Mittwoch, Februar 12

Der SVP-Doyen hält nicht viel vom Zweierticket der Mitte. Möglich seien auch andere Kandidaten, sagt Christoph Blocher: zum Beispiel er selbst. Dabei ist sein Parteichef begeistert von Ritter.

Am Anfang der Ticket-Doktrin stand eine Abwahl: Nachdem Christoph Blocher 2007 nicht mehr als Bundesrat bestätigt worden war, machten seine Gegner alles, um keine linientreue SVP-Nachfolge zu wählen. In langen Hinterzimmergesprächen brachten SP- und CVP-Politiker die Bündner Regierungsrätin Eveline Widmer-Schlumpf ins Spiel. Widmer wurde gewählt, und von da an galt in der SVP: Wer sich wild wählen lässt, fliegt aus der Partei. Es sei denn, eine Zweidrittelmehrheit der Fraktion entscheidet anders.

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Die politischen Verheerungen der Blocher-Abwahl waren enorm. Das Misstrauen, das aus dem Putsch erwuchs, wurde schliesslich auch den ursprünglichen Unterstützern der Putschisten zu viel. So besann man sich wieder auf das Ticket. Seither gilt, dass die Bundesversammlung die Vorauswahl der Parteien respektiert.

Doch Christoph Blocher ist des Tickets schon lange müde. Bereits letztes Jahr zündelte er. Zum Ärger vieler Bürgerlicher wollte die Fraktion bei der Ersatzwahl für Alain Berset den Zürcher Ständerat Daniel Jositsch partout nicht aufs Ticket lassen. Blocher gab zu Protokoll, er halte Jositsch für einen Opportunisten, die Bundesversammlung sei aber nicht ans Ticket gebunden. Als Wahlkörper könne sie wählen, wen sie wolle.

Vor der Ersatzwahl für die Mitte-Bundesrätin Viola Amherd hat Blocher seine Empfehlung für eine wilde Wahl nun wiederholt – und sogar noch einen draufgesetzt. In einem Interview mit «Teleblocher» sagte er: «Es ist ein Blödsinn zu sagen: ‹Wenn man ein Zweierticket hat, darf man keinen anderen wählen.›» Und: «Ich selber würde die Aufgabe übernehmen. Ziel wäre es, das VBS bis Ende 2027 in Ordnung zu bringen. Ich glaube, dass ich die nötigen Fähigkeiten mitbringe. Nach zweidreiviertel Jahren könnte man den Sitz dann der Mitte-Partei zurückgeben.»

Zweifel an Pfister und Ritter

Die Mitte setzte nach zahlreichen Absagen Martin Pfister und Markus Ritter aufs Zweierticket für die Ersatzwahl für Viola Amherd. Pfister muss sich in Bern erst einen Namen machen, aber Bauernverbandspräsident Ritter kennt man. In der SVP sind viele ganz begeistert vom markigen Rheintaler. Im Hintergrund macht der Parteichef Marcel Dettling Werbung für ihn. Dass Ritter Esther Friedli in St. Gallen zur Wahl in den Ständerat verholfen hat, ist ebenfalls noch nicht vergessen.

Doch Blocher scheint an beiden Kandidaten zu zweifeln: Den Zeitungen von CH Media sagte er, es gehe nun darum, dass eine fähige Person die Missstände im Verteidigungsdepartement möglichst schnell behebe. «Wenn das Parlament zum Schluss kommt, dass die beiden vorgeschlagenen Kandidaten der Mitte für diese Aufgabe eher nicht geeignet sind, kann es jemand anderes wählen.»

Nie und nimmer Bundesrat

Blocher ist 84 Jahre alt und fit für sein Alter. Aber er weiss, dass er nie und nimmer zum zweiten Mal Bundesrat wird. Interessanter als sein unverbrüchliches Selbstvertrauen ist deshalb die Frage, was er am Ticket der Mitte auszusetzen hat. Mit dem Zuger Regierungsrat Martin Pfister und Bauernführer Ritter hat sie jedenfalls ein valables Ticket zustande gebracht.

Eine Erklärung wäre, dass der Politfuchs Christoph Blocher gemerkt hat, dass sich Markus Ritter mit seinen grossmäuligen Auftritten um Kopf und Kragen redet. Die Frauen? Die wollen sowieso nicht ins Verteidigungsdepartement. Das VBS? Das muss man nur mal so richtig ausmisten. Einem wie ihm gelang da schon ganz anderes. Zusammenarbeit mit der Nato? «Als neutraler Kleinstaat müssen wir darauf achten, auf Distanz zu bleiben und nicht zwischen die grossen Blöcke zu geraten.» Die Städter? Die arbeiten nicht so viel wie die Menschen auf dem Land.

Damit sind die Wahlchancen des bescheidenen Martin Pfister in den vergangenen Tagen merklich gestiegen. Denn die Linken, das haben verschiedene Exponenten in den vergangenen Tagen klargemacht, werden Ritter nicht wählen: Ritter hat mit ihnen in den letzten Jahren manche Kämpfe ausgefochten: Sei es beim Klima- und Umweltschutz, bei den Subventionen für die Landwirtschaft oder der Frage, nach welchen Grundsätzen die Schweizer Bauern produzieren sollten. Ritter und sein Bauernverband waren die Einzigen, die dem aggressiven Lobbying von Rot-Grün mit mindestens so aggressiven Kampagnen Paroli bieten konnten.

Und er ist Bauer. Würde er gewählt, wäre er der fünfte Bundesrat mit bäuerlichem Hintergrund. Stellvertretend für viele Linke sagt die grüne Nationalrätin Irène Kälin zu CH Media: «Ritter war keiner, der uns in der Vergangenheit oft die Hand gereicht hat.» Und: «Wir haben sicher keinen Mangel an Bauern und St. Gallern im Bundesrat.»

Und wie sieht es bei der FDP aus? FDP-Präsident und Ständerat Thierry Burkart hat schon mehrfach erklärt, dass aus Sicht seiner Partei sowohl Martin Pfister als auch Markus Ritter wählbar seien.

Einen Monat vor der Wahl sehen Ritters Chancen so aus: Linke Nein, SVP Ja, FDP gespalten. Rechne.

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