Samstag, November 23

In der französischen Hauptstadt ist die Nervosität vor dem Nations-League-Duell zwischen Frankreich und Israel gross. Szenen wie in Amsterdam sollen unbedingt vermieden werden.

Wer, wenn nicht Paris, so könnte man fragen, sollte es schaffen, einen sportlichen Hochrisiko-Event abzusichern? Durchschnittlich 35 000 Polizisten und Gendarmen sowie 18 000 Soldaten waren während der Olympischen Spiele in diesem Sommer jeden Tag in der Hauptstadt im Einsatz. Sie vereitelten mindestens drei Terroranschläge und schützten auch gefährdete Sportler wie jene aus Israel erfolgreich vor Gewalt und Unannehmlichkeiten.

Extrem angespannte Lage

Derzeit bereitet sich Paris wieder auf einen solchen Event vor. Es geht um ein Fussballspiel zwischen Israel und Frankreich am Donnerstag, für das die französische Regierung und der zuständige Polizeipräfekt Laurent Nuñez umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen versprochen haben. Schon vor den Ereignissen in Amsterdam in der vergangenen Woche war das seit langem terminierte Nations-League-Duell wegen der extrem angespannten Lage in Nahost von den Behörden als «Hochrisiko-Spiel» eingestuft worden.

Doch nach der Gewalt, die sich in der Nacht vom 7. auf den 8. November am Rande des Europa-League-Spiels zwischen Ajax Amsterdam und Maccabi Tel-Aviv entlud, war allen Verantwortlichen klar, dass das Sicherheitsdispositiv in Paris noch einmal erhöht werden muss. Ein antisemitischer Mob hatte in Amsterdam gezielt israelische Matchbesucher gejagt und verprügelt, zuvor hatten auch Maccabi-Fans randaliert und provoziert. Solche Szenen, sagte der konservative Innenminister Bruno Retailleau am Tag darauf, gelte es für Paris unbedingt zu vermeiden.

Retailleau erklärte auch, dass das Spiel wie geplant im Stade de France im Vorort Seine-Saint-Denis stattfinden werde und nicht etwa ins Stadion Parc des Princes im bürgerlichen 16. Arrondissement verlegt werde, wie dies einige gefordert hätten. «Frankreich macht keinen Rückzieher», sagt er, alles andere käme einer Kapitulation vor dem Antisemitismus gleich. Seine-Saint-Denis ist das Département mit dem höchsten Anteil an vor allem muslimischen Einwanderern, für viele Franzosen ist es schlicht der Inbegriff für Kriminalität und Krawalle.

Nuñez kündigte nun an, das ursprüngliche Polizeiaufgebot von 2500 auf 4000 Beamte zu erhöhen; von ihnen sollen rund 2600 die Umgebung rund um das Stade de France sichern. Weitere Einheiten werden an neuralgischen Punkten und vor jüdischen Einrichtungen aufgestellt. Zusätzlich werden im Inneren des Stadions 1600 private Sicherheitskräfte im Einsatz sein. Für den Schutz der israelischen Nationalmannschaft soll ein Kommando der Polizei-Eliteeinheit Raid sorgen.

Israel rät Bürgern von Besuch ab

Der Regierungschef Michel Barnier sowie auch Präsident Emmanuel Macron wollen dem Länderspiel beiwohnen. Damit, so heisst es aus dem Élysée-Palast, solle nach den «unerträglichen antisemitischen Handlungen» in den Niederlanden «eine Botschaft der Brüderlichkeit und Solidarität» folgen. Zwischen Israel und Frankreich haben sich die Beziehungen in jüngster Zeit verschlechtert, seit Macron ein Waffenembargo gegen den jüdischen Staat gefordert hatte und israelische Streitkräfte in Jerusalem auf ein von Frankreich verwaltetes Anwesen eingedrungen waren.

Nach dem Vorfall protestierte die französische Linksaussenpartei La France insoumise, die auf muslimische Wählerstimmen setzt, scharf. Ihr Parteichef Manuel Bompard forderte nach den «antiarabischen Provokationen» der Maccabi-Fans, das Länderspiel abzusagen. Derweil scheint die israelische Regierung den Sicherheitsversprechen aus Paris nicht recht zu trauen, sie hat ihren Bürgern vom Besuch des Länderspiels abgeraten. Israelische Medien berichten, dass der Ministerpräsident Benjamin Netanyahu den Geheimdienst Mossad zudem angewiesen habe, einen Aktionsplan auszuarbeiten, um Ausschreitungen wie in Amsterdam zu verhindern.

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