Dienstag, April 8

In Südostasien ist DKSH auf dem Wachstumspfad. Die Auswirkungen der US-Zölle auf das Geschäft dürften sich in Grenzen halten. Mit kleinen Akquisitionen legt das Unternehmen die Grundlage für die Zeit nach Trump. Anleger können die Kursrückschläge nutzen.

Asien zieht die Aufmerksamkeit der Investoren auf sich. Die dortigen Volkswirtschaften sollen gemäss Annahmen des Internationalen Währungsfonds (IWF) 2025 bis 5% wachsen. Daran können selbst die neuen US-Zölle nur wenig ändern. Zudem dürfte die Region angesichts der geopolitischen Neuausrichtung des Westens und der daraus folgenden Präferenzverschiebungen grosser Investoren an Aufmerksamkeit gewinnen. Schweizer Anleger, die sich entsprechend positionieren möchten, kommen an DKSH nicht vorbei.

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Unklarheit herrschte zunächst über die direkten und die indirekten Folgen der vergangene Woche von US-Präsident Donald Trump verkündeten Zölle. Südostasien wurde von den USA überproportional mit Auflagen bedacht, woraufhin die Aktien von DKSH stark nachgaben.

Doch das Asiengeschäft von DKSH ist breit diversifiziert, und negative Einflüsse dürften begrenzt sein, wie die Analysten der Zürcher Kantonalbank (ZKB) schreiben. Das Angebot des Vertriebsspezialisten reicht von der Beschaffung über Marketing und Logistik bis hin zum Kundendienst. Im Fall von Thailand etwa, wo DKSH 31% des Umsatzes generiert, machen die Exporte in die USA nur 17% aller Ausfuhren aus. Die sehr hohen US-Zölle von 36% auf thailändische Waren dürften das Wachstum des Bruttoinlandprodukts Thailands von schätzungsweise rund 3% daher nur geringfügig dämpfen, so die Analyse.

Neue Möglichkeiten durch Handelsumlenkung

DKSH geht davon aus, dass Südostasiens Wirtschaft von der Gesamtlage sogar profitieren könnte, da potenzielle Handelsumlenkung und Produktionsverlagerungen neue Möglichkeiten eröffnen, wie das Unternehmen auf Anfrage von The Market ausführt. Zudem glaubt das Management, dass es zu Verhandlungen kommen wird und dass potenzielle Verschiebungen im Welthandel eine ausgleichende Wirkung haben könnten. Im Fall von Vietnam (7% des Umsatzes) gab es bereits erste Gespräche zwischen Regierungsmitgliedern und Trump.

Die zugrundeliegenden Trends in Asien sind seit langem bekannt und haben sich durch das US-Zollregime nicht verändert: Die Urbanisierung schreitet rasant voran, und eine aufstrebende Mittelschicht treibt den Konsum in Märkten wie China, Thailand und Malaysia.

DKSH ist dort auf Markteintrittsdienstleistungen spezialisiert (über 95% des Umsatzes) und unterstützt damit Unternehmen vor allem aus den Branchen Konsumgüter, Gesundheit, Spezialchemie und Technologie. Der grösste Markt mit einem Umsatzanteil von rund 31% ist Thailand.

DKSH ist weltweit in 36 Märkten aktiv. Zu den Kunden zählen Unternehmen aus dem Westen, die Experten vor Ort für den Verkauf in Südostasien suchen, sowie Anbieter aus Asien, die in Nachbarstaaten expandieren möchten. Zu den bekannteren westlichen Herstellern, die auf das DKSH-Netzwerk in Asien zurückgreifen, zählen der Schokoladenhersteller Lindt & Sprüngli, der Schreibgerätehersteller Lamy und der Hafermilchproduzent Oatly.

In Asien übernimmt DKSH für die Kunden die Logistik und den Vertrieb und unterstützt sie bei regulatorischen Aufgaben, in der Marktforschung und im Verkauf. Zollformalitäten erledigt sie nicht.

Das Geschäft profitiert von der langjährigen Erfahrung und dem Beziehungsnetz der lokalen Manager sowie den gefestigten Partnerschaften in den Regionen. In den meisten Märkten wächst DKSH langsam, aber stabil. In Zeiten, wenn an den Börsen Wachstumsaktien oder Tech-Titel haussieren, scheint dies weniger attraktiv. Doch gleichzeitig weist DKSH solide Margen aus, was die Valoren zu einer defensiven Investition macht.

