Donnerstag, Oktober 10

Das Perlflussdelta in Südchina ist eine der am dichtesten besiedelten Regionen der Welt und ein Treiber der chinesischen Wirtschaft. Wegen extremer Regenfälle mussten Zehntausende Bewohner evakuiert werden.

In Südchina hat die Monsunzeit begonnen. In der Region gibt es in den Frühlings- und Sommermonaten oft starke Regenfälle. Doch in der südchinesischen Provinz Guangdong fallen seit Donnerstag Regenmengen, die auch für den Monsun ungewohnt sind.

In einigen Städten regnete es am Samstag zwölf Stunden lang. Ein Bewohner schrieb im chinesischen sozialen Netzwerk Weibo, auf der Autobahn habe es während mehr als einer Stunde «wie ein Wasserfall» geregnet. In der Stadt Zhaoqing, westlich der Metropole Guangzhou, kamen drei Personen ums Leben. Sie seien durch die Wassermassen eingeschlossen gewesen und tot aufgefunden worden, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf die Behörden der Stadt am Montag berichtete.

Das momentane Unwetter könnte China empfindlich treffen. Denn die Provinz Guangdong ist mit 127 Millionen Einwohnern die am dichtesten besiedelte Region des Landes. Zusammen mit den chinesischen Sonderverwaltungsregionen Macau und Hongkong bildet sie die Metropolregion Perlflussdelta, zu der die Megastädte Guangzhou und Shenzhen gehören. Die Städte bilden das wichtigste Zentrum des chinesischen Wirtschaftswachstums. Meteorologen teilten mit, dass Stürme und Starkregen bis mindestens Dienstag andauern würden. Für Guangdong gilt die dritthöchste Unwetterwarnung. Die Behörden warnten vor Überschwemmungen und Erdrutschen.

1,2 Millionen Einwohner ohne Strom

Auf Fernsehbildern waren Rettungskräfte zu sehen, die bis zur Brust durch die Fluten wateten und ältere Menschen aus ihren Wohnungen bargen. Mit Schlauchbooten fuhren die Helfer andernorts durch sonst mit Autos gefüllte Strassen. In manchen ländlichen Gegenden waren Strassen von Schlamm überflutet. Videos zeigen, wie die Wasserströme Mauern von Häusern mitreissen.

Mehr als 35 Häuser seien eingestürzt, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua. In der Provinz Guangdong waren am Wochenende mehr als 1,2 Millionen Einwohner ohne Strom. Die Regenfälle verursachten seit Donnerstag laut dem staatlichen Sender CCTV Erdrutsche in sechs Dörfern im Norden der Provinz. 110 000 Bewohnerinnen und Bewohner sind laut den Behörden in Sicherheit gebracht worden. In drei Grossstädten der Provinz blieben am Montag 1100 Schulen geschlossen.

Die Behörden haben für die Provinz die Katastrophenhilfe eingeleitet, lokale Behörden sollen Schutzmassnahmen treffen. Staatliche Meteorologen wiesen warnend darauf hin, dass bei mehreren hydrologischen Messstationen die Alarmwerte überschritten worden seien. In der Provinzhauptstadt Guangzhou mit 18 Millionen Einwohnern haben die Stauseen die Hochwassergrenze erreicht, wie die Stadtverwaltung am Sonntag mitteilte. Die Stadt wurde von den Fluten bisher besonders stark getroffen. Auch in Städten und Dörfern nördlich und südlich von Guangzhou wurden Überschwemmungen gemeldet.

Die Regenfälle während der Monsunzeit in China sind in den letzten Jahren häufiger und vor allem stärker geworden. Es gibt vermehrt schwere Überschwemmungen und Erdrutsche, die zahlreiche Opfer und hohe wirtschaftliche Schäden verursachen. Im vergangenen Sommer trafen innert drei Wochen drei Taifune auf das chinesische Festland und verursachten desaströse Überschwemmungen und Erdrutsche. Die Hauptstadt Peking erlebte den stärksten Regenfall seit 140 Jahren.

Die derzeitigen Messwerte in Guangdong deuten darauf hin, dass der Regen jetzt auch die in der Provinz gewohnten Mengen deutlich überschreitet. Der Sender CCTV berichtete unter Berufung auf die Behörden in Guangdong, dass drei Orte im Becken des Flusses Bei Jiang Überschwemmungen erleben würden, «wie sie nur einmal in einem Jahrhundert vorkommen».

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