Donnerstag, Oktober 3

In den USA wurde seit Wochen darüber spekuliert, ob und wann sich Taylor Swift zur Präsidentschaftswahl im November äussern würde. Jetzt hat sie es getan.

Sie hat es tatsächlich getan: Taylor Swift, die erfolgreichste Pop-Sängerin aller Zeiten, hat sich zur US-Wahl geäussert. In einem Post auf Instagram schrieb sie kurz nach Ende der ersten Fernsehdebatte zwischen Harris und Trump: «Ich stimme für Kamala Harris und Tim Walz.»

Taylor Swift hat in den USA eine gigantische Fangemeinde. In Umfragen gibt ein Drittel der amerikanischen Bevölkerung an, Fan von Taylor Swift zu sein. Auf Instagram folgen ihr 283 Millionen Menschen. Das sind fast so viele Menschen wie die Bevölkerung der USA mit 333 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Experten mutmassen schon lange darüber, welchen Einfluss Swift auf die US-Präsidentschaftswahlen haben wird.

Im August ist auf der Website von Donald Trump ein von künstlicher Intelligenz erstellter Post veröffentlicht worden. Darin hiess es, Taylor Swift unterstütze Donald Trump. Dieser Vorfall habe sie dazu bewogen, sich transparent zu ihrer Wahlentscheidung zu äussern, schrieb sie am Dienstag auf Instagram. «Ich halte Kamala Harris für eine besonnene, begabte Führungspersönlichkeit», schreibt Swift.

Die «catlady» meldet sich

Zu ihrem Statement postete Swift ein Foto von sich mit einer Katze. Den Post unterzeichnete sie mit «childless catlady», also «kinderlose Katzenfrau». Dies ist wohl als Anspielung auf eine Aussage von Trumps Vizepräsidentschaftskandidaten J. D. Vance zu verstehen. Vance hatte 2021 in einem Interview gegen demokratische Politikerinnen gewettert, die keine Kinder haben. Man könne ihnen nicht vertrauen, sagte er. Frauen ohne Kinder sollten in einer Demokratie weniger zu sagen haben und mehr Steuern zahlen.

Kurz nachdem J. D. Vance von Donald Trump zu seinem Vizepräsidentschaftskandidaten ernannt worden war, wurden diese und ähnliche Aussagen in den sozialen Netzwerken geteilt und damit ein Shitstorm ausgelöst.

Der Zeitpunkt von Swifts Statement ist klug gewählt. Auf die erste grosse TV-Debatte zwischen Harris und Trump folgte ein riesiges Medienecho. Das Land debattiert nun darüber, wer als Sieger aus dem Gespräch hervorging. Und bis zur Präsidentschaftswahl am 5. November sind es lediglich noch acht Wochen. Die Briefwahl beginnt schon früher.

Harris’ Vizepräsidentschaftskandidat Tim Walz war bei dem amerikanischen Nachrichtensender MSNBC auf Sendung, als Swifts Post veröffentlicht wurde. Im Fernsehen sagte Walz dazu: «Ich bin unglaublich dankbar.» Er forderte die Swift-Fans auf, «die Sache in Gang zu bringen». Harris selbst hat sich bislang nicht zu Taylor Swifts Statement geäussert.

Swift und die Politik

Swift stammt aus dem amerikanischen Gliedstaat Pennsylvania – einem Swing-State. Bei den Wahlen 2020 war das Ergebnis aus Pennsylvania entscheidend für den Wahlausgang. Der Gliedstaat stimmte damals für den demokratischen Kandidaten Joe Biden. Nun stellt sich die Frage, ob Swift die Wählerinnen und Wähler in ihrer Heimat beeinflussen wird.

In der Netflix-Dokumentation «Miss Americana» aus dem Jahr 2020 sagte sie, sie bedauere, dass sie sich bei der Präsidentschaftswahl im Jahr 2016 nicht stärker gegen Trump ausgesprochen habe.

Swift äussert sich seit Jahren politisch, setzt sich zum Beispiel für Frauenrechte, die Rechte der queeren Community oder für ein strengeres Waffenrecht ein. Im Song «Only The Young», der 2020 erschien, singt sie: «Im Moment, in dem du die Nachrichten hörst, schreist du innerlich.» Swift schrieb den Song als Antwort auf die Zwischenwahlen in den USA im Jahr 2018.

Swift hatte sich damals zur Wahl in ihrer Heimat geäussert und auf Social Media dazu aufgerufen, gegen die republikanische Politikerin Marsha Blackburn zu stimmen. Blackburn setze sich weder für Frauenrechte noch für die Rechte von queeren Menschen ein, sagte Swift damals. Blackburn gewann die Wahl in Pennsylvania dennoch.

Als der Supreme Court im Sommer 2022 das nationale Recht auf Abtreibung kippte, machte Swift ihre Empörung öffentlich. Am «Super Tuesday» im März, als in zahlreichen Gliedstaaten Vorwahlen für die Präsidentschaftswahl stattfanden, rief Swift ihre Fans zur Wahl auf.

Das Potenzial von Taylor Swift

Die «Swifties», die Fans von Taylor Swift, gelten als sehr treu. Für sie ist Taylor Swift Vorbild, beste Freundin, manche nennen sie gar «unsere Mutter». Folgen sie ihr auch an die Urne? Wenn ja, hat das grosses politisches Potenzial. Viele ihrer Fans sind jung und weiblich. Eine Wählergruppe, die Harris bei den Wahlen im November ansprechen möchte.

Die jüngeren Generationen in den USA sind politisch wenig aktiv. Bei der Präsidentschaftswahl im Jahr 2020 ging nur jeder Zweite unter 30 an die Urne. In der Gesamtbevölkerung waren es zwei Drittel.

In den USA müssen sich Bürgerinnen und Bürger anmelden, wenn sie zur Wahl wollen. Jedes Jahr im September findet in Amerika deshalb der sogenannte «National Voters Registration Day» statt. Im vergangenen Jahr ermutigte Swift mit einem Post auf Instagram ihre amerikanischen Fans, sich zu registrieren. Die Website Vote.org meldete später 35 000 neue Registrierungen, fast ein Viertel mehr als im Jahr zuvor.

In diesem Jahr findet der Registration Day am 17. September statt. Im Post von Dienstag machte Swift erneut darauf aufmerksam, dass man sich für die Wahl im November registrieren müsse. Sie schrieb:« Ich habe recherchiert und mich entschieden. Nun müsst ihr eure Wahl treffen.»

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