Dienstag, Oktober 22

Angesichts der Euphorie um die künstliche Intelligenz werden Dividendenaktien derzeit verschmäht. Doch wenn die Stimmung dreht, dürften hohe Ausschüttungen wieder gefragt sein. The Market präsentiert eine Auswahl von an der Schweizer Börse kotierten Dividenden-ETF.

An den Börsen spielt die Musik bei einigen wenigen Technologieaktien. In Anbetracht ihres anhaltenden Höhenflugs und der Verheissungen der künstlichen Intelligenz fällt es Anlegern derzeit schwer, sich für vergleichsweise langweilige Dividendentitel zu begeistern. Zumal diesen durch die gestiegenen Zinsen rund um den Globus neue Konkurrenz erwachsen ist.

Das geringe Interesse an Dividendenaktien verdeutlicht die Kursentwicklung seit Januar 2023: Während der MSCI World Technology rund 54% vorgeprescht ist, hat es der MSCI World High Dividend Yield gerade knapp ins Plus geschafft (in Franken gerechnet). Auch unter Berücksichtigung der Dividenden ist der Renditevorsprung des Technologiesektors beträchtlich und erreicht ziemlich genau 50 Prozentpunkte.

Allerdings nehmen die Bewertungen der populärsten Aktiensegmente inzwischen eine ziemlich optimistische Entwicklung vorweg, weshalb es sich für Investoren lohnen kann, ihren Blick auf zurückgebliebene und weniger sportlich bewertete Segmente zu richten – dazu gehören eben auch Dividendentitel. Zumal die Ausschüttungen auch heuer wieder spürbar steigen dürften.

Auftakt zur Schweizer Dividendensaison

Diese Tendenz lässt sich auch in der bald startenden Dividendensaison in der Schweiz ablesen. Diverse prominente Unternehmen stellen nämlich eine Erhöhung ihrer Ausschüttung für das soeben abgelaufene Geschäftsjahr in Aussicht.

So kommunizierte die Grossbank UBS kürzlich eine Anhebung der Dividende um 27% auf 0.70 $ pro Aktie, der Pharmakonzern Novartis wird die Dividende auf 3.30 Fr. je Titel erhöhen (Vorjahr: 3.20 Fr.), während die Konkurrentin Roche die Ausschüttung von 9.50 auf 9.60 Fr. aufstocken wird. Auch die ABB-Aktionäre dürften zum dritten Mal in Folge in den Genuss einer höheren Dividende kommen: Für das Geschäftsjahr 2023 sollen 87 Rp. (Vj.: 84 Rp.) ausgeschüttet werden. Und kürzlich machte der Technologiekonzern Meta (Facebook) von sich reden, weil er erstmals überhaupt eine Dividende ausschütten wird.

Aber natürlich ist die Dividende nicht in Stein gemeisselt, wie Bayer gerade unter Beweis gestellt hat. Der Agrar- und Pharmakonzern, der sich mit der Übernahme von Monsanto übernommen hat und seine hohe Verschuldung abbauen muss, hat die Dividende soeben von 2.40 auf 0.11 € je Aktie zusammengestrichen (–95%). Auch Ems-Chemie hat die Dividende von 20 auf 16 Fr. gekürzt, während der Industriekonzern Oerlikon plant, die Ausschüttung um 15 Rp. auf 20 Rp. zu reduzieren.

Aus Risikoüberlegungen dürfte es sich deshalb auszahlen, in eine breitere Auswahl an Dividendenaktien zu investieren. Dazu bieten sich Dividenden-ETF an. The Market wirft einen genaueren Blick auf eine Auswahl von an der Schweizer Börse gehandelten Produkten.

Aus steuerlichen Gründen nicht optimal

Allerdings sind nicht alle Anleger an Dividenden interessiert. Denn verfügt ein Unternehmen über ausreichend attraktive – sprich: rentable – Investitionsmöglichkeiten, ist es für Investoren oft interessanter, wenn der Cashflow sogleich wieder in Wachstumsprojekte fliesst. Indem das Management des Unternehmens den erwirtschafteten Gewinn intelligent ins eigene Geschäft investiert und damit den produktiven Kapitalstock und den Wert des Unternehmens steigert, profitiert der Anleger langfristig von einem steigenden Aktienkurs.

Das Gegenargument lautet, dass Gesellschaften, die eine Dividende ausschütten, eine grössere Ausgabendisziplin an den Tag legen müssen, was die Gefahr von Fehlinvestitionen verringert.

Ausgeschüttete Dividenden müssen von den Aktionären zudem als Einkommen versteuert werden, während Kapitalgewinne in der Schweiz (in der Regel) steuerfrei sind. Einzig wenn eine Ausschüttung aus Kapitaleinlagereserven (KER) stammt oder eine Nennwertreduktion vorgenommen wird, müssen die Dividenden nicht versteuert werden.

