Der Präsident der Zürcher Kinderspital-Stiftung über die engere Beaufsichtigung durch den Kanton und Verstaatlichungs-Forderungen.
Martin Vollenwyder, Präsident der Trägerstiftung des Zürcher Kinderspitals, steht künftig unter Beobachtung. Weil die Finanzlage des Spitals noch immer kritisch ist und der Kanton weitere 25 Millionen Franken einschiessen muss, schickt die Kantonsregierung zwei eigene Vertreter in den Stiftungsrat.
Herr Vollenwyder, das Kinderspital bekommt kantonale Aufpasser, die die Führung «eng begleiten» – was ist das für ein Signal?
Gar keines. Vertreter von Stadt und Kanton Zürich gab es im Stiftungsrat ja vor 2015 auch schon. Ich empfinde die nicht als Aufpasser.
Aber seither hatten Sie Ruhe, konnten tun, was Sie für richtig hielten.
Das ist doch nicht wahr. Wir brauchten Baubewilligungen und Gestaltungspläne. Ich bin wirklich total entspannt. Das wird die Führung in keiner Weise einschränken. In solchen Gremien muss man auch nicht immer einer Meinung sein. Dafür bekommt die Kantonsregierung früher mit, wie sich die Dinge entwickeln.
Man kann es auch als Vertrauensentzug deuten: Der Kanton glaubt nicht, dass die Spitalführung alles tut, um die Rechnungen künftig wieder selbst begleichen zu können.
Lesen Sie doch die Untersuchungsberichte! Man attestiert uns, dass wir sehr sorgfältig mit den vorhandenen Mitteln umgegangen sind und dass jederzeit eine Kontrolle vorhanden war.
In den Berichten steht auch, dass die Stiftung die finanziellen Reserven für den Neubau so zurechtbog, dass der Plan weiter realistisch schien. Statt den Plan an den Finanzrahmen anzupassen.
Es steht, dass man vielleicht grössere Reserven gebildet hätte, wenn man gewusst hätte, dass es eine Pandemie und einen Krieg gibt. Das konnte 2018 beim Spatenstich doch niemand wissen.
Dass man genügend Reserven bilden muss, weil die Zukunft ungewiss ist?
Also bitte! Im Nachhinein kann man immer feststellen, dass sich die Welt nicht ganz so entwickelt hat wie erwartet. Das kann man aber jedem vorhalten. Die Berichte stellen uns ein erfreulich gutes Zeugnis aus. Und dass hin oder wieder ein Fehler unterläuft, nun, das kann passieren – sogar bei der NZZ.
Warum soll man Ihnen glauben, dass es künftig wieder ohne Subventionen geht?
Weil wir einen Businessplan haben, der sehr gut funktioniert. Im Vergleich zu anderen Unternehmen sind die Abweichungen klein.
Das Ziel des Businessplans wurde verfehlt.
Ja, aber nur um 5 Millionen Franken. Bei solchen Summen liegt das im Mikro-Bereich. Zudem können wir die Zahl der Patienten nun einmal nicht steuern. Und wir haben ein riesiges Problem wegen der ungenügenden Tarife. Es wird völlig ausgeblendet, dass die Behandlung von Kindern aufwendiger ist als die von Erwachsenen.
Ein Grund mehr für Zweifel daran, dass es ohne Subventionen aufgehen kann. Die Tarife können Sie ja nicht ändern.
Natürlich, das haben wir im Businessplan berücksichtigt. Es reicht, um den Alltag zu bewältigen, aber nicht, um die 10 Prozent Betriebsertrag zu erzielen, die nötig sind, um investieren zu können. Zum Glück haben wir schon gebaut.
Der Kanton verlangt, dass Sie Geld sparen und den Betrieb optimieren. Was werden Sie tun?
Wenn die Arbeitsabläufe im Neubau eingespielt sind, können wir mit gleich vielen Leuten mehr Kinder pflegen als zuvor. Die Geschäftsleitung hat ein Sparpotenzial von 20 bis 25 Millionen Franken pro Jahr ausgemacht.
Der Kantonsrat behandelt bald einen Vorstoss zur Verstaatlichung des Spitals. Und Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli droht, Ihre Entscheidungsfreiheit einzuschränken. Wie wollen Sie das abwenden?
Wir müssen beweisen, dass wir mindestens so gut arbeiten wie die anderen Spitäler. Zudem würde eine Verstaatlichung bedeuten, dass man uns für den Neubau entschädigen müsste. Ich habe nicht den Eindruck, dass der Kanton zurzeit bereit wäre, eine Milliarde Franken aufzuwerfen.
Was macht Sie so sicher, dass wir die gleiche Diskussion in einem Jahr nicht erneut führen müssen?
Ich weiss wirklich nicht, worüber sich die Leute aufregen. Wir haben zuvor nie Geld benötigt, haben den Neubau dank Eigenmitteln und vieler Spender selbst finanziert. Jetzt werden die Steuerzahler innert zwei Jahren mit 60 Millionen Franken belastet – für ein solches Spital ist das doch ein absolutes Sparangebot.