Der Rückhalt des Präsidenten im Volk bleibt stark. Aber es gibt Zeichen der zunehmenden Unzufriedenheit, insbesondere bei unabhängigen Wählern.

Nach Donald Trumps tumultuösen ersten Monaten seiner zweiten Amtszeit macht in amerikanischen Medien das Schlagwort «buyer’s remorse» die Runde. Viele Wähler seien sich reuig, im November für Donald Trump die Stimme eingelegt zu haben – so die These. Die Massenentlassungen von Beamten, die Hauruck-Sparaktionen von Elon Musk, der eskalierende Handelskrieg und Trumps erratische Aussenpolitik schockierten manch einen Trump-Anhänger. In den etablierten Medien häufen sich die Reportagen mit frustrierten Trump-Wählern als Hauptfiguren.

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So berichtet ein Latino aus Virginia dem Lokalfernsehen von NBC, wie ihn die Einwanderungspolizei festgenommen habe, ohne seine Papiere zu prüfen. Er sei schockiert, denn er habe Trump gewählt, damit er gegen kriminelle Papierlose vorgehe. Aber «offenbar denken sie, dass alle, die hispanisch aussehen, illegal im Land sind». Im Hurrikan-versehrten North Carolina warten Trump-Wähler immer noch auf Hilfsgelder, um ihre durch die Katastrophe zerstörten Häuser wieder aufzubauen. Auch dort werden Zweifel am eigenen Wahlverhalten laut. Ebenso in Parkersburg, West Virginia, wo mehr als 125 Bundesangestellte im Zug von Sparmassnahmen von Elon Musk entlassen wurden.

Die Anfangseuphorie ist verflogen

Neuste Umfragen zeigen, dass die Zustimmung zu Präsident Trumps Amtsführung seit Anfang März langsam, aber stetig sinkt – die Honeymoon-Phase für den Präsidenten scheint sich bereits ihrem Ende zuzuneigen. Es ist üblich, dass amerikanische Präsidenten auf einem Stimmungshoch das Amt übernehmen und dann sukzessive an Popularität verlieren. Aber Donald Trump beginnt im Vergleich zu seinen Vorgängern auf tiefem Niveau – bei 51 Prozent, während beispielsweise Biden mit einem Zuspruch von 55 Prozent startete.

Laut der gewichteten Umfrageanalyse des Meinungsforschers Nate Silver resultierte für Trump am 11. März zum ersten Mal ein Popularitätsdefizit. Diesen Montag beurteilen 48,9 Prozent der Befragten die Amtsführung als negativ und noch 47,7 Prozent als positiv. Laut der Website «Real Clear Politics» denkt zudem über die Hälfte der Befragten, dass das Land sich auf dem falschen Weg befinde. Das ist allerdings im historischen Vergleich ein eher gutes Resultat.

Die Umfragen weisen eine hohe Fehlerquote auf, und es hat sich immer wieder gezeigt, dass Statistiker die Popularität von Trump unterschätzen. Aber der Trend ist doch klar: Es macht sich ein schleichendes Unbehagen unter den Amerikanern breit. Insbesondere die Wirtschaft bereitet ihnen Sorgen: Trumps Strafzölle irritieren nicht nur den Anleger an den Börsenmärkten, sondern auch die Wähler. Die Inflation war zwar im Februar tiefer als erwartet, aber die Lebenskosten sind nicht gesunken, wie Trump das versprochen hatte. Es ist ein Novum für Trump, dass seine Wirtschaftskompetenz angezweifelt wird.

Republikanische Wähler halten zu Trump

Allerdings kann man die Zahlen auch anders lesen: Angesichts von Trumps aggressiver Politik und der negativen Reaktion an den Börsen wirkt der Popularitätseinbruch nicht drastisch. Und eine grosse Mehrheit der Trump-Wähler ist weiterhin zufrieden mit dem radikalen Kurswechsel in Washington. Sie geben ihrem Präsidenten besonders gute Noten für das entschlossene Vorgehen in der Einwanderungspolitik.

Auch die Bemühungen der Trump-Regierung, den Beamtenapparat zu verkleinern, kommen bei den Befragten laut einer Umfrage von NBC gut an. Allerdings äussert eine Mehrheit der Befragten, 61 Prozent, Ablehnung oder Zweifel gegenüber dem raschen und unzimperlichen Vorgehen des Sparbeauftragten Elon Musk.

Bemerkenswert ist, wie stabil das Vertrauen der meisten republikanischen Wähler in Präsident Trump selbst bei der Handelspolitik ist: Sie bleiben optimistisch, dass letztlich die heimische Industrie von den Strafzöllen profitieren werde, und sind sogar bereit, finanzielle Einbussen einzustecken, wie eine Reportage des «Wall Street Journal» zeigt. Ihre Treue und ihre Begeisterung für den deutlichen Richtungswechsel in Washington stützen den Präsidenten.

Tatsache ist: Die USA bleiben in zwei Blöcke gespalten. Die Zustimmung bei den Republikanern beläuft sich auf 89 Prozent, die Ablehnung bei den Demokraten auf fast 98 Prozent. Bei den unabhängigen Wählern ist Trumps Beliebtheit merkbar gesunken, 36 Prozent bewerten seinen Regierungskurs positiv, während zwischen 44 und 46 Prozent für ihn stimmten. Bei ihnen lässt sich wohl am ehesten ein Reuepotenzial ausmachen.

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