Samstag, September 28

Die Kosten für Gesundheitsleistungen sind extrem ungleich verteilt.

Gesundheit wird immer teurer. Durch den erneuten Anstieg um sechs Prozent, den das BAG am Donnerstag bekanntgegeben hat, liegt die mittlere Prämie der Krankenkassen für 2025 bei 379 Franken pro Monat. Innerhalb eines Jahres zahlt ein Versicherter also im Durchschnitt 4544 Franken. Dabei kostet die grosse Mehrheit der Versicherten ihre Krankenkasse deutlich weniger.

Denn die Gesundheitskosten sind extrem ungleich verteilt: Eine kleine Minderheit verursacht einen grossen Teil der Kosten. Das zeigen Zahlen der Krankenkasse Helsana.

Um besser zu verstehen, wie diese Verteilung der Kosten zustande kommt, lohnt sich ein Blick auf verschiedene Altersgruppen. Denn im Verlauf des Lebens verändern sich die typischen Gesundheitskosten stark.

Wählt man zufällig 100 junge Erwachsene von zwischen 19 und 25 Jahren aus, dann haben 21 von ihnen überhaupt keine Gesundheitskosten, die von ihrer Krankenkasse getragen werden. In diesem Alter wählen viele Menschen eine hohe Franchise und zahlen daher für einen gelegentlichen Arztbesuch selbst. Wenn sie doch einmal im Spital landen, dann häufig als Folge eines Unfalls, diese Kosten trägt also die Unfallversicherung. Hohe Kosten für die Krankenkasse sind in dieser Gruppe sehr selten. Nur 4 von 100 jungen Erwachsenen kosten die Kasse mehr als 10 000 Franken im Jahr.

Ganz anders sieht es am anderen Ende des Altersspektrums aus. Viele Menschen über 86 Jahre sind für ihre Krankenkasse sehr teuer. Bei der Hälfte der Versicherten in dieser Altersklasse liegen die Kosten bei über 10 000 Franken im Jahr, bei vier von hundert Personen sogar bei über 50 000 Franken. Das liegt einerseits an den im Alter häufiger auftretenden Krankheiten und Gebrechen, andererseits an den Pflegekosten, die zum Teil von der Krankenkasse getragen werden. Ausserdem sind in der Gruppe der über 86-Jährigen mehr Menschen im letzten Jahr ihres Lebens. Die Kosten im Jahr vor dem Tod sind meist besonders hoch, da die Ärzte um das Leben ihrer Patienten kämpfen.

Wenige schwerkranke Menschen kosten die Krankenkasse sehr viel

Doch nicht nur ältere Menschen sorgen für hohe Gesundheitskosten. In allen Altersgruppen gibt es vereinzelt schwerkranke Menschen mit extrem hohen Kosten.

Das sieht man an den Daten zu Menschen von zwischen 26 und 40 Jahren. Typischerweise kosten sie ihre Krankenkasse zwischen 1000 und 2500 Franken im Jahr. Nur eine von 100 Personen dieser Altersklasse hat Gesundheitskosten von über 25 000 Franken, Kosten von über 50 000 Franken sind noch seltener. Doch ein Zoom in diese Kostenkategorie zeigt: Einzelne Versicherte sind noch viel teurer.

Laut den Daten der Helsana verursachten 2023 schweizweit etwa 5100 Menschen von zwischen 26 und 40 Jahren Kosten von mehr als 50 000 Franken. Bei 50 von ihnen waren es sogar mehr als eine halbe Million. Das können Menschen mit schweren Krebserkrankungen oder chronischen Krankheiten sein.

Oder es sind Menschen wie Sarah. Sarah ist ausgedacht, aber an einen realen Fall angelehnt. Sie ist 28 Jahre alt und im letzten Jahr schwer an Covid erkrankt. Die akute Infektion brachte sie für 76 Tage ins Spital. Die Infektion löste bei Sarah ungewöhnlich schwere Komplikationen aus, ihre Beine wurden gelähmt. Nach dem Spitalaufenthalt folgten deshalb Monate in der Rehabilitationsklinik. Dazu kamen Medikamente, Physiotherapie, Nachuntersuchungen. 430 000 Franken gab ihre Krankenkasse innerhalb eines Jahres für Sarah aus.

Die Zahlen der Versicherten der Helsana wurden auf die gesamte Schweiz hochgerechnet

Bei der Krankenversicherung Helsana sind etwa 2 Millionen Schweizer versichert. Doch die Versicherten sind nicht gleichmässig über Altersgruppen, Geschlechter und Regionen verteilt. Um die Daten möglichst repräsentativ für die gesamte Bevölkerung der Schweiz zu machen, wurden sie mithilfe der Informationen aus der Risikoausgleichsstatistik auf die Gesamtbevölkerung der Schweiz hochgerechnet.

Junge Männer gehen kaum zum Arzt

Wenn Schwerkranke und sehr alte Menschen die Gesundheitskosten in die Höhe treiben, gibt es auf der anderen Seite sehr viele Menschen, die die Krankenkassen überhaupt nicht belasten. Mehr als 1,3 Millionen Menschen jedes Jahr beziehen keinerlei Leistungen von ihrer Krankenkasse. Die meisten von ihnen sind Männer.

Einer davon ist Martin, 45 Jahre alt, ebenfalls ausgedacht. Martin ist kerngesund – soweit er weiss jedenfalls. Beim Arzt war er schon länger nicht mehr, um Vorsorgeuntersuchungen schert er sich wenig. Seine Gesundheitskosten liegen Jahr um Jahr bei 0 Franken. Martin ist damit typisch.

Denn die Daten der Helsana zeigen deutlich, dass eine populäre Annahme stimmt: Viele Männer gehen nicht zum Arzt. In der Altersgruppe von 26 bis 40 Jahren hat ein Drittel aller Männer keinerlei Leistungen von der Krankenkasse bezogen. Bei Frauen gleichen Alters sind es nur 12 Prozent. Erst mit dem Rentenalter beginnen auch die Männer, mindestens ab und zu medizinische Leistungen in Anspruch zu nehmen. Im hohen Alter kosten die Männer die Krankenkasse dann im Schnitt sogar etwas mehr als die Frauen.

Dieses Ungleichgewicht zwischen den Kosten ist das Grundprinzip der Krankenkasse. Nur so kann sie Menschen mit schweren Krankheiten eine Behandlung ermöglichen, auch wenn die Kosten dafür deren eigene Mittel bei weitem übersteigen. Doch damit das System weiter funktioniert, müssen die Prämien bezahlbar bleiben. Eine genaue Analyse der Kosten ist wichtig, um die Punkte ausfindig zu machen, an denen man sparen kann.

Wie viele Menschen im Rentenalter verursachen extrem hohe Gesundheitskosten? Sind meine Kosten normal für mein Alter und Geschlecht? Und wie gross sind die Unterschiede zwischen Männern und Frauen wirklich? Stöbern Sie durch die vollständigen Daten, und finden Sie Antworten auf diese und andere Fragen.

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