Donnerstag, Oktober 10

Gregor Kobel soll Yann Sommer als Nationalkeeper ablösen, hört man. Die Geschichte einer Konfusion.

Am Donnerstag tat Yann Sommer, was man halt so tut als Fussballer. Er postete Bilder auf Instagram vom Training in seinem Verein Inter. Einmal gestikuliert er wie ein Chef, einmal fliegt er entschlossen durch die Luft. Alles wie immer, sagen die Bilder. Nichts könnte falscher sein.

Denn während Sommer in der Mailänder Hitze nach Bällen hechtete, machte gerade die Nachricht die Runde, dass er seinen Job als Nationalgoalie an Gregor Kobel verloren habe. Dass es zum Wechsel vom 35-Jährigen zum 26-Jährigen kommt, ist für niemanden eine Überraschung, der gewillt ist, der Realität ins Auge zu schauen. Das laute Schweigen von Sommer nach der EM zu einem allfälligen Rücktritt deutet darauf hin, dass er es nicht war.

Gregor Kobel war vom Fachmagazin «Kicker» Ende letzter Saison als bester Bundesliga-Torhüter ausgezeichnet worden – zum vierten Mal in Folge. Auch wenn Sommer den Serie-A-Titel ins Feld führen kann: Kobel ist der Mann der Zukunft, und die Verantwortlichen im Verband können nicht ernsthaft riskieren, ihn mit noch längerem Hinhalten zu vergraulen.

So weit, so klar. Wesentlich überraschender als der Inhalt der Nachricht ist die Art und Weise, wie sie sich verbreitete. Nachdem Bluewin.ch den Wechsel vermeldet hatte, übernahm ein Medium nach dem anderen die Meldung, bis am Abend selbst die Tagesschau auf SRF darüber berichtete. Spätestens danach wusste die Schweiz: Eine der wichtigsten Aufgaben in diesem Land wandert in neue Hände.

Dass keiner der Exponenten Stellung nimmt? Egal. Nur der Verband verkündet knapp, er äussere sich nicht zu Spekulationen. Yann Sommer postet Normalität. Gregor Kobel tut nicht einmal das. Beide bereiten sich auf ihre Einsätze vor – Sommer startete am Samstag mit Inter gegen Genoa in die Saison, Kobel im Cup gegen Phönix Lübeck.

Wie immer lädt Stille zu Spekulationen ein. Es ist kein Geheimnis, dass der Goalietrainer Patrick Foletti ein enger Vertrauter und starker Befürworter Yann Sommers ist. Ebenfalls bekannt ist, dass der Nationaltrainer Murat Yakin vor der EM darauf hingewiesen hatte, es müsse danach geklärt werden, wer bei den nächsten Spielen mit Blick auf die kommende WM zwischen den Pfosten stehe. Hören wir hier eine kleine Dissonanz heraus? Ist es möglich, dass jemand mit einer geschickt platzierten Indiskretion ein Fait accompli schaffen wollte? Höchst erfolgreich, wie wir nun wissen. Kann es sein, dass selbst Yann Sommer und Gregor Kobel davon überrascht wurden?

Keine Spekulation, sondern Fakt ist, dass Sommer mit dem Ausharren den eleganten Abgang verpasst hat. Ausgerechnet er, der doch immer alles so smart wegstrahlt. Und ebenfalls klar ist, dass die Verantwortlichen im Fussballverband die Kommunikationshoheit über den Fall verloren haben.

Aber das kennen sie ja schon: Dass Murat Yakin Nachfolger wird von Vladimir Petkovic meldete am 7. August 2021 zuerst das Nachrichtenportal Nau.ch. Zwei Tage später unterschrieb Yakin dann den Vertrag und trat vor die Medien.

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