Montag, Februar 3

Donald Trump und Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum haben sich geeinigt, die Einführung von Zöllen um einen Monat aufzuschieben und weiter zu verhandeln. Mexiko schickt per sofort Soldaten an die Nordgrenze, um Drogenschmuggel zu bekämpfen.

Am Wochenende versicherte der amerikanische Präsident Donald Trump noch, Mexiko und Kanada könnten nichts mehr gegen die Einführung von Strafzöllen per Dienstag tun. Am Montag ist fast alles wieder anders: Trump und die mexikanische Präsidentin, Claudia Sheinbaum, verkündeten, dass die Einführung von Zöllen von 25 Prozent für einen Monat ausgesetzt wird.

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Ob auch Kanada von einem solchen Aufschub profitieren kann, ist noch nicht bekannt. Trump setzte am Montagnachmittag (Schweizer Zeit) auf seiner eigenen Plattform Truth Social eine weitere Kanada-kritische Nachricht ab. Er erklärte aber, mit Trudeau bereits gesprochen zu haben und um 15 Uhr Ortszeit nochmals sprechen zu wollen.

Die Entspannung zwischen Mexiko und den USA hat am Montag für Entspannung an den Finanzmärkten gesorgt. Diese hatten wegen des drohenden Handelsstreits zuvor weltweit deutliche Verluste erlitten. Der US-Leitindex S&P 500 machte innert weniger Minuten mehr als die Hälfte seines Tagesverlusts wett. Besonders positiv reagierten die Titel von amerikanischen Autobauern wie GM oder Stellantis auf die Neuigkeiten. Auch der mexikanische Peso, der am Wochenende stark an Terrain eingebüsst hatte, erholte sich am Montag deutlich. Der kanadische Dollar erstarkte ebenfalls leicht, konnte die Verluste der vergangenen Tage gegenüber dem US-Dollar aber noch nicht vollständig wettmachen.

Mexiko hielt den Ball flach

Man müsse angesichts der aus Washington kommenden Drohungen stets einen kühlen Kopf bewahren und den Dialog suchen, hatte Claudia Sheinbaum in den vergangenen Tagen wiederholt. Selbst nachdem Trump am Samstag Strafzölle von 25 Prozent auf mexikanische Waren angeordnet hatte, wiederholte sie dieses Mantra. Anders als Kanadas Regierung liess sie zudem erst einmal offen, in welcher Form Mexiko auf Trumps Zölle antworten wird.

Das hat sich nun als erfolgreiche Strategie erwiesen. Nach einem Telefongespräch mit Sheinbaum setzte der amerikanische Präsident die Zölle gegen das Nachbarland für einen Monat aus. Sie habe ein gutes Gespräch mit Trump geführt, in dem man sich in einigen Punkten habe einigen können, schrieb Sheinbaum am Montagmorgen (Ortszeit) auf der Plattform X.

Sie habe Trump zugesagt, sofort 10 000 Soldaten der Guardia Nacional an die Grenze zu den USA zu schicken. Damit soll der Drogenschmuggel Richtung USA unterbunden werden, allen voran von Fentanyl, einer besonders gefährlichen Droge, die in den USA im Jahr 2023 rund 75 000 Todesopfer forderte.

Donald Trump habe seinerseits versprochen, gegen Waffenschmuggler vorzugehen, die hochmoderne amerikanische Waffen an die mexikanischen Drogenkartelle liefern. Seit ihrem Amtsantritt im Oktober vergangenen Jahres hat Sheinbaum den Kampf gegen die Kartelle intensiviert. So habe man bereits 40 Tonnen Drogen beschlagnahmt, darunter 20 Millionen Dosen Fentanyl, sowie mehr als zehntausend in den Drogenhandel involvierte Personen festgenommen, erklärte Sheinbaum zuletzt.

Zudem habe sie sich mit Trump darauf geeinigt, bei den Themen Sicherheit und Handel eng zusammenzuarbeiten. Für Mexiko, dessen Wirtschaft seit Jahrzehnten auf den Export in die USA ausgelegt ist, geht es bei dem von Trump angedrohten Handelskrieg um viel. Mexiko erwirtschaftet ein Drittel seines Bruttoinlandprodukts mit den Exporten in die USA, die 83 Prozent aller mexikanischen Exporte ausmachen. Experten schätzen, dass Mexikos Wirtschaft durch den Handelskrieg um bis zu 4 Prozent einbrechen könnte.

Trump spricht mit Trudeau

Donald Trump seinerseits sprach auf Truth Social von einem «sehr freundlichen Gespräch» mit Sheinbaum. Auf amerikanischer Seite würden Aussenminister Marco Rubio, Finanzminister Scott Bessent und Handelsminister Howard Lutnick an diesen Gesprächen teilnehmen. Auch er selbst freue sich darauf, an den Verhandlungen mitzuwirken. Scott Bessent gilt in Finanzkreisen als Fürsprecher eines moderateren Kurses, der die Furcht der Märkte vor einem ausgedehnten Handelskrieg ernst nimmt. Lutnick hingegen soll sich zuletzt eher für eine härtere Zollpolitik eingesetzt haben.

Ob auch mit Kanada noch eine Einigung gefunden werden kann, scheint ungewiss. Premierminister Justin Trudeau hat am Wochenende, anders als Sheinbaum, bereits sehr konkrete Vergeltungszölle präsentiert. Weil in Kanada Wahlkampf herrscht, könnte es der liberalen Regierung insgesamt schwererfallen, gegenüber Trump grössere Zugeständnisse zu machen. Die mexikanische Präsidentin hat ihr Amt dagegen erst vor vier Monaten angetreten und sitzt fest im Sattel.

Viele Kanadier sind gegenüber den USA derzeit eher negativ eingestellt, nachdem Trump eine Reihe von abschätzigen Kommentaren gegen den Verbündeten abgesetzt hatte. Kanadische Basketball-Fans reagierten am Sonntag mit lauten Buhrufen, als vor dem NBA-Spiel zwischen den Toronto Raptors und den LA Clippers die amerikanische Nationalhymne gesungen wurde.

Doug Ford, Premierminister der bevölkerungsreichsten Provinz Ontario, kündigte an, öffentliche Aufträge nicht mehr an amerikanische Firmen zu vergeben. Zudem werde ein bestehender Vertrag mit Starlink aufgelöst. Die Weltraumfirma des Trump-Beraters Elon Musk hätte ländliche Regionen in Ontario mit schnellem Internet versorgen sollen.

Trump hat sich am Montag auf Truth Social nochmals darüber beklagt, dass Kanada US-Banken keine Geschäftstätigkeit erlaube. Das stimmt in dieser kategorischen Form nicht; zahlreiche amerikanische Banken unterhalten Filialen im nördlichen Nachbarland. Allerdings bestehen im kanadischen Bankensektor tatsächlich hohe Hürden für neue Wettbewerber, weshalb die grössten sechs kanadischen Banken einen Grossteil des Heimmarkts unter sich aufteilen.

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