Beim Make-up-Fasten werden für bestimmte Zeit gar keine Schminkprodukte verwendet. Eine Dermatologin und ein Arzt für ästhetische Medizin geben Auskunft, welchen Einfluss eine Make-up-Pauf unsere Haut hat.

«Clean girl aesthetic», «vanilla girls», «no make-up make-up»: Was Schminke betrifft, wird seit längerem die Zurückhaltung zelebriert. Und seit Anfang Jahr gibt es einen Trend, bei dem die Schminkpinsel ganz im Badezimmerschrank verstaut bleiben. Das Phänomen nennt sich Make-up-Fasten und bedeutet, dass während eines vorgesehenen Zeitraums gänzlich auf Schminkprodukte verzichtet wird. Das soll der Haut eine Verschnaufpause geben und den Teint strahlen lassen.

Doch welchen Einfluss hat Make-up auf unsere Haut überhaupt? Und wieso kann es sich lohnen, darauf zu verzichten? Die Dermatologin und Venerologin Dr. Marianne Meli der Dermanence Praxen in Zürich und der Arzt für ästhetische Medizin Dr. Kevin Sternberg von der Swiss Derma Clinic geben Auskunft.

Wann ist Make-up problematisch?

Bei Unreinheiten, Wunden oder Infektionen raten Expertinnen und Experten, auf Make-up zu verzichten. Denn dieses kann Poren verschliessen, wodurch sich Talg ansammelt – ein ideales Klima für Bakterien, die wiederum Entzündungen auslösen können. «Negativ wird es, wenn die Haut nicht gut vorbereitet oder das Make-up über längere Zeit nicht entfernt wird», sagt Sternberg und fügt an, dass das Teilen von Make-up und Pinseln das Infektionsrisiko erhöhe.

Am Ende des Tages muss das Make-up also entfernt werden. «Allein aufgrund der Umweltpartikel wie etwa der Abgase, die sich auf dem Make-up anlagern», sagt Marianne Meli. Das Problem: Um das Make-up zu entfernen, muss die Haut aggressiver gereinigt werden. Wer das täglich macht, kann die Hautbarriere stören. Durch regelmässiges Abschminken wird die Haut so tendenziell trockener und gereizter.

«Was wir häufig sehen, sind junge Patientinnen, die neben zu viel Make-up zu viele Pflegeprodukte verwenden und dadurch Hauterkrankungen entwickeln», sagt Meli. Wenn das der Fall ist, empfiehlt die Dermatologin eine Nulltherapie. Das heisst, für mindestens vier Wochen auf sämtliche Kosmetikprodukte zu verzichten. So lange brauche die Haut, um sich einmal zu regenerieren. Meistens dauert es sogar länger.

Schliesslich ist es von den Inhaltsstoffen des Make-ups abhängig, ob es porenverstopfend wirkt oder nicht. Die Dermatologin empfiehlt diesbezüglich, Produkte mit sogenannten komedogenen Inhaltsstoffen zu meiden. Diese können Mitesser und Hautunreinheiten verursachen. Dazu gehört etwa Kokosöl. Mittlerweile gebe es gute Apps wie etwa Codecheck, mit denen die Produkte auf ihre Inhaltsstoffe gescannt werden könnten, so die Expertin.

Make-up kann die Haut pflegen

«Hat jemand keine Probleme mit der Haut und werden keine durch Make-up verursacht, dann ist Schminken unproblematisch», sagt die Ärztin. Schminkprodukte können sogar eine sinnvolle Ergänzung zur Hautpflege sein. Immer öfter sind sie mit Mineralien und Antioxidantien ausgestattet, die pflegend wirken. «Mit UV-schützenden Inhaltsstoffen angereicherte Produkte schützen die Haut beispielsweise vor Umwelteinflüssen wie UV-Strahlung oder Luftverschmutzung», sagt Sternberg.

Beim Sonnenschutzfaktor sei allerdings Vorsicht geboten. Damit dieser so wie auf der Verpackung angegeben wirkt, muss das Produkt grosszügig aufgetragen werden. Die Dermatologin empfiehlt deshalb immer eine zusätzliche Schicht Sonnencrème. «Insbesondere bei sportlichen Aktivitäten wie etwa Wandern oder in der Badi. Dann schwitzen sich diese Produkte schnell raus.»

Wie erhalte ich einen schönen Glow im Gesicht ganz ohne Make-up?

«Am Ende lohnt sich jeder Make-up-freie Tag», sagt die Ärztin. So könne die Haut atmen und ihre Barriere sich regenerieren. Damit sie auch ohne Schminke strahlt, rät Meli ein bis zwei Mal pro Woche zu Peelings und Produkten mit Inhaltsstoffen, welche die Poren öffnen – etwa Salicylsäure, die abgestorbene Hautschüppchen beseitigt, oder Vitamin A, das die Poren offen hält.

Für Feuchtigkeit rät die Expertin zu Produkten mit Hyaluron oder Glycerin. «‹Glow› hat ein Gesicht dann, wenn die Hornhaut entfernt und die Haut befeuchtet ist», so Meli.

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