Dienstag, Februar 4

Bei Vertragsende wäre der deutsche Torhüter vierzig Jahre alt. Bis jetzt halten die Bayern keinen Goalie für würdig, Neuers Nachfolge anzutreten.

Womöglich werden sie einmal als die Unzertrennlichen gelten, der FC Bayern München und der Torhüter Manuel Neuer. Am Montagabend kommunizierte der Klub, dass Neuer seinen Vertrag, der im Sommer endet, um ein weiteres Jahr verlängern werde. Auf den ersten Blick scheint das nicht sonderlich spektakulär, auf den zweiten ist es das allerdings schon, denn Neuer ist bald 39 Jahre alt – selbst für einen Fussballer von seinem Format ist das ein stattliches Alter.

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Max Eberl, der Sportdirektor der Bayern, preist Neuer in der Mitteilung des Klubs in den höchsten Tönen – er bemühte die üblichen Topoi, wenn es um den gebürtigen Gelsenkirchener geht. Der beste Goalie seiner Generation, einer, der das Torhüterspiel definiert habe, mit einer unfassbaren Professionalität: «Wir freuen uns sehr, dass diese einzigartig erfolgreiche Beziehung weitergeht.»

Mit ihm errang der FC Bayern zwei Champions-League-Titel

Einzigartig erfolgreich: Das kann man tatsächlich behaupten, denn neben den Meisterschaften in Serie triumphierte der FC Bayern auch zweimal in der Champions League – und das nicht zuletzt wegen Neuers Leistung, die Thomas Tuchel, 2020 der Trainer des Gegners Paris Saint Germain im Final der Champions League, als «Wettbewerbsverzerrung» bezeichnete.

Nur ist die lange gemeinsame Geschichte eben längst nicht alles. Der Umstand, dass Neuer wohl jenseits der vierzig seine Karriere beenden wird, verweist noch auf einen anderen, trüben Umstand: Es gibt offenbar, weder national noch international, weit und breit keinen Torhüter, den die Bayern für würdig befinden, Neuers Nachfolge anzutreten. Das musste auch Yann Sommer erfahren, der nur ein halbes Jahr in München blieb, nachdem Neuer sich auf einer Skitour das Schienbein gebrochen hatte.

Jüngst verpflichteten die Bayern Jonas Urbig. Der 21-Jährige kommt vom 1. FC Köln, bei dem er zuletzt nicht einmal mehr Stammtorhüter war. Ausserdem stehen in München unter Vertrag: der Evergreen Sven Ulreich, der immer dann zum Einsatz kommt, wenn Manuel Neuer sich verletzt, was in den letzten Jahren immer häufiger der Fall war. Und der deutsch-israelische Goalie Daniel Peretz, der Neuer ebenfalls schon vertrat und das gar nicht einmal schlecht, aber trotzdem offenbar nicht für gut genug befunden wird, Neuers Nachfolger zu sein.

Ausserdem gibt es noch den Stuttgarter Torhüter Alexander Nübel, den sich die Bayern schon vor einigen Jahren gesichert hatten. Neuer empfand dessen Verpflichtung im Jahr 2020 anscheinend als bedrohlich, so dass er an einer Medienkonferenz erklärte, er sei «kein Statist, sondern Protagonist». Offenbar hatte der damalige Sportchef, Hasan Salihamidzic, Nübel Spielzeiten in Aussicht gestellt, was Neuer alles andere als amüsant fand. Nübel, von den Bayern ausgeliehen, macht in Stuttgart keine schlechte Figur. Und doch bleiben Zweifel daran, ob er das Format hat, Neuer zu ersetzen.

Neuer hat mit dem FC Bayern noch viel vor

Das allein muss aber nicht entscheidend sein. Denn Eberls Einschätzung bezüglich der Bedeutung des Torhüters ist zweifellos richtig. Gemessen an ihm fallen alle anderen ab, auch wenn der gealterte Neuer nicht mehr die Ausnahmeerscheinung ist, die er in früheren Jahren war. Aber er ist eben immer noch gut genug, um mit seiner Klasse und Routine die Herausforderer auf die Plätze zu verweisen. Seine Motivation hat laut Selbstauskunft nicht gelitten, und vielleicht hofft Neuer ja noch einmal auf ein erfolgreiches Jahr mit dem FC Bayern: «Ich bin noch immer hungrig und freue mich auf ein weiteres Jahr in diesem besonderen Verein. Es fühlt sich gut an, wir haben noch viele gemeinsame Ziele.»

Eines davon ist in dieser Saison der Einzug in den Champions-League-Final, denn der wird im Frühling in München ausgetragen. Für Neuer wäre es ein Déjà-vu: 2012, als er erst ein Jahr im FC Bayern war, scheiterten die Münchner gleichenorts im Elfmeterschiessen am FC Chelsea – trotz ihrem herausragenden Torhüter.

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