Nicht wenige Anleger sind allerdings froh um regelmässige Cash-Ausschüttungen, die anfallen, ohne dass Aktienanteile verkauft werden müssen.

Bloss zwei Dividenden-ETF auf Schweizer Aktien

Wer via Exchange Traded Funds (ETF) in dividendenstarke Titel investieren möchte, hat die Qual der Wahl. Allein an der Schweizer Börse sind mehr als dreissig Vehikel kotiert, die auf Aktien mit grosszügiger Ausschüttung aus dem In- und dem Ausland fokussieren.

Naheliegenderweise dürften sich die meisten Leser für Schweizer ETF interessieren. Allerdings finden sich lediglich zwei an der hiesigen Börse kotierte Produkte: eines von BlackRock und eines von UBS.

Das erste, der iShares Swiss Dividend ETF, existiert seit bald zehn Jahren und orientiert sich am SPI Select Dividend 20 Index. Dieser umfasst die laut SIX zwanzig «besten» Unternehmen des Swiss Performance Index, wobei die Stabilität der Dividendenzahlungen und eine gemessen an der Kapitalrendite solide Rentabilität im Vordergrund stehen. Das Gewicht jedes Titels im Index wird anhand der Free-Float-Marktkapitalisierung und der jährlich ermittelten, normalisierten Dividendenrendite berechnet. Dadurch wird verhindert, dass es zu allzu vielen Auswechslungen kommt, und das Risiko von Dividendenkürzungen wird gering gehalten.

Der zweite an der SIX kotierte ETF ist der UBS ETF (CH) – MSCI Switzerland IMI Dividend ESG. Anders als das Konkurrenzprodukt bildet er nicht nur Unternehmen ab, die eine ansprechende Dividendenrendite versprechen, sondern zielt zusätzlich darauf ab, Umwelt-, Sozial- und Governance-Standards zu berücksichtigen.

«Der MSCI Switzerland IMI High Dividend Yield ESG Low Carbon Select Index soll die Performance einer Strategie abbilden, die eine hohe Dividendenrendite und die systematische Integration von Umwelt-, Sozial- und Governance-Standards (ESG) anstrebt», heisst es im Fact Sheet. Der UBS-ETF wurde erst vor knapp einem Jahr lanciert (per 31. März 2023), das Fondsvermögen ist mit rund 13,6 Mio. Fr. eher bescheiden.

Vergleicht man die beiden ETF, fallen bei den abgebildeten Gesellschaften einige Unterschiede auf. Die drei grössten Positionen sind zwar nahezu identisch, Roche hat aber im iShares-ETF ein deutlich grösseres Gewicht als im UBS-ETF, umgekehrt verhält es sich bei Kühne + Nagel. Während ABB, Holcim, Partners Group und Swiss Life es in die Top Ten des iShares-Produkts schaffen, setzt der UBS-ETF auf Galenica, Swiss Re, Givaudan, Adecco und Logitech.

Da der ETF von UBS noch kein Jahr alt ist, ist ein Performancevergleich nur bedingt aussagekräftig. Dennoch ist interessant, dass er seit dem Start klar hinter dem Konkurrenten zurückgeblieben ist: Seit dem 31. März hat er eine Gesamtrendite (Kursveränderung plus ausgeschüttete Dividenden) von 2,3% abgeworfen, der iShares-ETF weist einen Zuwachs von 6,3% aus. Auch bei den Kosten hat der ETF von iShares mit einer TER von 0,15% die Nase vorn.

Dividendentitel aus der Eurozone

Etwas grösser ist die Auswahl an Dividenden-ETF, die auf Unternehmen aus der Eurozone fokussieren. Derzeit versprechen die Produkte eine Rendite von 2% (WisdomTree Eurozone Quality Dividend Growth) bis 6,4% (Lyxor Euro Stoxx Select Dividend 30). Seit Jahresbeginn notieren alle Fonds inkl. Dividenden im Plus, in den vergangenen zwölf Monaten lieferte ausgerechnet der ETF von WisdomTree, der die schmalste Ausschüttung entrichtet, die beste Gesamtrendite.

Allerdings handelt es sich dabei nicht unbedingt um einen «klassischen» Dividendenfonds, der eine möglichst hohe Ausschüttung anstrebt. Der WisdomTree Eurozone Quality Dividend Growth Index fokussiert nämlich auf Aktien aus der Eurozone mit Growth-Merkmalen, die eine Dividende zahlen (zudem werden die Titel nach ESG-Kriterien gefiltert).

