Montag, November 25

Mehr als 400 Migranten hausen am Flughafen der spanischen Hauptstadt. Das Rote Kreuz hat deren Versorgung vorübergehend eingestellt.

Die Passagiere kommen aus Senegal, Kenya oder Marokko und sie geben vor, den Madrider Flughafen Barajas zum Transit für einen Weiterflug zu benützen. Doch sobald ihre Maschinen in Madrid landen, stellen sie einen Antrag auf Asyl. Laut den Zahlen des Innenministeriums taten dies vom 1. Dezember bis Mitte Januar bereits 850 Menschen, so viele wie nie zuvor. Der Madrider Flughafen ist auf diesen Andrang nicht vorbereitet.

Die Asylbewerber werden nach der Ankunft zum Roten Kreuz gebracht, doch dieses hat vor Ort nicht die entsprechenden Unterbringungsmöglichkeiten. Die Migranten klagen über menschenunwürdige Zustände. Die spanische Tageszeitung «ABC» berichtet, dass über 150 Flüchtlinge in einem Wartesaal im Terminal 4 zusammengedrängt ausharren würden, der nur für 50 Personen vorgesehen sei.

Auf dem Boden lägen Matratzen, und wegen fehlender Duschen herrsche ein unerträglicher Gestank. Der Raum für Mütter mit ihren Kindern habe nicht einmal ein Fenster und sei völlig verschmutzt. Für 86 Frauen mit Kindern gebe es nur 30 Betten. Schon im Dezember hatte sich der spanische Ombudsmann über die Zustände beklagt und eine sofortige Lösung gefordert.

Das Rote Kreuz stellt Unterstützung ein

Spaniens Innenminister Fernando Grande-Marlaska beteuerte zu Monatsbeginn noch, man habe die Situation unter Kontrolle. Doch dies ist nicht länger der Fall. Die angespannte Lage auf dem Flughafen hat dazu geführt, dass das Rote Kreuz diese Woche die Versorgung der Migranten einstellte. Die Mitarbeiter haben Angst, in den überfüllten Räumen von Bettwanzen befallen zu werden.

«Wir nehmen unsere Arbeit erst wieder auf, wenn diese Leute eine würdige Unterkunft haben und wir sie richtig betreuen können», sagte José Javier Sánchez, Sprecher des Roten Kreuzes, im spanischen Rundfunk. Nur ein Bruchteil der Menschen konnte den Flughafen tatsächlich verlassen und wurde in eine Flüchtlingsunterkunft in Madrid oder bei bereits in Spanien lebenden Angehörigen vorübergehend untergebracht. Noch immer harren mehr als 400 Personen im Flughafen aus.

Die Bearbeitung von Asylanträgen ist in Spanien generell langwierig, wie man bei Amnesty International beklagt. Es kann mehrere Monate dauern, bis die Migranten überhaupt einen Termin für die Registrierung ihres Asylantrags erhalten. Am Flughafen gibt es zwar ein Expressverfahren, aber auch dort müssen die Antragsteller nicht mehr wie früher 10 bis 12 Tage, sondern mittlerweile 20 bis 25 Tage in den engen Räumlichkeiten ausharren.

Inzwischen hat der spanische Innenminister durchgesetzt, dass zumindest alle Passagiere aus Kenya und Senegal ein Transitvisum der spanischen Botschaft brauchen, um in ein Flugzeug steigen zu dürfen. Rund 60 Prozent der Antragsteller sind in Kenya abgeflogen, sind aber in Wirklichkeit Somalier, die mit falschen Papieren von Schleppern in die Flugzeuge gebracht werden. Beim Transitvisum muss der Pass mit dem Fingerabdruck übereinstimmen.

Bewerber mit abgelehnten Asylanträgen tauchen unter

Seit dem Ende der Pandemie ist die Zahl der Asylanträge in Spanien dramatisch gestiegen. Im letzten Jahr hat sich die Zahl auf 163 218 um 40 Prozent erhöht. Die meisten Antragsteller stammten aus Venezuela, Kolumbien und Peru, alles Länder, von denen Spanien aus historischen Gründen bei der Einreise kein Visum verlangt. Sie stellen ihre Anträge in der Regel nicht am Flughafen, sondern erst später bei den Behörden.

Die Verfahren ziehen sich nicht nur stark in die Länge, es wird auch nur verhältnismässig wenigen Anträgen stattgegeben. Im letzten Jahr waren es gerade einmal 7500. Es gibt jedoch keine Information dazu, wo die Personen verblieben, deren Anträge abgelehnt worden waren. Einige dürften aus humanitären Gründen bleiben können, doch viele tauchen auch unter. Zu Ausschaffungen kommt es vor allem bei denjenigen, die über den Landweg oder das Meer in die spanischen Exklaven Ceuta und Melilla in Nordafrika gelangten. Doch auch hier wurde nur jeder Fünfte der Ankömmlinge zwischen 2015 und 2020 wieder in die Heimat zurückgebracht.

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