Über die Ursachen der Brandkatastrophe von Los Angeles ist eine politische Polemik entbrannt. Hilfreicher wäre die Erkenntnis, dass mehr Sicherheit mehr Geld kostet.
Die Schäden durch die Feuersbrünste in einigen der schönsten und nobelsten Gegenden von Los Angeles sind kaum zu fassen. Wo noch vor einer Woche Zehntausende Menschen in blühenden Vierteln lebten und arbeiteten, sind kilometerweit ganze Strassenzüge bis auf den Erdboden abgebrannt. Experten schätzen die Schäden auf eine Grössenordnung von 150 Milliarden Dollar oder mehr. Die Rede ist vom teuersten Brand in der Geschichte der USA.
Politische Polemik löst keine Probleme
Wie konnte so eine gigantische Katastrophe geschehen – ausgerechnet in einer der wohlhabendsten und begehrtesten Metropolen der Welt? Die Dimensionen sind atemraubend – und laden deshalb zu allerlei Spekulationen ein. Die grösste Aufmerksamkeit erhielten die Posts des gewählten Präsidenten Donald Trump. Er griff den kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom hart an und warf ihm vor, wegen unsinniger Wasser- und Naturschutzmassnahmen für die Feuerkatastrophe verantwortlich zu sein. Diese seien der Grund für fehlendes Löschwasser in Los Angeles gewesen.
Die Behauptungen wurden von vielen Republikanern übernommen. Hinzu kam Kritik wegen angeblich überhöhter Löhne für Feuerwehrleute, Budgetkürzungen für die Feuerwehr oder ungenügender Waldpflege. Solche Behauptungen sind rasch in die Welt gesetzt. Was das apokalyptische Ausmass der Schäden wirklich verursacht hat, wird man frühestens in einigen Monaten wissen, wenn diverse Untersuchungen der Behörden abgeschlossen sind. Die politische Polemik ist verfrüht und nicht hilfreich, aber im polarisierten Umfeld der USA wohl unvermeidlich.
Eines ist aber jetzt schon klar: Es ist unbestritten, dass die Demokraten seit Jahrzehnten die politische Führung in Kalifornien und Los Angeles haben. Sie stehen deshalb zuvorderst in der Verantwortung für politische Versäumnisse, welche die derart gewaltigen Auswirkungen der Feuersbrünste in der Metropole ermöglichten. Und davon gibt es eine ganze Reihe.
Waldbrände sind wahrlich kein neues Phänomen in Kalifornien. Allein die vergangenen zehn Jahre waren von zahlreichen Katastrophen geprägt. In aller Ohren sind auch die Warnungen von Naturwissenschaftern, dass der rasch voranschreitende Klimawandel extreme Wetterereignisse wie Dürreperioden oder Starkwinde häufiger und intensiver auftreten lässt – beide haben zum jüngsten Inferno beigetragen. Kaliforniens Politiker und Einwohner waren also gewarnt.
Es gibt auch einige Ansätze zur Prävention, doch deren Umsetzung stösst überall auf dasselbe Problem: Sie kostet Geld, viel Geld.
Sparen bei der Infrastruktur rächt sich
Wenn Stromleitungen im Boden statt auf Holzstämmen in Wohnquartieren verlegt würden, könnten sie im Wind herumfliegendes Gehölz nicht entzünden. Wenn die lokalen Wasserleitungen, Hydranten und Reservoirs dem Risiko eines Grossbrandes mit gewaltigem kurzfristigem Bedarf an Löschwasser angepasst worden wären, wären in den Hügeln des Nobelquartiers Palisades die Hydranten nicht ausgetrocknet.
Wenn ein Teil der Brandschutzvorschriften, die seit 2008 für Neubauten gelten, auch für Altbauten durchgesetzt worden wären, hätten mehr Gebäude gerettet werden können. Und wenn die Politik den Versicherungsmarkt frei spielen liesse, würden viele Häuser an riskanten Lagen gar nie gebaut. Viel zu lange sind die Städte und Agglomerationen kaum kontrolliert in die wilden kalifornischen Landschaften gewuchert – ohne Rücksicht auf die damit verbundenen Risiken verheerender Brände.
Es sind nicht nur die Politiker, die diese bekannten Probleme jahrzehntelang kleinredeten. Es stehen auch die Bürger in der Verantwortung, die diese Politiker wählten. Der notwendige Wiederaufbau in Los Angeles bietet nun wenigstens die Chance, Lehren zu ziehen und es besser zu machen.