Stereotype Männerbilder hin oder her: Gewalt gegen Frauen ist das Thema im neuen Fall für Hauptkommissar Faber. Der Krimi lebt von seiner Biestigkeit.

Zwischenmenschlich brennt es im Dortmunder «Tatort: Feuer». Vor allem, wenn Jens Hielscher (Sebastian Zimmler) in Erscheinung tritt. Hielscher ist ein Mann, der prinzipiell auf Konfrontationskurs mit seiner Umwelt ist, knallhart und physisch brutal. Er zeigt das gern und geniesst es, wenn andere Angst vor ihm haben. Vor allem seine Lebensgefährtin Meike Gebken (Nadja Becker), ihr Sohn Finn aus erster Ehe (Caspar Hoffmann) und die gemeinsame kleine Tochter Zoe (Tesla Tekin).

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Hielscher ist ein Schläger, der die Lebensgefährtin durch die Wohnung prügelt. Finn leidet als Zeuge schwer. Zoe bleibt von der väterlichen Gewalt verschont. Noch. Tatort des Missbrauchs ist das gemeinsame Haus der Hielschers. Irgendwann liegt die Frau tot im Haus. Aber nicht erschlagen, sondern als Opfer einer Kohlenmonoxidvergiftung nach einer Brandstiftung. Die Polizei findet die kleine Tochter mit einem Plüschtier verstört auf der Strasse, der Sohn ist verschwunden, eine Familie zerstört. Dass Hielscher ein Täter und ein empathieloses Monster ist, so viel ist von Anfang an klar. Aber die Frage bleibt: Hat er auch den Brand gelegt?

Parka-Träger sind sensibel

Feuer zu legen, sei keine Männersache, das hört man – jeweils mit einer gewissen Genugtuung vorgetragen – zweimal in diesem Krimi. Zum ersten Mal gleich zu Beginn aus dem Mund von Kommissar Faber (Jörg Hartmann), der sich dabei auf die Statistik beruft. Beim zweiten Mal erklärt einer von Hielschers Kumpanen, dass es männlicher sei, seinen Widersachern ein paar Knochen zu brechen. Dieses Männerbild erscheint zum Glück nicht als Stereotyp in diesem «Tatort».

Denn der sensible Parka-Träger Faber mit seinem Auto, dessen Seitenspiegel mit Klebeband befestigt sind, kann kaum ein gnadenloser Macho sein. Genauso wenig wie das neue Teammitglied, Otto Pösgen (Malick Bauer), der als Charismatiker im Hintergrund wirkt. Das heisst nicht, dass der Kommissar und sein Team immer den richtigen Ton treffen. Als Faber eine verkaterte Zeugin befragt, folgt er ihr bis zum Klosett, während sie sich übergibt – und bohrt ungerührt weiter. Es dauert lange, bis er einlenkt und sagt: «Machen Sie mal in Ruhe.»

Zuflucht im Frauenhaus

Auf der Suche nach dem Brandstifter, der Meike Gebkens Tod verursacht hat, checkt Fabers Kollegin Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) undercover – und nicht von oberster Ebene abgesegnet – in das Frauenhaus ein, in dem die Verstorbene Zuflucht vor ihrem Peiniger gesucht hat. Rosa Herzog will wissen, was die Tote zur Rückkehr in ihr Haus bewogen hat. Dabei kommt sie mit den Frauen ins Gespräch, die dort leben. Und die Regisseurin Nana Neul und der Drehbuchautor Markus Busch, der 2019 den Tatort «Inferno» schrieb, können ihr Thema – Gewalt gegen Frauen – bei der Gelegenheit vertiefen.

Obwohl die Dortmunder Kommissare die Tätersuche zügig vorantreiben, schwelen auch auf Kollegenebene wieder etliche Feuer, die nichts mit dem Fall zu tun haben. Faber kann die neue Vorgesetzte Ira Klasnić (Alessija Lause) nicht leiden, Rosa Herzog den Kollegen Pösgen dafür umso mehr. Fabers Widersacher Daniel Kossik (Stefan Konarske) taucht wieder auf und versprüht Gift, während Staatsanwalt Matuschek (Moritz Führmann) das Team einnorden muss. Generell herrscht eine Atmosphäre niederschwelliger Biestigkeit, es knirscht im Getriebe – von Gutmenschentum also auch beim Kripo-Team keine Spur. Aber immerhin, der Laden läuft, irgendwie und trotz allem.

«Tatort» aus Dortmund: «Feuer». Montag 20.15 Uhr, SRF 1 / ARD.

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