Die Kantonsschule soll in sieben Jahren umziehen – an eine spektakuläre Lage am Zürichsee.

Künftige Schülergenerationen am oberen rechten Ufer des Zürichsees dürfen sich freuen. Voraussichtlich ab 2032 können sie auf einem Areal zur Schule gehen, das einzigartig ist im ganzen Kanton: Es liegt direkt am Wasser, in einem Seeuferpark. Steinplatten führen sozusagen vom Klassenzimmer aus hinein in den See. Das dürfte die schönste Schule von ganz Zürich werden.

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Was für eine Aussicht! Was für eine Ablenkung vom Unterricht, wenn Gymnasiasten in sieben Jahren auf dem Gelände der früheren Chemischen Fabrik in Uetikon die dortige Kantonsschule besuchen werden. Mittagspause unter Bäumen, und dann hinein ins Wasser! Bis zu 1500 Schülerinnen und Schüler sollen hier dereinst in den historischen Produktionsgebäuden unterkommen. Dort werden sich auch die Mensa und die Verwaltung des Gymnasiums befinden.

Auf der anderen Seite der Seestrasse werden Neubauten für die zukunftsweisenden Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (Mint) erstellt. Von da wird eine Passerelle über die Strasse und die Bahngleise zum Schulareal am See führen. Ausserdem werden am Ufer auch öffentliche Grünflächen, Gewerberäume, Eigentums- und Mietwohnungen entstehen.

Altlasten treiben Kosten in die Höhe

Am Donnerstag hat der Regierungsrat bekanntgegeben, wie viel das Schulhausprojekt kosten soll. Die Exekutive beantragt dem Kantonsrat einen Kredit von insgesamt 233,1 Millionen Franken – eine weitere Investition also, mit der die Kantonsregierung die steigenden Schülerzahlen auffangen will.

Ein Grossteil der Mittel in Uetikon wird für eine aufwendige Sanierung des früheren Industrieareals und bereits bestehender Bauten verwendet werden. Die alten Fabrikgebäude stehen unter Denkmalschutz. Die Regierung geht davon aus, dass diese Mauern Schadstoffe enthalten. Altlasten befinden sich auch auf dem übrigen Gelände der Chemischen.

233 Millionen ist viel Geld. Doch das Projekt wurde deutlich redimensioniert, aus Spargründen. Die Berufsfachschule, die ebenfalls im Uetiker Seeuferpark vorgesehen war, wird vorerst nicht realisiert. Nicht gebaut wird auch ein Gebäude, in dem eine Aula und die Mediathek der Kantonsschule hätten untergebracht sein sollen. Diese Massnahmen sollen die Kosten des Vorhabens um 80 Millionen Franken reduzieren, wie der Regierungsrat mitteilt.

Das Communiqué ist mit einem eigenartigen Titel versehen: «In Uetikon am See entsteht eine neue Kantonsschule.» Ein Gymnasium in dem Dorf gibt es bereits seit 2018. Damals hat die neu gegründete Kantonsschule Uetikon ihren Betrieb aufgenommen – auf einer Parzelle im Dorfkern, knapp einen Kilometer weiter den Hang hinauf. Zu Beginn gingen dort nur vier Klassen zur Schule. Heute sind es zehn beziehungsweise 750 Schüler. Die neue Schule beschäftigt rund 100 Lehrer.

Vor eineinhalb Jahren musste an dem provisorischen Standort im Dorfkern ein weiteres Gebäude eröffnet werden. Das Gymnasium hatte bereits seine Kapazitätsgrenze erreicht. Hinzu kam eine eigene Sporthalle. Die Jugendlichen müssen zum Turnen jedoch weiterhin auch die Anlagen der Sekundarschule benutzen. Noch verfügt die Kantonsschule über keine Mensa. Schüler und Lehrer müssen sich mit dem Angebot von Food-Trucks behelfen, die täglich auf dem Schulgelände haltmachen.

Wohin mit der Mediathek?

Die Holzmodulbauten machen einen guten Eindruck, auch optisch. Sie haben eine Lebensdauer von mehreren Jahrzehnten. Dass die Gebäude irgendwann wieder abgebaut werden könnten, sieht man ihnen nicht an. Zur Eröffnung im Sommer 2018 schrieb die NZZ: «So sieht also ein Provisorium aus?» Mittlerweile wachsen dichte Kletterpflanzen den Säulen empor. Man wähnt sich fast unter einer Pergola.

Die neue Kantonsschule Uetikon am See (KUE) ist eine freundliche Anlage aus 180 vorgefertigten Holzmodulen, die in zwei Baukörpern zusammengesetzt und durch eine hölzerne Brückenkonstruktion verbunden sind. Sie soll zehn Jahre in Uetikon am See stehen und danach, nach dem Umzug der Schule ins Definitivum auf dem Areal der Chemiefabrik am See, anderswo wieder neu zusammengesetzt werden. Viele Mittelschulen sind vier Jahrzehnte nach der Gründungsphase sanierungsbedürftig. (Bild: Goran Basic / NZZ)

Jürg Berthold, der Rektor der neuen Kantonsschule, freut sich trotzdem, dass das Bauvorhaben auf dem früheren Fabrikareal mit dem Kreditantrag des Regierungsrats eine weitere Hürde genommen hat. «Die Schule im Seeuferpark verspricht eine tolle Lernumgebung zu werden», sagt er. Am liebsten würde der Rektor die Seeanlage gemeinsam mit der Berufsfachschule beziehen. Dass dieses Projekt sistiert wurde, bedauert Berthold.

Schmerzhaft für den Rektor ist auch der Verzicht auf die Aula, das «Herz» einer Schule, wie Berthold sagt. Sein Gymnasium setzt auf offene Räume, zum Lernen und Unterrichten, aber auch für Begegnungen über Klassen- und Fachgrenzen hinaus. Für die nunmehr gestrichene Mediathek müsse eine andere Lösung gefunden werden, findet Berthold. Die Baudirektion teilt auf Anfrage mit, dass man die neue Situation ohne Aula prüfen und versuchen werde, die Mediathek am neuen Standort der Kantonsschule Uetikon anderswo unterzubringen.

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