Investitionen in Zukunftstechnologien stellen Anleger vor Herausforderungen. Jetzt gibt es neue Ansätze, damit sie besser am KI-Boom partizipieren können.
Nicht nur die Zahl der grossen Sprachmodelle steigt. Auch die Palette an Produkten, die Anlegern ermöglichen, ins Thema künstliche Intelligenz zu investieren, entwickelt sich weiter.
Das ist wichtig, denn es zeichnet sich ab, dass jene Unternehmen, die zig Milliarden für eigene KI-Modelle oder deren Infrastruktur aufwerfen, diese Investitionen vielleicht gar nie amortisieren können. Die Kurse der «Magnificent Seven», der sieben übermächtigen amerikanischen Tech-Konzerne, bröckeln.
Neue Anlagethemen sind meist eine Knacknuss für Investoren. Selbst wenn man davon überzeugt ist, dass KI den Gang der Welt fundamental verändern wird, ist es schwierig, eins zu eins an dieser Entwicklung zu partizipieren: Denn es gibt selten genügend Unternehmen mit einem hohen Exposure zum Anlagethema, das man abbilden möchte.
ETF auch an der Schweizer Börse
Der europäische Finanzdatenspezialist Stoxx will Abhilfe schaffen, indem er das Thema ausweitet auf Firmen, die KI gewinnbringend anwenden. Er bietet seit kurzem den Aktienindex Global AI Adopters and Applications an. Und der ETF-Anbieter iShares bildet diesen Index in einem gleichnamigen Produkt ab, das auch an der Schweizer Börse kotiert ist (Ticker: AIAA, Kostenpunkt: 0,35 Prozent).
Der Index setzt sich aus über 80 Unternehmen zusammen, «die voraussichtlich von den Fortschritten der künstlichen Intelligenz profitieren werden». Anstatt der üblichen Verdächtigen wie Microsoft oder Nvidia handelt es sich meist um Firmen aus traditionellen Branchen von Citigroup über Roche und Siemens bis Visa.
Wie man auf diese Auswahl kommt und wie KI herkömmliche Branchen beflügeln kann, beschreibt Stoxx in einem Whitepaper:
Das Gesundheitswesen werde durch KI voraussichtlich in die Lage versetzt, Diagnosen zu verbessern, Behandlungen zu personalisieren und prädiktive Analysen zu ermöglichen.
Die Mobilität wird gemäss Stoxx durch KI eine bedeutende Transformation erfahren, insbesondere bei der Entwicklung autonomer Fahrzeuge, die sich dank Echtzeitdaten sicher bewegen können. Fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme überwachen die Umgebung und verhindern Unfälle.
Im Finanzsektor helfe KI unter anderem bei der Betrugserkennung durch die Analyse von Transaktionen in Echtzeit. Im Handel von Finanzinstrumenten können KI-gestützte Systeme Trades mit hoher Geschwindigkeit ausführen und Anlagestrategien optimieren.
Im Energiesektor sehen die Stoxx-Experten die Möglichkeit, dass KI sogenannt «intelligente Stromnetze» dabei unterstützt, die Energieverteilung durch einen Echtzeit-Ausgleich von Angebot und Nachfrage zu verbessern. KI erleichtere die Integration erneuerbarer Energiequellen durch die Vorhersage von Produktion und Verbrauch.
Dem Industriesektor ermöglicht KI laut der Stoxx-Analyse mehr Automatisierung und Robotik, was die Effizienz und Präzision verbessere und Arbeitskosten senke.
Natürlich gibt es auch bei digitalen Produkten grosse Chancen: KI ermögliche mehr Personalisierung und ein besseres Kundenerlebnis. Chatbots und virtuelle Assistenten verbessern die Interaktion mit den Nutzern. Darüber hinaus automatisiert KI die Erstellung von digitalen Inhalten.
Auch die Datensicherheit werde massgeblich von KI beeinflusst, die riesige Datenmuster auf ungewöhnliches Verhalten analysieren und so Bedrohungen in Echtzeit erkennen könne. Ebenso verbessert diese Verschlüsselungsmethoden und erschwert so den unbefugten Zugriff auf heikle Daten.
Stoxx verwendet laut eigenen Angaben «eine detaillierte Aufschlüsselung der Umsätze der Unternehmen und ihrer Patent-Daten, um jene Firmen zu identifizieren, die ein signifikantes Umsatz- oder Innovationsengagement» bei KI-Anwendungen hätten.
Die Analyse und der aus ihr abgeleitete Selektionsprozess ist bestimmt gründlich durchdacht. Doch aus praktischer Sicht stellt sich für Investoren die Frage, wie sie einen so breiten Aktienkorb überhaupt in ihr bestehendes Portfolio integrieren können.
In der Praxis untauglich
Für die meisten Anleger wird das schwierig: Braucht zum Beispiel ein Schweizer Investor, dessen SMI-nahes Aktienportfolio ohnehin schon einen hohen Anteil an Pharmafirmen enthält, noch einen ETF, in dem der Gesundheitssektor fast einen Drittel ausmacht?
Womöglich ist es also trotzdem besser, das Thema mit einem Anlageprodukt zu spielen, das einen engeren Fokus hat und bloss in KI-Infrastruktur anlegt: Auch einen solchen Index bietet Stoxx an – und iShares macht diesen mit einem ETF (Kürzel: AINF) investierbar: den Global AI Infrastructure Index. Er umfasst Unternehmen, die eine zentrale Rolle bei der Entwicklung «der Bausteinkomponenten für künstliche Intelligenz spielen, wie z. B. Halbleiter, Cloud-Computing und Big-Data-Technologien».
Die grössten Positionen sind Broadcom, IBM, Cisco, Palantir und ASML und haben ein Gewicht von je etwas mehr als 5 Prozent: Es gibt im Index also immerhin keine Klumpenrisiken, wie sie die «Magnificent Seven» darstellen, die auch Indizes wie den S&P 500 und den Nasdaq vereinnahmen.