Hoteltipp

Lustvoll abnehmen? Das geht in diesem Fünfsternehotel hoch über Saint-Tropez. Denn das Gesundheitskonzept im «Lily of the Valley» fühlt sich mehr wie ein Kuss à la française an denn wie eine germanische Kasteiung.

Wie den meisten Häusern, die man nicht mehr vergisst, kann man dem Hotel Lily of the Valley weder mit Worten noch Bildern wirklich gerecht werden: Die Bilder beschneiden den Panoramablick auf den wunderbar wilden Strand von Gigaro, der einem vom Zimmer auf dem pinienbesetzten Hügel von La Croix-Valmer aus gesehen zu Füssen liegt. Wie das durchsichtige Blau des Himmels an einem November- oder Februarmorgen festhalten? Wie den Wind, der die Blätter an den Bäumen zum Tanz auffordert, als wäre er ein französischer Gentleman? Oder die Melancholie des vergangenen Tages, der am Horizont ins Meer taucht und sich mit einem Feuerwerk aus Farben verabschiedet?

Mit Worten immerhin kann man sich der Architektur von Philippe Starck annähern, die von den sakralen Gewölben provenzalischer Klostergebäude ebenso inspiriert ist wie von der unbekümmerten Leichtigkeit kalifornischer Strandhäuser. Mit Worten kann man die Vegetation um das Hotel beschreiben, die so wunderbar wild auch über die Mauern wuchert, dass man morgens in einem Garten aufwacht.

Aber letztlich muss man das «Lily of the Valley» besucht haben, wie man einen Menschen kennenlernen muss, von dem man ganz in französischer Manier behauptet, er habe das gewisse Etwas. Und tatsächlich fühlt sich ein Aufenthalt hier an wie ein Flirt: Man kommt sich traumhaft spielerisch näher und kann dann einfach nicht genug bekommen.

Gesund geniessen

Wie die meisten überzeugenden Projekte ist das «Lily of the Valley» aus einem persönlichen Bedürfnis entstanden. Der französische Medienmogul Alain Weill bemerkte pünktlich zu seinem 50. Geburtstag, dass er seinem Körper mehr achtgeben muss, wenn er das Leben weiterhin geniessen will. Nach ein paar zwar durchaus stimulierenden, aber charmebefreiten Aufenthalten in Medical Spas und Fastenkliniken entschloss sich Weill, selber ein Konzept auf die Beine zu stellen, in dem Gesundheit und Fitness sich wie ein Kuss à la française anfühlten, nicht wie germanische Kasteiung.

Und so kaufte er das Anwesen im Naturschutzgebiet hoch über den Îles d’Or, baute den Shape Club mit dem grossen Pool in die Mitte und die 38 Zimmer und 6 Suiten darum herum, so dass alle Wege zur Gesundheit führen.

Denn dass ein Glas Wein erlaubt ist, dass die Restaurants lokale Köstlichkeiten vom Feinsten anbieten, soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Programme im «Lily» sich der Fitness und gesunden Ernährung verschrieben haben. Sie dauern zwischen vier Tagen und drei Wochen und wurden von Jacques Fricker entwickelt, einem Arzt und Bestsellerautor, der überzeugt ist, dass man sein ideales Körpergewicht nicht mit Hungern und Verzicht, sondern mit genussvoller Vernunft und Spass erreicht.

Statt auf dem Laufband schwitzt man auf Mountainbikes, und das mit der allerschönsten Aussicht. Statt auf dem Stepper trainiert man den Hintern im Neopren im Meer, wo einen die Wellen herausfordern und der Salzduft belohnt. Statt Diät geniesst man viele kleine Portionen mit frischem Fisch, Gemüsen und Kräutern aus dem Garten.

«Niemand ist perfekt», zwinkert einem die Masseurin zu, als sie die Fettverteilung misst und Ernährungs- und Sporttipps gibt. Perfekt ist auch nicht das Leben. Zum Trost gibt es das «Lily of the Valley». Ein Aufenthalt übrigens ist dann am schönsten, wenn die Schönen und beinahe Perfekten noch weit weg sind, wenn die Natur noch Anlauf holt für den Frühling und Sommer. Wenn Saint-Tropez noch schläft und sich die Gegend so unberührt anfühlt, als hätte man sie eben erst entdeckt.

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