Donnerstag, November 7

Die Kaufkraft meldet sich zurück. Dank einem Inflationsrückgang, der rascher als erwartet erfolgt, dürften die Löhne 2025 real zum zweiten Mal in Folge stark steigen, wie die UBS in ihrer neuen Lohnumfrage schreibt.

Die Inflation der vergangenen Jahre belastet in der Schweiz noch immer viele Haushaltbudgets. So sind die Konsumentenpreise seit Ende 2020 um rund 7 Prozent gestiegen. Die Löhne haben in diesem Zeitraum nur in den wenigsten Fällen in ähnlichem Mass zugelegt. Preisbereinigt erlitten daher viele Arbeitnehmer einen Verlust an Kaufkraft.

Doch auf magere Jahre folgen irgendwann wieder fette. Das dürfte auch im derzeitigen Konjunkturzyklus der Fall sein.

Realer Lohnanstieg um 0,7 Prozent

Für Zuversicht sorgt die jüngste Lohnumfrage der UBS. Sie basiert auf der Befragung von 345 Schweizer Unternehmen aus 22 Branchen, wobei auch die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände zu den Lohnerwartungen befragt wurden.

Das Fazit der Umfrage: Die Kaufkraft kehrt zurück. Zwar ist für 2025 mit geringeren nominalen Lohnerhöhungen zu rechnen als 2024. Doch weil der Rückgang der Inflation rascher vorankommt, als man dies noch vor kurzem erwartet hatte, dürften die Schweizer Löhne 2025 im zweiten Jahr in Folge inflationsbereinigt deutlich zulegen.

In Zahlen heisst das: Für 2025 rechnen die Firmen mit einem nominalen Lohnanstieg um 1,4 Prozent. Das liegt über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre von knapp 1 Prozent. Wie viel davon real in den Taschen der Arbeitnehmer verbleibt, hängt von der Inflationserwartung ab. Die UBS rechnet für 2025 mit einer Inflation von 0,7 Prozent, womit preisbereinigt ein Lohnanstieg von 0,7 Prozent resultieren würde.

Kaufkraft fast wieder auf dem Niveau von 2021

Auch dieses Jahr dürften in der Schweiz die meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von signifikanten Reallohnerhöhungen profitiert haben. So stiegen die Löhne nominal um rund 1,8 Prozent. Weil die Inflation im gleichen Zeitraum nur um 1,1 Prozent zugelegt haben dürfte, ergibt sich real ebenfalls eine Lohnzunahme um 0,7 Prozent.

Geplant hatten viele Arbeitgeber das reale Lohnplus für 2024 aber nicht. Vielmehr gingen sie bei der Fixierung der diesjährigen Saläre von einer Inflation von 2 Prozent aus, womit real eine Lohneinbusse resultiert hätte. Für 2025 jedoch sind die Reallohnsteigerungen erstmals seit 2021 geplant. Die von den Unternehmen angekündigten Lohnerhöhungen liegen also über der von ihnen erwarteten Teuerung.

Wenn die Schweizer Arbeitnehmer sowohl 2024 als auch 2025 real mit Verbesserungen rechnen können, dürfte der im Zuge der jüngsten Inflationswelle erlittene Kaufkraftverlust bald kompensiert sein. Gemäss Berechnungen der UBS liegt die Kaufkraft der Löhne im kommenden Jahr nur noch um 0,2 Prozentpunkte unter dem Niveau von 2021.

Die Krankenkassenprämien trügen das Bild

Diese Aussage dürfte manchen Haushalt überraschen. Viele von ihnen dürften weiterhin das Gefühl haben, Ende Monat bleibe weniger Geld übrig als noch vor kurzem.

Der Eindruck hat nicht zuletzt mit den seit 2021 stark gestiegenen Krankenkassenprämien zu tun. Diese bleiben bei der Messung der Inflation und somit der Reallöhne unberücksichtigt, sie belasten die Kaufkraft der Haushalte aber gleichwohl.

Hinzu kommt, dass sich hinter Durchschnittswerten bei Löhnen natürlich stets grosse Unterschiede je nach Branche verbergen. Zwar scheinen die für 2025 geplanten Lohnerhöhungen breit abgestützt. So liegt der angekündigte Anstieg der Nominallöhne in allen 22 befragten Sektoren bei mindestens 1 Prozent. Die Grosszügigkeit variiert dennoch.

Was bei den Sektoren auffällt: An der Spitze der Lohnentwicklung liegen 2025 – wie bereits 2024 – die Informatik- und Telekombranche, zusammen mit dem Energiebereich. Während die IT-Branche dank Digitalisierung weiterhin von guter Auftragslage profitiert, vermutet die UBS bei den Energiefirmen, dass dort der starke Anstieg der Energiepreise im Jahr 2022 zu den Lohnerhöhungen beigetragen hat.

Auch im Pharmasektor fallen die Erhöhungen überdurchschnittlich aus. Demgegenüber bleibt ein Grossteil der Industrie hinter dem Durchschnitt, wobei vor allem den Firmen aus der Elektro- und Metallindustrie die schwache Konjunktur im Euro-Raum zu schaffen macht. Auch im Detailhandel und in der Medienbranche liegen die erwarteten Lohnerhöhungen mit 1 Prozent unter dem Durchschnitt.

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