Währungsrisiko dämpft das Wachstum

Zu schaffen machen DKSH die regionalen Wechselkurse. Sie generiert ihren Umsatz gemässe Geschäftsbericht in mehr als fünfzehn asiatischen Währungen, berichtet aber in Franken. Daher stieg der ausgewiesene Umsatz im zurückliegenden Geschäftsjahr nur 0,2% auf rund 11 Mrd. Fr. Zu konstanten Wechselkursen wäre es ein Zuwachs von 4% gewesen. Unter dem Strich verblieb 2024 nach Steuern ein Gewinn von knapp 221 Mio. Fr. (+16%), nach zwei Jahren mit rückläufigen Einnahmen.

Für Fantasie bei den Anlegern sorgen Zukäufe. DKSH kauft kleinere Betriebe, um das eigene lokale Netzwerk zu stärken. Gerade erst hat sie Molecular Diagnostics Korea erworben. Die Life-Science-Gesellschaft aus Südkorea bietet Lösungen für die Molekulardiagnostik oder die Zellanalyse, erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz von rund 10 Mio. Fr. und weist gemäss DKSH eine «gute Profitabilität» auf.

In den vergangenen zwei Jahren hielt sich DKSH mit Akquisitionen zurück, obwohl die Mittel vorhanden sind. Die Bilanz ist so solide, dass das Unternehmen bis zu 1 Mrd. Fr. einsetzen könnte, ohne die Verschuldungsquote (Nettoschulden im Verhältnis zum Ebitda) über das Zweifache steigen zu lassen.

Das Jahr der Zukäufe und der Investitionen?

Nach eigenen Angaben verfügt der Konzern derzeit über die stärkste M&A-Pipeline aller Zeiten und möchte die Geschäftsbereiche Gesundheit, Spezialchemie und Technologie stärken. 2025 könnte also trotz aller handelspolitischen Unwegsamkeiten das Jahr der Zukäufe und der Investitionen werden.

Bisher machen die erworbenen Unternehmen nur 2 bis 3% des Umsatzes aus. Sie sind jedoch für die Profitabilität von DKSH «von entscheidender Bedeutung», wie Hela Zarrouk, Analystin bei der Finanzgruppe Oddo BHF, erklärt. Sie geht davon aus, dass rund 80% der Fusionen und Übernahmen Margen aufweisen, die deutlich über denen der Gruppe liegen. So etwa bei den Anfang März erworbenen Life-Science-Spezialisten aus Taiwan Taqkey Science und Quantum Biotech: Gemäss ZKB liegt die Betriebsgewinnmarge auf Stufe Ebit über derjenigen der DKSH-Division Life Sciences (6,5%).

Ein wesentlicher mittelfristiger Wachstums- und Gewinntreiber ist die kleine, margenstarke Division Spezialchemie, auf die rund 28% des Ebits entfallen, aber nur 13% des Umsatzes. Sie durchlief 2023 und im ersten Halbjahr 2024 nach einem aussergewöhnlichen Wachstum während der Covid-Pandemie eine Normalisierung der Nachfrage. Im zweiten Halbjahr 2024 kehrte sie zum Wachstum zurück. Der Trend dürfte 2025 und 2026 weitergehen, wie die Analysten von UBS schätzen.

Die umsatzmässig grösste Division, Gesundheit (51% des Umsatzes, 41% des Ebit), dürfte derweil den robusten Lauf fortsetzen. Hier ist DKSH in der Lage, Marktanteile zu gewinnen, vor allem dank Full-Service-Angeboten für Kunden wie AstraZeneca, Roche, Alcon und Medtronic sowie den eigenen Marken.

In der kleinsten Division, Technologie (5% des Umsatzes, 8% des Ebit), übernimmt DKSH zum Beispiel für Laborbetreiber die Belieferung mit Instrumenten und Verbrauchsmaterialien, berät sie bei der Registrierung und erleichtert ihnen den Zugang zu lokalen Gesundheitsorganisationen. Das Umsatzwachstum stagnierte 2024, Übernahmen, wie die im März, sind daher ein entscheidender Teil der Wachstumsstrategie.

Die Profitabilität der Division Konsumgüter (31% des Umsatzes, 22% des Ebit) wurde durch Kostensenkungen und niedrigere Lagerbestände schrittweise verbessert. Trotz vieler namhafter Kunden wie Nestlé, Philips und Coca-Cola tut sich die Gesellschaft in diesem Geschäft schwer. Mit einer Ebit-Marge von 2,6% lieferte die Division 2024 den geringsten Gewinnbeitrag. Das Segment wird bedrängt von chinesischen Unternehmen, die immer aggressiver auftreten und DKSH Marktanteile wegnehmen.

