem Stoff und Kork an den Wänden, war unsere Bewunderung nicht mehr zu bremsen.» Sie seien vermutlich die Einzigen gewesen, welche die Möglichkeiten gesehen hätten, die sich in dem Haus geboten hätten, sagt Anne. «Das Gebäude erinnerte an die Bauten berühmter amerikanischer Architekten wie Frank Lloyd Wright und den Stil, den wir in Kalifornien schätzen gelernt hatten.»

Legendärer Baumeister

Die Villa Bank befindet sich am Rand der Stadt, aber schon mitten in der Natur. Rundherum stehen einzig einige typische französische Bauernhäuser. Das Haus hat eine interessante Geschichte: Im Jahr 1970 beauftragte die Familie Bank den zu seiner Zeit als visionär geltenden Architekten Émile Sala, eine Villa für sie zu bauen. Heute gilt die Villa als einzigartiges architektonisches Beispiel für das Werk des legendären Baumeisters in der modernen Architektur.

Salas gestalterischer Ansatz ist in der Villa Bank mit ihren stromlinienförmigen, eleganten Linien erkennbar. Im Inneren gibt es ein harmonisches Gleichgewicht zwischen Form und Funktion, jedes Detail ist sorgfältig durchdacht. Die Villa gilt zudem als Beispiel für die sogenannte bioklimatische Architektur, die das lokale Klima nutzt, um den Komfort zu verbessern und den Energieverbrauch zu minimieren.

Das Gebäude ist nach Süden ausgerichtet, wie es in der Region üblich ist. Die Sonne wärmt die Räume durch die zahlreichen raumhohen Fenster. Alle Zimmer haben Türen zum Hof, zu den Terrassen oder zum Garten, so dass Innen und Aussen ganz natürlich zu einem einzigen Raum werden.

Um die Villa an das heute übliche Familienleben anzupassen, entschied sich das Paar, in mehreren Räumen neue Fliesen zu verlegen, behielt aber den ursprünglichen Travertinboden im Wohn- und Esszimmer bei. Eine Sauna aus den 1970er Jahren, die sich neben dem Schlafzimmer befand, liessen sie entfernen. Die Küche war sehr klein, so dass man sich entschied, eine Wand herauszunehmen und den Raum zu öffnen, um eine grosse und moderne Küche zu schaffen. Dazu wurde der Architekt Jean-Claude Perucca vom Büro Etats des lieux in Arles hinzugezogen.

Lichteinfall von allen Seiten

Alle Decken im Erdgeschoss sind weiss gestrichen, was ihnen einen Spiegeleffekt verleiht und dazu beiträgt, die Räume grösser erscheinen zu lassen. Ganze zehn Farbschichten waren nötig, um sie spiegelglatt zu machen. Sie betonen die einzigartigen Formen der Räume. Einige sind rund, wie etwa Wohn- und Esszimmer, was die Wahl der Möbel nicht immer einfach macht.

Das Wohnzimmer ist um einen eigens für das Haus angefertigten Kamin organisiert. Um ihn herum sind zahlreiche Sofaecken gruppiert. Im Laufe des Tages verändert sich das Licht in der Villa, das durch die vielen Öffnungen und Fenster einfällt, die der Architekt Émile Sala in der Villa geschaffen hat. Die Schatten flackern in der Sonne und machen jeden Raum einzigartig.

Der Garten wurde in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsarchitekten Frédéric Trifilio von Jardins des arcades angelegt, vorwiegend mit einheimischen Pflanzen aus der Region, welche die starke Sonne vertragen. In der Fortsetzung der Terrasse befindet sich der ursprüngliche Swimmingpool. «Zuerst wollten wir einen neuen Pool in grösserer Entfernung vom Haus bauen, aber als wir ihn von oben sahen, wurde uns klar, dass seine ovale Form mit der Form des Hauses übereinstimmt und dass es schade wäre, diesen Zusammenhalt zu verändern», sagt François Moret.

«Es hat zwei Jahre gedauert, die Villa nach unseren Wünschen zu renovieren. Wir konnten gerade einziehen, bevor 2020 der Lockdown angekündigt wurde, und waren dann mit allen drei Kindern hier. Heute haben wir alle das Gefühl, dass dies wirklich unser Zuhause geworden ist, die Kinder kommen gerne hierher. Wir pendeln zwischen Paris und Arles hin und her, weil wir so gerne hier sind», sagt Anne Moret. Hier lässt sich das Paar inspirieren, hier wird sein Traum wahr: den Sonnenuntergang auf der Terrasse zu geniessen, in wunderschöner Umgebung mit Freunden und Familie.

Dieser Artikel ist im «NZZ Residence», dem Magazin für Wohnen und Immobilien erschienen.

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