Donnerstag, November 14

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Und ein Männerrock sorgt nicht automatisch für einen progressiven Look: Der deutsche Schauspieler Lars Eidinger wirkte bei der Bambi-Verleihung in Thom Browne recht bieder, trotz Jupe.

Männer in Röcken sind ein Thema in der Mode, das immer wieder für Diskussionen sorgt. Geht das? Geht das gar nicht? Wie steht Mann zu Kaftanen? Und was ist mit den Schotten? In den letzten Monaten schien es aber fast, als kehre da eine gewisse Ruhe und Selbstverständlichkeit ein, gerade weil das Kleidungsstück vermehrt auf Laufstegen von Brands wie Dior, Etro oder Givenchy zu sehen war.

Auf den roten Teppichen tauchte der Männerrock ebenfalls auf. Als ausladende Robe von modisch experimentierfreudigen Menschen wie dem Musiker Harry Styles, dem Rapper ASAP Rocky oder dem Schauspieler Billy Porter getragen. Und als an Business-Outfits angelehnte Version an Männern, die sich sonst eher klassisch kleiden, wie die Schauspieler Brad Pitt oder Robert Pattinson.

Lars Eidinger als scheues Reh

Fast wirkte es so, als hätten sich da zwei Zielgruppen etabliert, an denen ein solch kontroverses Outfit zwar durchaus noch ein wenig Aufsehen erregt, aber eigentlich ganz gut funktioniert. Und dann kommt Lars Eidinger daher und macht das alles kaputt. Beziehungsweise, er zeigt ein neues Problem eines solchen Outfits auf: Selbst wenn es nicht feminin im althergebrachten Sinn daherkommt, kann gerade ein Kostüm ungemein bieder wirken. Eidinger erhielt Anfang November den Filmpreis Bambi als bester Schauspieler für seine Rolle in dem Drama «Sterben». Und sah beim Posieren für die Fotografen selbst aus wie ein junges Reh im Scheinwerferlicht: zart, nervös, unbeholfen. Und vor allem eins: brav.

Biedere Länge

Wahrscheinlich hatte sich der als modisch durchaus risikofreudig bekannte Eidinger für das Outfit entschieden, weil er es als progressiv empfand: ein Herren-Deux-Pièces mit Faltenjupe vom New Yorker Designer Thom Browne. Dieser ist spezialisiert auf klassische Anzüge, allerdings immer mit einem Dreh: zu kurze Hosen, kurze Hosen, Jupes, die hinten länger sind als vorne, wie jener von Eidinger in biederer Länge bis zum Knie. Das Outfit erinnerte an eine brave Schuluniform; die zwei bewusst verschieden gewählten Socken, übrigens auch typisch Thom Browne, unterstützten diesen kindlichen Eindruck noch.

Lars Eidingers Look ist der Beweis dafür, dass Kleidungsstücke gar nicht so viel mit dem Eindruck zu tun haben, den man hinterlässt. Nicht der Jupe ist hier das Problem, sondern dass Lars Eidinger in diesem Outfit nicht aussieht wie ein preisgekrönter Schauspieler, sondern wie ein Kind, das mit seinem Kuscheltier darauf wartet, als letztes noch von der Nachmittagsbetreuung abgeholt zu werden. Und in kurzen Hosen hätte er tatsächlich genauso gewirkt.

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