Sonntag, Oktober 27

An einer Wahlkampfveranstaltung von Harris in Michigan, einem der Swing States, legt die ehemalige First Lady einen emotionalen Auftritt hin. Sie wehrt sich dagegen, dass an Harris höhere Massstäbe gelegt werden als an Donald Trump.

Lange Zeit hatten sich Barack und Michelle Obama im Wahlkampf von Kamala Harris zurückgehalten. Erst Ende Juli gab das Paar öffentlich seine Unterstützung für die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten bekannt. Im Endspurt des Rennens um die Präsidentschaft sind beide nun mehrmals aufgetreten.

Eine besonders vielbeachtete Rede hielt Michelle Obama, die ehemalige First Lady der USA, am Samstag an einer Wahlkampfveranstaltung von Kamala Harris in Michigan. Sie wies dabei warnend auf die Konsequenzen für die Gesundheitsversorgung von Frauen hin, sollte am 5. November der frühere Amtsinhaber Donald Trump die Präsidentschaftswahlen gewinnen.

Michigan ist der im Bereich der Automobilindustrie führende Gliedstaat der USA und wird von der Demokratischen Partei regiert. Derzeit aber weisen Umfragen dort auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Präsidentschaft hin. Michigan zählt also zu den sogenannten Swing States, welche über den Ausgang der Wahl entscheiden werden. Harris und Trump umwerben diejenigen Wahlberechtigten, die sich noch nicht entschieden haben, in den Swing States besonders intensiv. Umso mehr kommt Harris die Unterstützung durch Michelle Obama in Michigan gelegen.

Die Gesundheitsversorgung von Frauen löst Sorgen aus

In ihrer 40-minütigen, teilweise emotionalen Rede setzte Michelle Obama einen klaren Schwerpunkt: Sie ging ausgiebig auf die reproduktive Gesundheit von Frauen ein. Deren staatliche Versorgung drohe sich unter Trump zu verschlechtern. Dabei gehe es nicht allein um das Recht auf Abtreibung.

«Es steht mehr auf dem Spiel als die Entscheidung der Frauen, ein Kind zu gebären», sagte Michelle Obama. Frauen würden ihre gesundheitlichen Beschwerden, ob während der Periode oder in der Menopause, bis heute mit sich selber ausmachen. In kritischen Momenten, vor allem im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft, könnten Frauen sich in den USA allein auf das Gesundheitssystem verlassen, und dieses sei jetzt in Gefahr.

«Glaubt irgendjemand, dass Trump die emotionale Reife und den Weitblick hat, einen Plan zu entwickeln, der uns schützt?», so Michelle Obama. Die Konsequenzen, die ein weiterer Abbau des Systems für reproduktive Gesundheit hätte, wie ihn Trump plane, seien beunruhigend. Diese Entwicklung werde Millionen von Frauen ohne gesundheitliche Versorgung zurücklassen. Eine Stimme für Trump sei eine Stimme gegen die weibliche Gesundheit.

Kamala Harris werde unfair behandelt

In ihrer Rede wandte sich Michelle Obama ausserdem ausdrücklich gegen die Tendenz in der öffentlichen Debatte, an Kamala Harris höhere Massstäbe anzulegen als an Donald Trump. Bald trete Harris angeblich zu aggressiv auf, bald nicht aggressiv genug. Man übe Kritik an ihrem Auftreten und ihrer Kompetenz, während man von Trump gar nicht erst erwarte, dass er Anstand, Moral oder Konzentrationsfähigkeit zeige. Dabei habe er sich vor Interviews gedrückt, sei ein verurteilter Verbrecher, und sein geistiger Niedergang sei offensichtlich.

Michelle Obama rief die anwesenden Frauen nicht nur auf, Harris zu wählen. Sie riet ihnen auch eindringlich, das Gespräch mit männlichen Verwandten und Freunden zu suchen, um auf die Konsequenzen einer Wahl von Trump für die Gesundheit von Frauen aufmerksam zu machen.

Laut der «Washington Post» sind derzeit keine weiteren Wahlkampfauftritte von Michelle Obama gemeinsam mit Kamala Harris geplant. Obama werde aber am Dienstag in Atlanta an einer Veranstaltung einer Nichtregierungsorganisation teilnehmen, welche sich das Ziel gesetzt habe, die Wahlbeteiligung zu steigern.

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