Das erklärt, weshalb beispielsweise der niederländische Halbleiterkonzern ASML mit rund 7% das grösste Gewicht im WisdomTree Eurozone Quality Dividend Growth Index aufweist, obwohl er eine Rendite von gerade einmal 0,75% abwirft. Auf Platz vier folgt das Kosmetikunternehmen L’Oréal, das ebenfalls nur magere 1,5% ausschüttet. Die Dividende des Modekonzerns Inditex – der fünftgrössten Position im ETF – von 2% ist auch nicht gerade üppig.

Der Performance hat es allerdings nicht geschadet, im Gegenteil: Der ETF profitierte davon, dass in den vergangenen Monaten Wachstumsaktien – und insbesondere Technologiewerte – stark gefragt waren. Flaut die Euphorie dereinst ab, dürften die Konkurrenten aber besser abschneiden.

Aristokraten und niedrige Volatilität

Gerade in anspruchsvolleren Zeiten zählt aber nicht einzig die Höhe der zu erwartenden Ausschüttung, sondern ebenso eine hohe Verlässlichkeit, dass sie auch tatsächlich fliessen wird. Unternehmen, die dafür einstehen, sind im Finanzjargon als Dividenden-Aristokraten bekannt. Für Aktien aus der Eurozone bietet sich deshalb der SPDR S&P Euro Dividend Aristocrats an.

Er bildet den S&P Euro High Yield Dividend Aristocrats Index ab, der die Wertentwicklung der vierzig Gesellschaften mit der höchsten Dividendenrendite im S&P Europe Broad Market Index, die während mindestens zehn aufeinanderfolgenden Jahren ihre Dividende gehalten oder angehoben haben, repliziert. Derzeit verspricht dieser ETF eine Rendite von 3,3%, was im Quervergleich nicht sonderlich hoch erscheint – die Ausschüttung dürfte aber eine hohe Verlässlichkeit aufweisen. Zudem überzeugte die Performance in den vergangenen zwölf Monaten.

Der Invesco Euro Stoxx High Dividend Low Volatility kombiniert eine hohe Dividende mit einer geringen Kursschwankung: «Der Euro Stoxx High Dividend Low Volatility 50 Index misst die Wertentwicklung von fünfzig Aktien des Euro Stoxx Index, die die höchste historische Dividendenrendite und die niedrigste historische Wertschwankung aufweisen», heisst es im Fact Sheet. Trotz der Zusatzanforderung geringer Kursausschläge verspricht er derzeit eine ansprechende Rendite von 5,7%.

Die verbleibenden beiden ETF – der Lyxor Euro Stoxx Select Dividend 30 und der iShares Euro Dividend – bilden jeweils den Euro Stoxx Select Dividend 30 Index ab, womit Anleger in die dreissig Aktien mit der höchsten Dividendenrendite aus der Eurozone investieren können. Damit dürften die beiden Produkte am ehesten dem «klassischen» Dividenden-ETF entsprechen. Obwohl beide denselben Index abbilden, gibt es leichte Unterschiede, z.B. bei der Ausschüttungshäufigkeit, bei den Kosten und auch bei der historischen Gesamtrendite.

Ein Wermutstropfen ist, dass mit Ausnahme des WisdomTree Eurozone Quality Dividend Growth alle ETF die Dividenden ausschütten. Für den langfristigen Vermögensaufbau wären thesaurierende Produkte ein Vorteil.

Dividends made in the USA

Am US-Markt führt für Anleger bekanntlich kein Weg vorbei. Die US-Börse gibt in der Regel global den Takt vor und setzt die wichtigen Trends. Dividenden haben in den Vereinigten Staaten indes einen geringeren Stellenwert als auf dem Alten Kontinent. Wenn es um Ausschüttungen geht, bevorzugen viele US-Konzerne wegen ihrer grösseren Flexibilität oft Aktienrückkäufe. Dass dadurch – zumindest, wenn der Kaufpreis stimmt – mitunter eine «Gewinnverdichtung» stattfindet, die zu steigenden Kursen führen kann, wird ebenfalls geschätzt.

Dennoch gibt es auch eine Reihe an US-Dividenden-ETF. Allein an der Schweizer Börse sind sieben Produkte kotiert. Wie bei den Eurozone-ETF sind auch bei den US-Fonds diverse Ausprägungen erhältlich.

