Beim Lohn von Sergio Ermotti geht die UBS in diesem Jahr nicht ans Limit. Die Grossbank will damit harsche Kritik an ihren Boni wie im vergangenen Jahr vermeiden. Doch in der Schweiz polarisieren hohe Managerlöhne stärker als in anderen Ländern.

14,9 Millionen Franken. Von dieser Zahl könnten Wohl und Wehe der UBS abhängen. So viel Lohn bezahlt die Grossbank ihrem Chef Sergio Ermotti für das Jahr 2024. Ob es denn letztlich auch tatsächlich so viel wird, lässt sich jetzt aber noch nicht sagen. Die UBS zahlt ihrem Chef den Bonus über mehrere Jahre gestaffelt aus.

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Für Ermotti wäre deutlich mehr dringelegen. Gemessen am Vorjahr, als er für neun Monate Arbeit 14,4 Millionen Franken erhalten hatte, hätte sein Lohn diesmal die Marke von 20 Millionen Franken überspringen können. Das hätte ihn zum bestbezahlten Bank-CEO in Europa gemacht – mit Abstand. Doch der Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher, der gemeinsam mit dem Vergütungsausschuss der Bank das Salärpaket seines CEO festlegt, hat die Zeichen der Zeit erkannt. Gab es im Vorjahr heftige Kritik an dem Lohn, hat Kelleher den Bonus von Ermotti diesmal sogar leicht gesenkt.

Das ist ein kluger Schritt der UBS. Die Grossbank ist auf Goodwill angewiesen. Sie muss ihre globalen Aktionäre genauso wie die Politiker in der Schweiz zufriedenstellen. Der Spagat zwischen der Wall Street und dem Bundeshaus verlangt ihr jedoch einiges an Können ab. Zwei Jahre nach der Übernahme der Credit Suisse wird in der Schweiz heftig um die künftige Regulierung der Bank gestritten. Mit der relativ moderaten Lohnentwicklung bei Ermotti signalisiert die UBS, dass sie gewillt ist, Rücksicht auf die politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten in der Schweiz zu nehmen.

Die Abstimmung im Ständerat war kein Betriebsunfall

Die Grossbank wehrt sich vor allem gegen eine Verschärfung der Eigenkapitalbestimmungen. Ob sich die Politik in dieser Frage tatsächlich durch die Zurückhaltung beim Lohn von Ermotti beeindrucken lässt, ist jedoch unklar. Die 14,9 Millionen Franken liegen immer noch meilenweit von den Vorstellungen gewisser Politiker entfernt.

Das Unbehagen an hohen Managergehältern reicht dabei weit in bürgerliche Kreise hinein. Als Kind sei für sie der Lohn eines Bundesrates das Mass aller Dinge gewesen, sagte etwa Finanzministerin Karin Keller-Sutter im vergangenen Jahr zum CEO-Lohn der UBS. Gewisse Entwicklungen in der Wirtschaft könne sie nicht nachvollziehen.

Ein Zeichen dafür ist auch die Motion, die der Ständerat vor einer Woche angenommen hat. Sie will die Vergütung bei Banken auf 3 bis 5 Millionen Franken limitieren. Die Befürworter argumentieren mit dem Unmut, welcher in der Bevölkerung angesichts derart hoher Bankerlöhne herrsche, wenn im Notfall doch wieder eine Staatsrettung nötig sei. Ein Lohndeckel werde die «Volksmoral» schützen und bewahren.

Klar, eine solche Motion ist realitätsfremd. Ein Lohndeckel ist in einer liberalen Marktwirtschaft ein Unding. Es liegt an den Unternehmen und ihren Aktionären, die Vergütung festzulegen, nicht an der Politik. Würde sie tatsächlich in ein Gesetz gegossen, müsste die UBS ihren Hauptsitz wohl ins Ausland verlegen.

Es wäre aber zu einfach, die Abstimmung im Ständerat als Betriebsunfall abzutun, den das Parlament später sowieso wieder korrigieren wird. Debatten um Manager als vermeintliche Abzocker und Lohndeckel zum Schutz der «Volksmoral», wie sie im Ständerat vorgebracht wurden, verfangen hierzulande. Bekanntestes Beispiel dafür ist die «Abzocker-Initiative», welche 2013 mit grosser Zustimmung angenommen wurde.

Auch während Sergio Ermottis erster Amtszeit wurde die Grossbank für den hohen Cheflohn kritisiert. Besonders laut 2019 während des Steuerstreits mit Frankreich: Nach der erstinstanzlichen Rekordbusse von 4,5 Milliarden Euro kürzte sie Ermottis Gesamtvergütung zwar auf 12,5 Millionen Franken. Aber für manche Aktionärsvertreter und Investoren war das immer noch zu viel. Sie empfanden es als unangemessen, dass ein CEO trotz einer derart hohen Strafe immer noch ein Gehalt in zweistelliger Millionenhöhe erhielt.

Ein Lohndeckel für den Chef macht keine Bank sicherer

Die UBS ist derzeit gut unterwegs, und die Integration der Credit Suisse verläuft bis jetzt planmässig. Doch die Grossbank ist auch bei der nächsten Lohndiskussion gut beraten, nicht zu vergessen, dass Managerlöhne hierzulande stärker polarisieren als etwa in den USA, Skandinavien oder auch Deutschland. Zumal sie als systemrelevante Grossbank kein Unternehmen wie jedes andere ist. Sie kann darauf hoffen, dass sie im Krisenfall vom Staat gerettet wird.

Die Grossbank ist also auch weiterhin auf den guten Willen des Parlaments angewiesen. Die Gesamtreform der Bankenregulierung und damit auch die Frage nach dem Eigenkapital wird in Bern entschieden. Kommt es ganz ungünstig für sie, wird sogar das Referendum ergriffen.

Sich den guten Willen zu sichern, ist für die Bank nicht einfach. Millionengehälter für Manager sind ein dankbares und einfach vermittelbares Thema für Politiker. Ist das Thema opportun, können sie es rasch wieder auf die Tagesordnung bringen. Umgekehrt dürfen die Politiker nicht vergessen, dass ein Lohndeckel für den Chef keine Bank sicherer macht und auch die Steuerzahler im Krisenfall nicht schützt. Dazu müssten sie sicherstellen, dass die UBS im Notfall abgewickelt werden kann – und nicht vom Staat gerettet werden muss.

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