Freitag, Oktober 4

Der gealterte Kater Larry hat bereits unter sechs Premierministern als «Oberster Mäusefänger» gedient. Nun wälzen Beamte Pläne zum Umgang mit dem absehbaren Tod der bekanntesten Katze im Land.

Grossbritannien hat turbulente Zeiten hinter sich. Die Finanzkrise, die Brexit-Streitigkeiten oder die abenteuerliche Finanzpolitik von Liz Truss sorgten für politische Wirren. Mit dem Tod von Elizabeth II. vor zwei Jahren verloren die Britinnen und Briten überdies ihre Queen, die während sieben Jahrzehnten auf dem Thron Konstanz und Stabilität verkörpert hatte.

«Operation Larry Bridge»

Nun wird die Bevölkerung schonend auf eine weitere Zäsur vorbereitet. So berichtete die «Times» kürzlich unter Verweis auf offizielle Quellen, dass die Regierung Pläne für den Umgang mit dem Ableben von «Larry the Cat» vorbereitet habe. Der Kater, der seit 2011 am Regierungssitz an der Downing Street Nummer 10 wohnt, ist 17 Jahre alt, was umgerechnet etwa 83 Lebensjahren von Menschen gleichkäme. Damit haben die Beamten Grund zur Annahme, dass der Kater in nicht allzu ferner Zukunft das Zeitliche segnen wird – auch wenn sie betonen, dass kein unmittelbarer Anlass zur Sorge bestehe.

Verwaltungsintern werden die Pläne «Larry Bridge» genannt – ein Verweis auf die Codenamen von Operationen, mit denen die Abläufe nach dem Tod von Mitgliedern der Königsfamilie geplant werden. Beim Ableben von Königin Elizabeth II. wurde Operation «London Bridge» aktiviert. Im Rahmen von «Larry Bridge» sind unter anderem die Veröffentlichung einer Pressemitteilung und einer Galerie von Bildern aus Larrys Leben geplant. Um den Kater zu ehren, steckt auch ein Social-Media-Plan in der Schublade.

Königin Elizabeth II. hat in ihrer 70-jährigen Regentschaft fünfzehn Premierminister kommen und gehen sehen. «Larry the Cat», wie ihn die Briten liebevoll nennen, hat es bisher immerhin auf deren sechs gebracht. David Cameron hatte Larry 2011 aus einem Heim als Haustier für seine Kinder adoptiert. Doch während Cameron nach dem verlorenen Brexit-Referendum 2016 zurücktrat, verblieb Larry in der Downing Street. Seither hat er die Premierminister Theresa May, Boris Johnson, Liz Truss und Rishi Sunak überlebt und dient nun mit Keir Starmer erstmals unter einem Labour-Regierungschef.

Regierungssitz mit Mäuseproblem

Anders als das Weisse Haus in Washington oder der Élysée-Palast in Paris ist die Downing Street Nummer 10 ein relativ enges, altes englisches Stadthaus, in dem Mäuse ihr Unwesen treiben. Larry trägt daher den Titel des «Obersten Mäusefängers» – wobei sich seine Suche nach einer nachhaltigen Lösung für das Mäuseproblem noch immer in einer «taktischen Planungsphase» befindet, wie die Regierung auf ihrer Website schreibt. Zudem begrüsse Larry Gäste und teste antike Möbel auf ihre Eignung für Nickerchen.

Larry hat eine Affinität zu den Medien. Immer wieder gelingt es ihm, in wichtigen politischen Momenten ins Bild zu hüpfen – zur Entzückung der in der Downing Street versammelten Pressefotografen. Die Regierung schreibt, Larry habe die Herzen der britischen Bevölkerung erobert. Im Gegenzug würden ihm jeden Tag Geschenke und Leckereien zugeschickt.

Jüngst hat Larry Konkurrenz erhalten von «Jennie the Dog». Jennie ist der Blindenhund des liberaldemokratischen Unterhausabgeordneten Steve Darling, der an einer genetischen Augenkrankheit leidet. Jennie hat auf der Plattform X in bloss drei Monaten knapp 19 000 Follower angesammelt – und verfolgt laut Darling das Ziel, Larry die Rolle als beliebtestes Tier in Westminster streitig zu machen.

Noch aber ist die Vormachtstellung von «Larry the Cat» gesichert. Er verfügt über ein humoristisches X-Konto mit über 800 000 Followern – wer dieses betreibt, ist Gegenstand von Spekulationen. Dort veröffentlichte Larry jüngst auch seine eigene Anordnung für seinen Todesfall. Sein Wunsch sei es, ausgestopft und über dem Cheminée an der Downing Street Nummer 10 platziert zu werden: «Als konstante Mahnung an die Bewohner, nichts Dummes zu tun!»

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