Banal waren schon die beiden ersten Staffeln der Netflix-Serie über Georgina Rodriguez, die Partnerin von Cristiano Ronaldo. Doch die neuesten Folgen sind nur noch ärgerlich.
Die Situation suggeriert Relevanz. Menschen in staatstragenden Positionen sitzen in solchen Sesseln, wenn sie TV-Interviews geben. Und eben Georgina Rodriguez, die nun direkt in die Kamera schaut und sagt: «Ich zumindest könnte ohne Haarklammer nicht reisen.»
Die Szene in der dritten Staffel der Reality-Show über Georgina Rodriguez, erfolgreiches Model, Influencerin, Partnerin von Ronaldo, auf Netflix illustriert, warum auch Trash-gestählte Menschen bei «Ich bin Georgina» an ihre Grenzen kommen. Die Kluft zwischen der Banalität der Aussagen und der Inszenierung Rodriguez’ als Superstar ist derart gross, dass man sich verschaukelt fühlt.
Nun hat Rodriguez, die für Marken wie Guess oder das Label Vetements arbeitet, bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass sie in einem abgekoppelten Universum lebt, dessen einzige Prinzessin sie ist. Die Serie hat es mit der Zurschaustellung des grotesken Reichtums nicht nur geschafft, jedes Klischee über Fussballer und Models zu bestätigen. Sie zeigt eine Art Menschen, die sich als eigene Kaste fühlen.
Klimakrise? Kennen sie nicht: Der Privatjet ist vielmehr ihr viertes Luxusnest neben den Villen in Saudiarabien, Madrid und Portugal. Soziale Verantwortung? Wird medienwirksam zelebriert mit dem Besuch eines krebskranken Mädchens. Doch die meiste Zeit wird schlicht Reichtum vorgeführt. Neben der Banalität macht genau das die Serie so schwer erträglich: Wir schauen wahnwitzig reichen Menschen zu, wie sie ständig versuchen, noch reicher zu werden, während sich auf der Welt Katastrophen ereignen, die uns den Atem rauben.
Dabei handelt es sich um mehr als Ignoranz. Denn die Serie ist nicht nur Werbeplattform für Rodriguez, sondern auch für Saudiarabien. Seit zwei Jahren lässt sich Ronaldo seine Karriere dort im Klub al-Nassr vergolden: Einschliesslich Werbeeinnahmen soll der 39-Jährige rund 200 Millionen Euro pro Jahr verdienen. Um auszuspannen, reist die Familie in eine Luxusanlage ans Rote Meer, «das Paradies von Saudiarabien», wie Rodriguez sagt. Sie besucht mit Freunden die Tourismusdestination al-Ula und die dortigen Filmstudios. «Wir haben herausgefunden, dass sich die besten Sets in Saudiarabien befinden», sagt Rodriguez’ Manager. «Ich möchte einen Film drehen in diesem wunderbaren Studio», sagt sie.
Das Land darf sich als eine Art riesige Shoppingmall präsentieren, die keine Wünsche offenlässt. Dass es die Menschenrechte verletzt – egal. Die Rolle der Frau wird auch dann nicht thematisiert, wenn Rodriguez im silbernen Glitzerkleid mit ausladendem Décolleté einer Gruppe tiefverschleierter Frauen Autogramme gibt. Netflix beweist mit der Serie, dass die Sportswashing-Strategie der Saudi nicht nur aufgeht, sondern der Erfolg mit einem schmerzfreien Power-Couple wie den Ronaldos potenziert werden kann.
Welche Rolle spielt Ronaldo überhaupt in der Serie? Er ist ganz der liebevolle Partner und Vater. «Was ist das Vitamin für Schönheit?», fragt er einmal, als er mit den Kindern eine Art Quiz veranstaltet. Niemand weiss die Antwort. «Das Vitamin für Schönheit», sagt er, «ist Cristiano.»
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