Dienstag, November 26


Hoteltipp i

Das «Brecon» macht Adelboden um eine luxuriöse Übernachtungsmöglichkeit reicher. Im neuen Adults-only- und All-inclusive-Domizil soll man nichts ausser sich erholen und das Handy einmal in die Ecke legen.

Mit dem Hinsetzen auf eines dieser braunen Ledersofas in der Lounge, die so weich sind wie ein Brioche-Brötchen, beginnt das Ankommen am Dorfrand von Adelboden. Es ist Hochsommer, hier oben aber gefühlt fünf Grad kälter als im Unterland. Dicker Nebel versperrt die Sicht auf den Lohner und das noch höher gelegene Bergmassiv. «It’s Welsh weather», sagt Grant Maunder, der sich gegenüber aufs moosgrüne Bouclé-Sofa setzt und den das Wetter an seine Heimat erinnert. Der Waliser ist der Besitzer des «Brecon», des neuen Bijous, das am Saum des angrenzenden Waldes liegt.

Während ich auf dem mit Coffee-Table-Books, skulpturalen Kerzenständern und grob gemeisselten Travertinschalen dekorierten Couchtisch ein freies Plätzchen für mein Wasserglas suche, beginnt Grant Maunder zu erzählen. Er ist Vermögensverwalter und ist «accidentally», also eher zufällig, Hotelier geworden. Mit Adelboden verbindet ihn eine langjährige Beziehung. In den Sechzigern kam er als Kind mit seiner Familie zum Skifahren ins Berner Oberland.

Später, es waren die Achtziger, übernachteten er und sein Bruder Craig jeweils in einem Luftschutzbunker unter einem Guesthouse. Das Geld für eine luxuriösere Unterkunft, etwa im Grand-Hotel Regina, damals das angesagteste Hotel im Dorf, fehlte. Wiederum zwanzig Jahre und zwei proper gefüllte Portemonnaies später, wagten die Brüder mit dem «Regina» zuerst ein stilles Investment, übernahmen dann komplett und machten es zum 4-Sterne-Designhotel «The Cambrian».

Von der Atmosphäre her könnten die zwei Häuser nicht unterschiedlicher sein. Im «Cambrian» mit seinen 72 Zimmern ist einiges los, Familien mit Kindern planschen im Pool, Instagram-Paare machen Fotos vor der Bergkulisse, andere facetimen auf der Terrasse, wo gelegentlich auch DJ auflegen. Man geniesst hier zwar eine gewisse Anonymität, ist aber nicht ungestört. Das «Brecon» hingegen ist ein Adults-only-, All-inclusive-Chalet-Hotel mit 18 Zimmern und 4 Suiten. Ruhe und Digital Detox sind hier das oberste Ziel.

Guests only und alles inklusive

Wer hier übernachten soll? Vielgereiste Leute, die abschalten wollten, aber auch offen für Community und Austausch seien, sagt Maunder. «Wir wollen keine Bankergruppe, die grölt und Business-Calls in der Lobby macht. Man soll sich wie bei einem Freund zu Hause fühlen.» Notabene bei einem grosszügigen Freund: Die «open bar» ist im Preis inkludiert.

Und ja, natürlich dürfe es auch einmal ausgelassen werden – man wolle zwar exklusiv und «high standard» sein, aber ohne arrogant zu wirken. «Does that make any sense?!», fragt Maunder und richtet die Frage eher an sich selbst. Übersetzt soll es wohl bedeuten: Die richtige Klientel wird übers Hörensagen von diesem Ort erfahren und hier zusammenfinden.

Die Gastgeberin Martina von Deschwanden, eine gebürtige Adelbodnerin, und ihr Team sind dafür verantwortlich, dass der Aufenthalt möglichst entspannt abläuft. Die Gäste sollen sich keine Gedanken über zusätzliche Kosten vor Ort machen müssen. Getränke, Essen und Spa sind im Zimmerpreis inbegriffen.

Dafür, dass man sich hier, im mehr als 100-jährigen Gebäude mit Blick in die Natur, wohlfühlt, sorgen nebst den Annehmlichkeiten auch die grosszügig gestalteten Bereiche. Von der Reception geht der Gast nach links ins Restaurant mit der offenen Küche, die so gar nichts von einer nur zweckmässig eingerichteten Hotelküche hat.

Auf den Ablagen stehen Pflanzen und Deko-Artikel. Die Armaturen sind in Marmoroptik, die Lampen aus Messing. Hier bereitet der Küchenchef Daniel Caswell gerade das 4-Gang-Abendmenu vor – etwa dreierlei Gnocchi mit Broccoli und saisonalen Pilzen aus dem Wald, Zander-Kartoffel-Mousse mit grünen Bohnen sowie frittierte Zucchiniblüten mit Ricotta. Einfaches, zugängliches Essen mit regionalen Zutaten. Sterne strebt man hier keine an.

Eklektisches Design und Alpenpanorama

Über das «crazy paving», wie Maunder den handverlegten Boden mit Steinen aus den Dolomiten nennt, schreitet man zum Lift, der zu den Zimmern führt. Hohe Decken, Opulenz und unterschiedliche Haptik sollen ein Gefühl von Geborgenheit schaffen. Für das kuratierte, eklektische Design im Hotel zeichnet das Amsterdamer Interior-Design-Studio Nicemakers verantwortlich. Seine Designsprache kennt man etwa aus den «Hoxton»-Hotels. Der Anspruch der Designer in Adelboden war: das Drinnen genauso spannend zu machen wie die Aussicht.

So trifft Leder auf Holz, Wolle und Leinen auf Perlmutt, Cognac auf Aprikosenorange. Das Badezimmer ist in lieblichem Terracotta-Rosa gepinselt, über die handgeknüpften Teppiche will man barfuss laufen, und eine Lesenische mit Archivbildern von Adelboden sorgt für noch mehr Musse zum Analog-Werden.

Auf einen Blick

Adresse

The Brecon
Dorfstrasse 88
3715 Adelboden

Kosten

Die Leistungen sind für Hotelgäste all inclusive (Verpflegung, Getränke und Spa). Die Preise beginnen bei 755 Franken pro Zimmer und Nacht.

Design

Eklektisches Design, offene Küche, grosszügig gestaltete Community-Räume, Zimmer und Suiten mit Panoramablick.

Gastronomie

Der Küchenchef Daniel Caswell und sein Team kochen in der offenen Küche mit lokalen Zutaten. Afternoon-Tea mit walisischen und Schweizer Spezialitäten, am Abend ein Menu.

Dieser Besuch wurde vom Hotel unterstützt.

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