Wie sein Pendant aus der Eurozone fokussiert der WisdomTree US Quality Dividend Growth auf Aktien mit Growth-Merkmalen, die eine Dividende zahlen. Auch hier werden die Titel zudem nach ESG-Kriterien gefiltert. Aufgrund dieser Vorgehensweise ist beispielsweise Microsoft die grösste Position (8%) im Fonds, trotz magerer Dividendenrendite von 0,75%. Apple stellt 4,9% des ETF, wirft aber eine Rendite von lediglich 0,5% ab. Das erklärt die geringe Ausschüttung von 1,3%, die der ETF verspricht. Positiv ist jedoch, dass es eine ausschüttende wie auch eine thesaurierende Variante gibt.

Invesco bietet ebenfalls eine thesaurierende (die zudem die Währung absichert) und eine ausschüttende Version ihres S&P 500 High Dividend Low Volatility ETF an. Im Quervergleich versprechen sie klar die höchste Dividendenrendite, im Performancevergleich müssen sie sich jedoch seit Jahresbeginn und über die vergangenen zwölf Monate geschlagen geben.

Natürlich gibt es auch für den US-Markt einen Aristokraten-ETF. Die Anforderungen sind nochmals deutlich strenger als beim Eurozone-Fonds. Der SPDR S&P US Dividend Aristocrats basiert auf dem S&P High Yield Dividend Aristocrats Index, der die Wertentwicklung der Unternehmen des S&P Composite 1500 misst, die seit mindestens zwanzig Jahren ihre Dividende jedes Jahr erhöht haben. Es gilt auch hier: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Dividenden auch künftig fliessen werden, ist sehr hoch, die zu erwartende Rendite mit 2,3% aber nicht gerade berauschend.

Der UBS ETF S&P USA Dividend Aristocrats ESG Elite orientiert sich ebenfalls an den Gesellschaften aus dem S&P Composite 1500, die seit mindestens zwanzig Jahren ihre Dividende angehoben haben. Zusätzlich müssen sie aber gewisse ESG-Kriterien erfüllen, damit sie in den ETF aufgenommen werden.

Der iShares MSCI USA Quality Dividend ESG bildet schliesslich den MSCI USA High Dividend Yield ESG Reduced Carbon Target Select Index nach. Der Index umfasst US-Aktien mit einer hohen Dividendenrendite, die nach ESG-Kriterien – Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – gefiltert werden.

Globale ETF sind nicht immer so global, wie sie vorgeben

Wer es ganz einfach haben möchte, setzt auf globale ETF. Es gibt weltweit eine Fülle an attraktiven Unternehmen, die eine üppige Dividende ausschütten – und auch die Auswahl entsprechender ETF an der SIX kann sich sehen lassen.

Aber aufgepasst: Einige Produkte führen zwar das Etikett «global», fokussieren allerdings ausschliesslich auf Gesellschaften aus Industrieländern – dazu gehören etwa der Fidelity Global Quality Income und der iShares Stoxx Global Select Dividend 100. Es lohnt sich also, jeweils einen genauen Blick auf die Zusammensetzung des Fonds zu werfen. Folgende Industrieländer-ETF sind an der hiesigen Börse kotiert:

Leider ist kein ETF verfügbar, der die Dividenden automatisch reinvestiert. Die Spannweite bei den Renditen ist beträchtlich. Sie reicht von 1,5% für den WisdomTree Global Quality Dividend Growth bis zu 6,1% für den iShares Stoxx Global Select Dividend 100. Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass die zu erwartende Rendite mit zunehmenden Anforderungen, sei es punkto Wachstum, Kursschwankungen oder Erfüllung von ESG-Kriterien, abnimmt.

Die folgenden ETF umfassen schliesslich auch Unternehmen aus Schwellenländern und sind damit tatsächlich global aufgestellt:

Aber auch bei diesen ETF werden Schwellenländerunternehmen überwiegend stiefmütterlich behandelt. Einzig der Global X Superdividend ETF weist ein ausgeprägtes Gewicht in Emerging Markets aus. So sind Brasilien (9,2%), China (8,5%) sowie Südafrika (4%) prominent im Fonds vertreten. Bei den übrigen Produkten ist der Schwellenländeranteil markant niedriger.

Derzeit verspricht der Global X Superdividend eine Rendite von satten 12,9%. Wie schon oben gesehen garantiert eine grosszügige Ausschüttung allerdings nicht immer eine erfreuliche Performance. In den vergangenen zwölf Monaten ist der ETF nämlich markant hinter der Konkurrenz zurückgeblieben, und im neuen Jahr ist er der einzige, der im Minus notiert. Während der Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield seit dem 1. Januar um 5,9% zugelegt hat, hat der Global X Superdividend ETF 1,7% eingebüsst.

Der Grund liegt in der Sektorzusammensetzung: Der ETF hat ein überdurchschnittlich hohes Gewicht in den Branchen Energie, Grundstoffe und Immobilien, die in den vergangenen Monaten allesamt enttäuscht haben.

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