Studentinnen schnupperten im Dienste der Wissenschaft an den getragenen T-Shirts ihrer Kommilitoninnen.

Der erste Eindruck zählt: Schon nach einer kurzen Begegnung mit einem Menschen können wir einschätzen, ob wir mit der Person gern befreundet wären. Wie aber kommen wir zu dem schnellen Urteil? Es liegt auch am Geruch des Gegenübers. Das zeigt eine Studie, die kürzlich im Fachjournal «Nature Scientific Reports» erschienen ist.

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Wenn Auge und Nase ihre Urteile abgeben

Die Forscher schossen zunächst von jeder der vierzig Studienteilnehmerinnen ein Foto. Im Anschluss durften die jungen Frauen die Fotos der anderen betrachten und eine erste Einschätzung liefern, mit wem sie gern befreundet wären und mit wem eher nicht. Danach sammelte das Forschungsteam Geruchsproben: Jede Teilnehmerin trug zwölf Stunden lang ein T-Shirt und ging darin ihren ganz normalen Aktivitäten nach. Die Frauen durften ihr gewohntes Deo verwenden, ein Parfum auftragen, mit ihrer Katze schmusen, Sport treiben, kochen oder ins Restaurant gehen – was auch immer sie für gewöhnlich tun.

Als Nächstes rochen die Teilnehmerinnen an den anonymisierten T-Shirts der anderen und gaben erneut ein Urteil ab. Direkt danach hatten sie persönliche Begegnungen, bei denen sie sich wenige Minuten lang mit den anderen Teilnehmerinnen unterhielten. Wie beim Speed-Dating waren es kurze Gespräche zu zweit, nach wenigen Minuten wechselten sie zur nächsten Person.

Anschliessend lieferten sie erneut ihre Einschätzungen, mit wem sie eventuell gern befreundet wären. Zum Schluss rochen sie noch einmal an den T-Shirts, ohne zu wissen, zu wem sie gehörten, und gaben ein letztes Mal ein Urteil ab.

Das Fazit des Forschungsteams: Das Schnuppern am Shirt sagt noch besser als das Betrachten des Fotos voraus, mit wem die Frauen nach dem persönlichen Treffen gern befreundet wären.

Die Idee, dass der Mensch Sympathiepunkte aufgrund des Geruchs verteilt, ist nicht neu. Der Schweizer Biologe Claus Wedekind wurde in den 1990er Jahren bekannt für seine Studien, in denen er ergründete, welche Rolle der Geruch des Gegenübers bei der Partnerwahl spielt. Er fand heraus, dass der Mensch sich bei der Suche nach der grossen Liebe auch von der Nase leiten lässt.

Eine Besonderheit seiner Studien war: Die Teilnehmer durften zum Beispiel keine parfümierten Duschgels nutzen und mussten Lebensmittel meiden, die einen Einfluss auf ihren Körpergeruch haben könnten. Es ging also um den unverfälschten Eigengeruch des Körpers.

Die persönliche Begegnung beeinflusst das Geruchsurteil

Neu ist nun die Erkenntnis, dass der Mensch offenbar auch bei der Wahl platonischer Freundschaften auf den Geruch setzt. Und dass er das Freundschaftspotenzial erschnuppert, wenn nicht nur die körpereigenen Absonderungen auf dem Shirt haften, sondern auch die Düfte von Deos, Parfums oder Haustieren.

Was die Forscher zudem herausgefunden haben: Die persönliche Begegnung beeinflusste wiederum, wie die Teilnehmerinnen ganz am Ende der Studie die Gerüche der T-Shirts bewerteten. Zum Abschluss sollten sie ja an diesen noch einmal riechen und eine weitere Bewertung abgeben. Je nachdem, wie das persönliche Treffen verlaufen war, veränderte sich auch die Bewertung der Geruchsproben. Die Forscher schliessen daraus, dass eine entstehende Freundschaft die Geruchswahrnehmung beeinflussen könnte, diese wiederum die Freundschaft stärkt – und so weiter.

«Ich kann dich gut riechen» – das ist also mehr als ein Spruch. Es scheint ein wichtiger Baustein für eine gute und gefestigte Freundschaft zu sein.

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