Sonntag, Dezember 1

Die Bundesanwaltschaft erhebt schwere Anschuldigungen gegen die Bank sowie einen früheren Mitarbeiter. Sie sollen eine entscheidende Rolle bei der Verschleierung von Erlösen einer kriminellen Organisation gespielt haben, die von der Tochter des früheren usbekischen Präsidenten gegründet worden war.

Lombard Odier wurde 1796 als erste Privatbank Genfs gegründet und blickt auf fast 230 Jahre Diskretion im Umgang mit den Reichen dieser Welt zurück. Eine Pressemitteilung der schweizerischen Bundesanwaltschaft (BA) vom Freitag dürfte die Belegschaft der altehrwürdigen Institution nun in eine Schockstarre versetzen.

«Bank Lombard Odier und ein ehemaliger Mitarbeiter wegen schwerer Geldwäscherei beim Bundesstrafgericht angeklagt», heisst es dort in dicken Buchstaben. Die Bank und der ehemalige Mitarbeiter werden verdächtigt, eine entscheidende Rolle bei der Verschleierung von Erlösen gespielt zu haben, die aus den Aktivitäten einer kriminellen Organisation stammen. Gegründet worden war diese von Gulnara Karimowa, der schillernden Tochter des verstorbenen früheren Präsidenten von Usbekistan. Im Juli 2012 eröffnete die Bundesanwaltschaft ein Strafverfahren wegen Geldwäscherei gegen sie.

Hubert Keller, der oberste Lombard-Odier-Banker, versucht Gelassenheit zu demonstrieren. Seine Bank verweist darauf, dass die Bundesanwaltschaft die Untersuchungen schon 2016 gestartet habe und dass es die Bank selbst gewesen sei, welche diese durch eine Verdachtsmeldung ausgelöst habe. Man habe stets mit den Behörden kooperiert, die Beschuldigungen seien «unbegründet», und man plane , «sich energisch zu verteidigen».

Als ehemaliger Investmentbanker ist es Keller gewohnt, mit Krisen umzugehen. Allerdings ist er zu lange bei Lombard Odier, als dass er allfällige Verantwortlichkeiten auf seine Vorgänger abschieben könnte. Schon 2006 wechselte er von der Deutschen Bank nach Genf. Anfang letztes Jahr wurde er als Nachfolger von Patrick Odier zum Primus inter Pares gekürt. Keller ist der erste Bankier an der Spitze von Lombard Odier, der nicht aus einer der Gründerfamilien stammt.

Nun steht Keller in seiner ersten grossen Bewährungsprobe. Er muss seiner exklusiven Klientel erklären, wie das Geldhaus in eine derart unschickliche Lage geraten konnte. Die Verteidigungslinie: Lombard Odier ist selbst das Opfer. Kriminell habe nur der frühere Kundenberater gehandelt. Karimowa soll offenbar nie direkt Kundin der Bank gewesen sein. Der Kundenberater habe vertuscht, dass sie die wirklich wirtschaftlich Berechtigte an den Vermögen gewesen sei. Ob Keller mit dieser Strategie Erfolg hat, wird sich zeigen.

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