Auch Jugendliche sollen sich auf Spielplätzen willkommen fühlen, findet die Kölner Stadtverwaltung. Dafür plant sie eine neue Bezeichnung. Und neue Schilder. Aber vielleicht kommt alles ganz anders.
Wie viele Sitzungsstunden dem Thema gewidmet wurden, ist nicht bekannt. Aber das Resultat der Beratungen deutet darauf hin, dass man sich eingehend mit der Sache beschäftigt hat: In Köln sollen Spielplätze künftig nicht mehr Spielplätze heissen. So hat es die Kölner Stadtverwaltung beschlossen. Weil der Begriff nicht mehr der «kommunalen Strategie» entspreche. Warum er das nicht tut, ist nicht ganz einfach zu verstehen, zeigt aber eindrücklich, wie die Verantwortlichen in den Amtsstuben denken.
Spielplatz, so die offizielle Begründung, sei ein «eingrenzender Begriff». Schliesslich seien Spielplätze nicht nur für Kinder da, sondern auch für Jugendliche und darüber hinaus sogar für weitere «Ziel- und Nutzer*innengruppen». Der Begriff Spielplatz suggeriere aber, dass es sich um Orte handle, die ausschliesslich für Kinder reserviert seien. Deshalb könnten sich alle, die nicht Kinder seien, auf den rund siebenhundert Spielplätzen der Stadt womöglich nicht willkommen fühlen. Und das, befand die Stadtverwaltung, verlange dringend nach Massnahmen.
«Personen in Bewegung»
Auf den Schildern, mit denen die Plätze beschriftet sind, soll deshalb künftig von «Spiel- und Aktionsfläche» die Rede sein. Beschlossen wurde das vor rund zwei Jahren. Bekanntgeworden ist es am Mittwoch durch einen Bericht des «Kölner Stadtanzeigers». Ein Entwurf für das neue Schild zeigt stilisierte Figuren beim Ballspielen, Skaten und Spielen im Sandkasten. «Personen, die sich in Bewegung und Aktion befinden», wie die Stadtverwaltung erläutert – freilich «ohne dass Rückschlüsse auf das Alter der Person» möglich wären.
Das neue Schild soll «die Diversität der Nutzer*innen» mitsamt «ihren kulturellen Eigenarten» berücksichtigen und dem Inklusionsgedanken Rechnung tragen, heisst es im Bericht der Verwaltung. Zustande gekommen ist das Ganze in einem «partizipativen Prozess». Kinder und Jugendliche waren am Entscheid beteiligt. Allein dieser Prozess kostete 38 000 Euro. Aber warum nicht, schliesslich geht es um ein Projekt von gesellschaftlicher Bedeutung. Und um rund zweitausend Schilder, die ausgewechselt werden müssen. Keine Kleinigkeit also. Über die Kosten für Herstellung und Montage der Schilder schweigt die Stadt sich aus.
Kiffen, dealen, Hunde versäubern
So breit die Vernehmlassung angelegt war: Die Oberbürgermeisterin wusste offensichtlich nichts davon. Sie scheint von der Idee ihrer Verwaltung nicht viel zu halten. «Ich persönlich finde die Bezeichnung ‹Spielplatz› klar und verständlich», lässt Henriette Rieker zuhanden der Presse verlauten. Eine so grundsätzliche Umbenennung sei kein einfaches Geschäft der laufenden Verwaltung. Anfang September soll der Rat entscheiden.
Ob die Angelegenheit damit erledigt ist? Vielleicht. Womöglich wird sie aber auch noch viel komplizierter. Das «Spielplatz-Gate» hat in der Presse hämische Debatten ausgelöst. Darüber, auf welche Abwege die woke Inklusionsdebatte geraten kann. Und dass die Verwaltung seelenruhig über Begriffe nachdenkt, ohne sich darum zu kümmern, dass sich ein Teil der Spielplätze in verwahrlostem Zustand befinde, wie ein NRW-Landtags-Mitglied einer Zeitung sagte.
Womöglich hängt das eine mit dem anderen zusammen. Und vielleicht hat es seinen guten Sinn, Spielplätze in erster Linie Kindern vorzubehalten. Städtische Spielplätze sind oft Hotspots, die von der Polizei besonders beobachtet werden. Wo gekifft und gedealt wird, wo Hunde versäubert und Schlägereien abgehalten werden, baut man keine Sandburgen. Und mit Inklusion ist es am Ende auch nicht weit her.