Mittwoch, März 19

Der Chef des französischen Luxusgüterkonzerns gehört zu den drei reichsten Menschen der Welt. Die ikonische Wochenzeitschrift wollte er schon immer haben, für kolportierte 100 Millionen Euro soll er sie nun bekommen.

Zwei mächtige Männer haben in Frankreich jahrelang um das Hochglanzmagazin «Paris Match» gerungen. Einer von ihnen ist Vincent Bolloré, der als Leiter des Medienkonzerns Lagardère-Vivendi fungiert. Zu der Gruppe gehören unter anderem die französischen Fernsehsender Europe 1, Canal Plus und CNews, die Videoplattform Dailymotion und die Zeitung «Journal du Dimanche». Und bis anhin auch das Hochglanzmagazin «Paris Match».

Der andere ist Bernard Arnault, CEO von LVMH. Der Luxusgüterkonzern besitzt Marken wie Dior, Louis Vuitton und Tiffany. Doch nicht nur Mode, Schmuck und Parfum gehören zum stetig wachsenden Produktportfolio des Imperiums. LVMH hält auch Beteiligungen an den französischen Zeitungen «Les Échos» und «Le Parisien». Schon seit einigen Jahren gehört es zur Strategie des Unternehmens, Luxusgüter und exklusive Medieninhalte zu vereinen.

Künftig wird nun wohl auch «Paris Match» LVMH gehören. Am Dienstag teilte die Vivendi-Gruppe mit, dass sie ein Kaufangebot für den Titel «Paris Match» von der LVMH-Gruppe erhalten habe und der Verwaltungsrat beschlossen habe, exklusive Gespräche mit dem Unternehmen aufzunehmen. Weder Vivendi noch LVMH äusserten sich zu der Höhe des Angebots, französische Medien kolportieren aber eine Summe von 100 Millionen Euro, die Bernard Arnault offenbar zahlen will. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete «Paris Match» einen Umsatz von 52 Millionen Euro.

Arnaults spezielle Beziehung zu «Paris Match»

Es ist bereits das zweite Mal, dass Bernard Arnault ein Kaufangebot für «Paris Match» hinterlegt. 2022 wollte der Mann, der gemäss dem amerikanischen Magazin «Forbes» mit einem geschätzten Vermögen von 210 Milliarden Euro der reichste Mensch der Welt ist, die französische Zeitschrift schon einmal kaufen. Bolloré kam ihm aber zuvor und verhinderte die Übernahme durch LVMH. Doch Arnault bewies Geduld. Irgendwann werde er das Magazin besitzen, das sei Schicksal, sagte er einmal dazu. Denn die erste Ausgabe von «Paris Match» ist im selben Monat erschienen, in dem Arnault geboren worden ist: im März 1949.

Das Hochglanzmagazin mit seinen aufwendig produzierten Fotoreportagen und exklusiven Celebrity-Interviews ist laut Arnault «ein Stück Frankreich» und damit eine Premiummarke.

Tatsächlich ist die Wochenzeitschrift im In- und Ausland nach wie vor beliebt. Im vergangenen Jahr erreichten ihre Inhalte laut Unternehmensangaben monatlich über 10 Millionen Leserinnen und Leser. Allein die zwei Ausgaben mit den Geschichten über den Erbstreit der Kinder der Kino-Ikone Alain Delon im Januar erreichten eine Auflage von jeweils über 100 000 Exemplaren.

Frankreichs reichste Familie übernimmt das «Familienalbum»

Doch nicht nur für die Stars ist «Paris Match» wichtig. Auch Wirtschaftsgrössen und Spitzenpolitiker zieren gerne das Cover des Magazins, um sich dem Publikum nahbarer zu präsentieren. In der vergangenen Woche sorgte zum Beispiel Frankreichs Innenminister Gérald Darmanin für Gesprächsstoff.

Der Politiker, der normalerweise eher in Begleitung von schwerbewaffneten Polizisten fotografiert wird, hatte sich für das Magazin in einer vermeintlich zwanglosen Atmosphäre gemeinsam mit seiner Frau und seinen zwei kleinen Söhnen ablichten lassen. Darmanin wolle damit seine Ambitionen auf den Präsidentenpalast unterstreichen, so kommentierte die französische Presse den familiären Auftritt in dem Magazin.

Das Cover erinnerte stark an eine Titelgeschichte aus dem Jahr 2002 mit dem damaligen Innenminister Nicolas Sarkozy. Dieser hatte sich damals ebenfalls mit seiner inzwischen von ihm geschiedenen Frau Ségolène Royal und dem kleinen Sohn in seinem Arbeitszimmer fotografieren lassen. Später wurde Sarkozy Frankreichs Präsident.

In Frankreich wird «Paris Match» wegen solcher Geschichten auch das «Familienalbum» genannt. Nun also soll dieses bald in den Besitz einer anderen illustren Familie des Landes übergehen: in die Dynastie von Bernard Arnault und LVMH.

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