Samstag, November 23

Der Konzern habe zu einer Krise der psychischen Gesundheit von Jugendlichen in den Vereinigten Staaten beigetragen, behaupten Dutzende von Gliedstaaten und haben Klage eingereicht.

Meta wurde von Kalifornien und mehr als vierzig weiteren amerikanischen Gliedstaaten verklagt, weil der Social-Media-Konzern angeblich den Profit über das Wohlergehen von jungen Nutzerinnen und Nutzern stelle.

Der Konzern hat laut der Klage die Öffentlichkeit über die Schäden, die Facebook und Instagram bei Kindern und Jugendlichen hervorrufen könnten, getäuscht. Indem Meta ein Geschäftsmodell verfolge, das die auf seinen sozialen Netzwerken verbrachte Zeit zu maximieren versuche, habe der Konzern weiter zu einer Krise der psychischen Gesundheit von Jugendlichen beigetragen. Der Konzern habe seine Produkte zudem wissentlich an Kinder unter dreizehn Jahren vermarktet, obwohl diese die Plattformen sowohl laut den Richtlinien von Meta als auch laut Bundesgesetzen ohne Zustimmung der Eltern nicht verwenden dürften.

«Meta hat sich mächtige und noch nie da gewesene Technologien zunutze gemacht, um Jugendliche und Teenager zu verführen, stark zu involvieren und schliesslich zu umgarnen», so die Anwälte der Gliedstaaten in der Klage. «Sein Motiv ist Profit, und in dem Bestreben, seine finanziellen Gewinne zu maximieren, hat Meta die Öffentlichkeit wiederholt über die erheblichen Gefahren seiner Social-Media-Plattformen getäuscht.»

Meta hält in einer Stellungnahme fest, dass es sich für die Sicherheit von Jugendlichen im Internet einsetze und mehr als dreissig Tools zur Unterstützung von Jugendlichen und ihren Familien eingeführt habe. «Wir sind enttäuscht, dass die Staatsanwälte diesen Weg gewählt haben, anstatt produktiv mit Unternehmen aus der gesamten Branche zusammenzuarbeiten, um klare, altersgerechte Standards für die vielen von Jugendlichen genutzten Apps zu schaffen», teilte der von Mark Zuckerberg geführte Konzern mit.

Whistleblowerin Frances Haugen steht am Ursprung

Ihren Anfang nahm die Klage der Gliedstaaten im Herbst 2021, als die frühere Meta-Angestellte Frances Haugen rund 20 000 Kopien von Dokumenten über interne Vorgänge veröffentlichte. Zu den Anschuldigungen Haugens gehörte auch die Behauptung, dass der Konzern wissentlich junge Menschen gefährde. Haugen enthüllte eine interne Studie von Instagram, die zeigte, dass viele jugendliche Mädchen, die die App nutzten, unter Depressionen und Ängsten im Zusammenhang mit ihrem Körperbild litten. Haugens Aussage vor dem Kongress wird in der nun eingereichten Klage zitiert.

Die Staatsanwälte argumentieren, dass Meta die gefährlichen Auswirkungen seiner sozialen Netzwerke auf junge Nutzerinnen und Nutzer weiterhin herunterspiele – trotz anderslautenden, internen Belegen. Weiter wird Meta vorgeworfen, Daten von unter dreizehn Jahre alten Personen zu sammeln, obwohl deren Eltern der Nutzung der Plattformen nicht zugestimmt hätten. Weiter wird auf Konten auf Facebook und Instagram hingewiesen, die sich an Kinder richten würden. Darunter solche für Spielzeug wie Hot Wheels und Lego oder für Fernsehsendungen wie «Paw Patrol» und «Bluey».

Die Klage wurde am Dienstag von dreiunddreissig Gliedstaaten in Kalifornien eingereicht. Gleichzeitig haben acht weitere Gliedstaaten sowie Washington (DC) separate Klagen mit ähnlichem Wortlaut eingereicht. Dass so viele Gliedstaaten gemeinsam agieren, ist ungewöhnlich. Es zeigt, wie hoch der Schutz von Kindern im Internet gewichtet wird, auch über die Parteigrenzen hinweg. Das koordinierte Vorgehen erinnert an die Bemühungen im Kampf gegen Big Tobacco und Big Pharma.

Social Media unter erhöhter Beobachtung

Meta, aber auch andere Social-Media-Konzerne wie Snap und Tiktok, sehen sich in den Vereinigten Staaten mit Dutzenden von Beschwerden und Klagen konfrontiert, die sie beschuldigen, dass Jugendliche und junge Erwachsene aufgrund ihrer Sucht nach sozialen Netzwerken unter Angstzuständen, Depressionen, Essstörungen und Schlaflosigkeit litten. Zu ihrer Verteidigung führen die Konzerne an, dass sie Ressourcen zur Unterstützung von jungen Menschen zur Verfügung stellten und die Klagen in unzulässiger Weise versuchen würden, Inhalte zu regulieren.

Im März etwa wurde Meta in Arkansas wegen ähnlicher Vorwürfe, wie sie in der nun in Kalifornien eingereichten Klage aufgeführt werden, verklagt. In Tennessee wird versucht, Tiktok zum Vorlegen von internen Dokumenten über die Auswirkungen seines sozialen Netzwerks auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen zu zwingen. Ob es im Anschluss zu einer Klage kommt, ist unklar.

Auch die Gesetzgeber in den Gliedstaaten versuchen, die potenziellen Gefahren von sozialen Netzwerken für junge Menschen zu begrenzen. New York erwägt, die Regelung einzuführen, dass die Konzerne proaktiv eine Erlaubnis einholen müssen, wenn Kinder in der Nacht ihr Produkt nutzen möchten. In Utah wurden Massnahmen ergriffen, die durchsetzen wollen, dass Social-Media-Plattformen das Alter der Nutzerinnen und Nutzer überprüfen müssen. Zudem wurden für Personen unter achtzehn Jahren spezielle Beschränkungen eingeführt, etwa dass über Nacht Benachrichtigungen unterbunden werden müssen.

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