Montag, Oktober 7

Anders als geplant kann der Hersteller von Solarmodulen nicht die gesamte Produktion von Deutschland in die USA verschieben. Damit steht die Überlebensstrategie infrage.

Es ist ein Schock für jene Aktionäre, die Meyer Burger bis heute die Treue gehalten haben: Der Solarmodulhersteller muss seine Verlagerung der Produktion in die USA auf halbem Weg abbrechen. Der Aufbau eines Werks im Gliedstaat Colorado werde gestoppt, wie die Firma am Montag überraschend mitteilte. Der Aktienkurs, der in den vergangenen zwölf Monaten bereits schwer gelitten hatte, brach zeitweise um knapp die Hälfte ein und stand am Mittag bei 2.30 Franken.

Rettungsstrategie geht nicht auf

Eigentlich hatte das Unternehmen mit Sitz in Thun geplant, sowohl seine Module wie auch die Solarzellen, aus denen die Module gefertigt werden, in den USA zu produzieren. Um von den grosszügigen Subventionen der amerikanischen Regierung unter Präsident Joe Biden zu profitieren, sollte die gesamte Herstellung in Deutschland eingestellt und über den Atlantik verschoben werden. Diese Strategie sollte das Überleben der Firma sichern, die in Europa gegen chinesische Konkurrenz nicht wettbewerbsfähig ist.

Tatsächlich begann Ende Juni die Fertigung der Module in Arizona. Die Herstellung der Module im ostdeutschen Freiberg wurde Mitte März geschlossen. Doch um im Gliedstaat Colorado ein Werk für die Zellen zu errichten, musste Meyer Burger zusätzliches Kapital beschaffen – und das ist der Firma nicht gelungen. Der Aufbau sei aufgrund jüngster Entwicklungen derzeit nicht finanzierbar, hiess es in einer Mitteilung.

Standort in Thalheim bleibt erhalten

Meyer Burger muss jetzt bei der Strategie über die Bücher – mit einem positiven Nebeneffekt zumindest für die deutschen Angestellten des Unternehmens. Denn hätte die USA-Verlagerung vollständig funktioniert, hätte es für die bestehende Zell-Produktion in Thalheim in Sachsen nicht gut ausgesehen. Jetzt soll dieser Standort erhalten bleiben, um mit diesen Zellen weiterhin die Herstellung der Module in Arizona zu ermöglichen. Allerdings will CEO Gunter Erfurt nun ein umfassendes Programm zur Restrukturierung und Kostensenkung erarbeiten.

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