Dienstag, April 29

Die politischen Spannungen zwischen dem Weissen Haus und Brüssel schlagen sich noch nicht bei Flugreisen nieder. Davon profitiert die Lufthansa Group, wenngleich die Kernmarke weiter Sorgen bereitet.

In der amerikanischen Luftfahrtbranche herrscht Alarmstimmung. Die drohende Rezession in den Vereinigten Staaten aufgrund der erratischen Politik von Präsident Donald Trump spiegelt sich bereits jetzt in einem sinkenden Konsumentenvertrauen und zurückgehenden Buchungszahlen bei den führenden Fluggesellschaften in den USA.

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Das betrifft bisher nur die amerikanischen Carrier. Bei der Lufthansa Group, zu der auch die Schweizer Swiss zählt, läuft das Geschäft auf der finanziell sehr lukrativen Transatlantik-Route noch hervorragend.

Swiss sieht solide Buchungslage

Die Nachfrage nach Flugreisen von und nach Nordamerika sei im ersten Quartal anhaltend gross gewesen, teilte der Konzern am Dienstag mit. Die Zahl der Passagiere sei im Vergleich zum Vorjahr um gut 7 Prozent gestiegen, ergänzte Konzernchef Carsten Spohr im Gespräch mit Journalisten. Auch für den Sommer erwartet er ein Wachstum von 6 Prozent. Die Auslastung sei stärker gewesen als im Vorjahr.

Spohr wies auf Nachfrage darauf hin, dass die Warnungen vor einem rückläufigen Geschäft der amerikanischen Wettbewerber vor allem den nationalen Verkehr in den USA betroffen hätten sowie etwas weniger stark auch die Strecken von und nach Kanada und Mexiko. Bei den transatlantischen Verbindungen seien die Unterschiede der US-Airlines zur Lufthansa nicht besonders gross.

Für die Lufthansa Group bleibt Nordamerika ein Wachstumsmarkt. Entsprechend sind die Durchschnittserlöse in den ersten drei Monaten um knapp 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr geklettert. Derzeit steige sogar die Nachfrage im Verkaufsgebiet USA weiter. Dabei haben die Airlines der Lufthansa-Gruppe, zu der neben der Swiss auch Austrian, Brussels und Eurowings sowie seit kurzem mit einer Minderheitsbeteiligung auch die italienische ITA gehören, bereits im März 25 Prozent mehr Passagiere aus den Vereinigten Staaten in Richtung Europa geflogen als im Vormonat.

Auch das Swiss-Management ist zuversichtlich für den Sommer. Die Airline erwarte eine solide Entwicklung der Buchungslage des USA-Geschäfts, sagte Finanzchef Dennis Weber. Die kaum zu prognostizierten Veränderungen im politischen und wirtschaftlichen Umfeld schüfen allerdings Unsicherheiten.

Hoher Verlust der Passagier-Airlines

Probleme auf der Nordatlantik-Route können europäische Airlines auch nicht gebrauchen. Schon im Verkehr nach Asien haben sie seit 2022 Nachteile, weil der russische Luftraum für europäische Anbieter gesperrt ist, chinesische Airlines diesen Umweg aber nicht umfliegen müssen.

Insgesamt hat der Konzern einen durchwachsenen Start ins Jahr erlebt. Unter dem Strich erzielte die Gruppe einen adjustierten Verlust vor Steuern und Zinsen von 722 Millionen Euro, was allerdings deutlich besser war als im Vorjahr. Dabei erlitt die kriselnde Kernmarke Lufthansa mit rund 550 Millionen Euro das grösste Minus, wogegen die Swiss umgerechnet nur einen kleinen Verlust von 10 Millionen Euro einflog.

Zum schlechten Lufthansa-Ergebnis trugen auch deutlich steigende Gebühren für die Flugsicherung und bei Flughäfen sowie regulatorische Kosten wie die deutsche Luftverkehrssteuer bei. Hinzu kamen auch im ersten Quartal wieder Streiks in Deutschland. Die Deutsche Bank bezeichnete den Verlust der Passagier-Airlines von insgesamt 934 Millionen Euro als enttäuschend. Der Aktienkurs sank bis zum Nachmittag um rund 6 Prozent auf rund 6,15 Euro.

Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass das erste Quartal für Fluggesellschaften aufgrund der Saisonalität im Reisemarkt oft mit roten Zahlen einhergeht und in diesem Jahr die für Ferien beliebte Osterzeit nicht in den März, sondern in den April gefallen sind. Das allein habe Lufthansa 80 Millionen Euro Gewinn gekostet, sagte Spohr.

Deutsche Firmen füllen Läger in den USA

Gut bis sehr gut entwickelte sich das Wartungsgeschäft der Lufthansa Technik sowie der Logistikbereich Lufthansa Cargo. Technik erzielte mit 161 Millionen Euro ein Rekordergebnis für ein erstes Quartal, und Cargo erreichte einen Gewinn von 62 Millionen Euro. Dazu trug bei, dass vor allem Unternehmen aus dem Auto- und Pharmasektor im ersten Quartal ihre Läger in den USA aufgrund der drohenden Zölle gefüllt und entsprechend viele Produkte über den Atlantik transportiert haben.

Für den Rest des Jahres bleibt das Management trotz den anhaltenden geopolitischen Herausforderungen und der hohen Volatilität optimistisch und hält am bisherigen Ausblick fest. Immerhin gibt es auch vorteilhafte Faktoren, wie beispielsweise die sinkenden Treibstoffpreise und die günstige Wechselkursentwicklung.

Zudem rechnet der Konzern mit einem starken Reisesommer, besonders im Hinblick auf beliebte Mittelmeer-Destinationen wie Spanien, Italien oder Griechenland. Das gilt bisher auch noch für Flüge von und nach Nordamerika. Hier liegen die Ticketverkäufe für das zweite Quartal bereits über dem Vorjahr. Die Entwicklung im dritten Quartal ist für den Konzern dagegen noch undurchsichtig. Spohr machte aber klar, dass bei nachlassender Nachfrage die Kapazitäten angepasst werden könnten.

Sie können dem Frankfurter Wirtschaftskorrespondenten Michael Rasch auf den Plattformen X, Linkedin und Xing folgen.

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