Zudem konkurriert DKSH hier auch mit E-Commerce-Anbietern wie Amazon, die Konsumgüter online vertreiben. Hela Zarrouk hält diese Entwicklung jedoch nicht für entscheidend. «Die Eintrittshürden in den asiatischen Märkten sind für alle sehr hoch», sagt sie. DKSH profitiere von ihrem grossen etablierten Netzwerk und davon, dass grosse Unternehmen sich in Asien zunehmend auf ihr Kerngeschäft konzentrierten und genau die Leistungen nach aussen gäben, die DKSH anbiete, so ihre Analyse.

Die Bilanz ist solide

Der Konzern hat die Bilanz im Griff. Er nimmt die Waren, die er für einen Handelspartner vertreibt, nur kurz in die Bilanz und verkauft sie sehr schnell. Der rasche Umschlag zeigt sich auch im freien Cashflow von mehr als 256 Mio. Fr., der Anstieg der Vorräte wird durch die Lieferanten finanziert.

Die Grundstrukturen des operativen Geschäfts sind ganz auf die Cash-Generierung ausgerichtet, die Cash Conversion (Verhältnis zwischen Cashflow und Gewinn) beträgt hohe 113%. DKSH betreibt ein anlagenarmes Geschäftsmodell, bei dem die Distributionszentren in der Regel geleast werden und der Transport grösstenteils an Dritte ausgelagert wird. Dementsprechend lagen die Investitionsausgaben (Capex) 2024 auf dem niedrigen Niveau von 36,8 Mio. Fr. (0,3% des Umsatzes).

Die Kapitalrendite (Return on Invested Capital, ROIC) von 8,2% scheint auf den ersten Blick nicht sehr leistungsstark, ist jedoch für ein Handelsunternehmen angemessen, da die Gesellschaft kaum eigene Produkte verkauft und mit dem übrigen Geschäft nur kleine Margen erzielt. Zudem hatte DKSH 2018 das Healthcare-Geschäft in China verkauft, bei dem nur geringe Lagerbestände gehalten wurden. Seit 2020 zeigt der Trend unter dem neuen Management wieder leicht nach oben.

Die solide Bilanz von DKSH ermöglicht die Fortsetzung der anlegerfreundlichen Dividendenstrategie. Die Dividendenrendite beläuft sich nach dem jüngsten Kursrückgang auf 4%. Die Dividende wurde in den vergangenen Jahren stets erhöht und ist durch den operativen Cashflow gedeckt. Die Ausschüttungsquote beträgt 71%.

Ein weiterer Vorteil von DKSH sind die starken Ankeraktionäre. Mit einer Sperrminorität von 45% wird sie von der Diethelm Keller Holding – dem Aktionärspool der Nachfahren der Gründerfamilien Diethelm, Keller und Siber Hegner – kontrolliert. Seit dem Börsengang im Jahr 2012 haben die Ankeraktionäre keine Titel verkauft.

Erst Gewinnmitnahmen, dann die Zölle

Die vergangenen Börsenwochen waren für DKSH trotz allem schwierig. Nach einem Kursanstieg bis Mitte März auf mehr als 73 Fr. setzten Gewinnmitnahmen ein. Beteiligte angelsächsische Fonds wie etwa Black Creek Investment (Kanada) und Fiduciary Management Inc. (USA) trennten sich gemäss Bloomberg-Daten von Teilen ihrer Engagements.

Nachdem US-Präsident Trump dann vergangene Woche die neuen weltweiten regionalen Zölle verhängt hatte, gaben die DKSH-Titel erneut kräftig nach. Nach den Kurseinbrüchen sind sie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 14 im Moment attraktiv bewertet.

Vor einem halben Jahr schrieb The Market, DKSH müsse liefern, die Weichen seien nach einer Phase der internen Neuausrichtung gestellt. Nun ist das Unternehmen operativ auf dem richtigen Weg. Allein das Hin und Her der US-Handelspolitik in Südostasien kann zu weiteren Rücksetzern führen. Vontobel-Analyst Michael Foeth sieht die grösste Gefahr für das Geschäft von DKSH in einer weltweiten Rezession: «Wenn der Konsum in Asien einbricht, wird dies einen negativen Einfluss auf DKSH haben.»

Globalen Börsentrends kann sich auch DKSH nicht entziehen. Doch dank der Ausrichtung des Unternehmens eignen sich die Titel gut, um das anbrechende Trump-Zeitalter zu überwintern.

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