Montag, September 30

Am Montag ist Schulbeginn. Einige Schulen suchen immer noch nach geeignetem Personal. Doch ist die Lage wirklich so ernst, wie oft behauptet wird?

Am Montag fängt das Leben B wieder an. Die Sommerferien sind vorbei, für 169 000 Kindergärtler, Primar- und Sekundarschülerinnen und -schüler im Kanton Zürich heisst es: zurück in den Unterricht. Mathe, Deutsch, Natur/Mensch/Gesellschaft statt in der Sonne liegen; dem Lehrer oder der Lehrerin zuhören statt die Gedanken schweifen lassen den lieben langen Tag.

Wie das Volksschulamt in einer Medienmitteilung schreibt, werden im neuen Schuljahr etwa 1200 Kinder und Jugendliche mehr zur Schule gehen als im Jahr davor. Der langjährige Trend von stetig steigenden Schülerzahlen an Primar- und Sekundarschulen wird sich also fortsetzen.

Hier müssen sich die Schulen zu behelfen wissen. Nach Angaben des Volksschulamts werden ab Montag rund 100 zusätzliche Regelklassen und Kleinklassen für Schüler mit besonderen Bedürfnissen den Betrieb aufnehmen. 100 Klassen mehr als im vergangenen Jahr bedeuten auch einen zusätzlichen Bedarf an Lehrkräften – ein Umstand, der in den vergangenen Wochen an vielen Schulen für Kopfzerbrechen gesorgt haben dürfte. Qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer sind bekanntlich schwer zu finden.

Doch die meisten Schulen schaffen es, und sei es auf den letzten Drücker. Das zeigen auch die Zahlen, die das Volksschulamt am Mittwoch publiziert hat. Eine Woche vor Schulbeginn waren in den über 8200 Klassen 47 Stellen unbesetzt: Kantonsweit fehlten 20 Lehrpersonen ohne Klassenverantwortung, 21 Heilpädagoginnen, 2 Schulleiter und 4 Klassenlehrer. (In der letzten Woche vor den Sommerferien waren noch 215 Stellen frei.) Das sind verschwindend kleine Zahlen, wenn man sie mit den über 18 600 Primar- und Sekundarlehrern, Heilpädagoginnen und Schulleitern vergleicht, die im Kanton Zürich beschäftigt sind.

Gibt es den vieldiskutierten Lehrermangel überhaupt?

Myriam Ziegler findet: ja. Die Chefin des Volksschulamts verweist darauf, dass die Lücke an Zürcher Schulen ohne die rund 600 Lehrpersonen ohne Diplom (Poldis) im Kanton bedeutend grösser wäre. «Wir wollen und müssen ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer in den Klassen haben. Und da können wir mit den wachsenden Schülerzahlen nicht mithalten.»

Es ist ein bekanntes Problem: Die pädagogischen Hochschulen bilden zu wenige Lehrer aus, um die Nachfrage an qualifiziertem Personal zu decken. Viele Lehrerinnen und Lehrer arbeiten Teilzeit, weil sie Familie haben oder da ihnen die Belastung des Berufs zu gross ist.

Insofern könnte sich die Lösung, die Ziegler zur Überbrückung von Personalengpässen ins Spiel bringt, vielerorts als wenig praktikabel erweisen: Punktuell könnten Lehrpersonen ihr Pensum erhöhen, um zum Beispiel in anderen Klassen auszuhelfen, sagt die Amtschefin im Gespräch.

Viele Schulen setzen stattdessen auf Vikariate, also auf Studierende der Pädagogischen Hochschule oder auf Junglehrer. So auch die Primarschule Urdorf, die vor einem Jahr für eine fünfte Klasse eine Klassenlehrerin suchte – und dann mangels Alternativen eine Stellvertreterin engagierte. Das Vikariat dauerte bis zu den Weihnachtsferien. Dann konnte die Stelle dauerhaft mit einer ausgebildeten Lehrperson besetzt werden. Für die Schülerinnen und Schüler verlief der Übergang reibungslos, wie die Schulverwaltung der Gemeinde auf Anfrage mitteilt. Die Schulleiterin sagte 2023 zur NZZ: «Am Schluss geht es immer irgendwie. Aber es ist ein Gewurstel. Und das macht den Lehrerjob auch nicht attraktiver.»

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