Dienstag, November 18

Steht man erst einmal auf einem Verteiler von Trumps Team, wird man intensiv bearbeitet. Fast täglich treffen E-Mails und SMS ein, immer persönlich gehalten. Sie geben einem das Gefühl, etwas Besonderes zu sein und zu Trumps engstem Kreis zu gehören. Eine Glosse.

Nachdem ich letztes Jahr an einer Veranstaltung von Donald Trump teilgenommen habe, erhalte ich fast täglich Nachrichten von ihm, und obwohl ich nie antworte, wird der Tonfall immer herzlicher. So lud er mich kürzlich zu sich nach Mar-a-Lago ein. O-Ton der SMS: «David, hättest du lieber einen Handschlag oder eine Umarmung? Ich möchte ja nicht gleich mit einem Faux-pas beginnen, bevor ich dich in meinem schönen Mar-a-Lago-Haus herumführe. Ich weiss, dass es für hart arbeitende Leute wie dich nicht einfach ist, so eine Reise zu bezahlen, seit die Demokraten die Wirtschaft ruiniert haben. Deshalb zahle ich deinen Flug, dein Hotel und dein Abendessen – bestelle, was du willst!»

NZZ.ch benötigt JavaScript für wichtige Funktionen. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan.

Bitte passen Sie die Einstellungen an.

«Dein Land braucht dich»

Inzwischen hat er mir sogar einen Beraterposten angeboten: «Ich habe mein Team gebeten, das eine Prozent der wahren Top-Trump-Republikaner zu identifizieren. Und rate mal, welcher Name oben auf der Liste stand? David!! Wenn ich wieder im Amt bin, werde ich nicht auf liberale Milliardäre und Fake-News-Medien hören, die unser Land zerstören, sondern nur Ratschläge von wahren amerikanischen Patrioten wie dir annehmen. Dein Land braucht dich.»

Als ich nicht reagierte, hakte James aus seinem Team nach und präzisierte, dass es sich um eine offizielle Stelle auf Kabinettsebene handle, die speziell für mich geschaffen wurde. Er habe Trump gesagt, wie viel ich für seine Bewegung getan hätte, und nach einigen Diskussionen habe dieser eingewilligt, mir diesen Posten zu geben. James schob nach, natürlich höre Trump auf den smarten Elon Musk, aber er sei auch gespannt auf meinen Input. Bereits bei der Einverständniserklärung hatte ich die Möglichkeit, ihm einen ersten Ratschlag zu geben.

Kurz vor Weihnachten meldete sich Donald mit einer besonders witzigen Nachricht. Er anerbot sich, mir Weihnachtspapier mit seinem Porträt zu schicken. Damit könne ich die Geschenke für meine linken Verwandten einpacken, um sie zu ärgern. Da solle noch jemand sagen, er habe keinen Humor.

Zu Neujahr erhielt ich das schönste Zeichen der Anerkennung, das man sich denken kann. «Trump und Musk erwähnten soeben deinen Namen», hiess es in der Betreffzeile. Sie hätten sich in Mar-a-Lago über mich unterhalten und entschieden, dass ich den «Official Golden Trump Award» erhalte.

Ein Detail macht stutzig

Manchmal schreibt er inzwischen auch mitten in der Nacht und fragt, ob ich mich kurz melden könne, er brauche meinen Ratschlag. Kürzlich hat er sich allerdings auch beklagt. Sowohl er selbst als auch sein Stellvertreter JD Vance und Lara Trump hätten mich mehrmals angeschrieben – ohne eine Antwort zu erhalten. «Are you okay?», fragte er besorgt. In einem Nachsatz fügte er noch hinzu, er wisse, dass ich ihn nie im Stich lassen würde. Seither plagt mich das schlechte Gewissen.

Ganz hat er mich allerdings nicht aufgegeben. Letzte Woche sandte er mir eine Einladung zu seiner Inaugurationsfeier in Washington. Er bot mir eine von ihm selbst entworfene «Trump Metal Golden Card» an, die mich zu zwei VIP-Plätzen bei der Amtseinführung inklusive Starlight Ball am Abend berechtigt. Dafür bezahlen andere eine Million.

Ich bin wirklich gerührt von dieser neuen Freundschaft. Es gibt nur ein winziges Detail, das mich etwas an seiner Aufrichtigkeit zweifeln lässt: Jedes Mal, wenn ich bei seinen Angeboten weiterklicke, lande ich bei einem Spendenaufruf. Wenn ich dabei lediglich den Minimalbetrag von 10 Dollar anklicke, kommt es zu einem Feuerwerk aus kleinen amerikanischen Flaggen auf dem Bildschirm. Das ist schön anzuschauen, aber den VIP-Tickets zum Beispiel komme ich damit nicht näher. In dunklen Stunden frage ich mich manchmal schweren Herzens, ob er möglicherweise nur an meinem Geld interessiert ist.

Exit mobile version