Mittwoch, Oktober 23

Japans grösster Börsengang seit 2018 lockt Japans Privatanleger an. Aber der hochprofitable Nahverkehrsanbieter stösst auch bei ausländischen Investoren auf hohes Interesse.

Japans führende U-Bahn-Gesellschaft Tokyo Metro hat einen der erfolgreichsten Börsengänge (IPO) in der Geschichte des Landes aufs Parkett gelegt. 50 Prozent ihrer Aktien verkauften die Zentral- und Lokalregierungen des bisher staatlichen Unternehmens – mit Erfolg. Zeitweise wurde die Aktie am Mittwoch 47 Prozent über dem Ausgabepreis gehandelt.

Mit einem Erlös von 348,6 Milliarden Yen (2,1 Milliarden Euro) handelt es sich um den grössten Börsengang Japans seit dem IPO des Mobilfunkanbieters SoftBank im Jahr 2018. Zudem gelang dem Unternehmen damit ein fast ebenso guter Start wie vor 31 Jahren der Bahngesellschaft JR East.

Die Regionalgesellschaft der ehemaligen Staatsbahn ging 58 Prozent über dem Ausgabepreis an die Börse, erinnert sich Masayuki Kubota, Chefstratege von Rakuten Securities. Auch dieses Mal stiess ein öffentliches Unternehmen sowohl daheim wie auch bei ausländischen Aktionären auf hohes Interesse.

Insgesamt war das IPO um das 15-fache überzeichnet. Die Nachfrage ausländischer Anleger übertraf dabei das kleine, für sie reservierte Angebot um das 35-fache. Vor allem griffen Privatanleger zu, die dank einer Steuerreform in diesem Jahr mehr Geld steuerfrei in Aktien anlegen können. Bei ihnen überstieg das Interesse das Angebot immer noch um das Zehnfache.

Kein Grund für die Beliebtheit von Tokyo Metro dürften die Geschenke für Privatanleger wie Freifahrten und Restaurantbesuche gewesen sein. Tokyo Metro bot vor allem die Aussicht auf stabile Kurse und Dividenden. Taku Ito, leitender Aktienfondsmanager bei Nissay Asset Management, erklärte gegenüber Bloomberg, dass die Tokioter Metro ein typischer Dividendenwert sei, der sich zudem gut für defensive Portfolios eigne.

Viele Passagiere, hoher Gewinn

Grund dafür ist das profitable und stabile Geschäft der U-Bahn-Gesellschaft. Im Jahr 2023 erzielte Tokyo Metro mit durchschnittlich 6,5 Millionen Fahrgästen pro Tag einen Umsatz von 390 Milliarden Yen (2,4 Milliarden Euro) und einen Betriebsgewinn von 76 Milliarden Yen (460 Millionen Euro). Dies entspricht einer Gewinnmarge von 19,5 Prozent, ein sehr hoher Wert für eine staatliche Eisenbahngesellschaft.

Zudem schüttet das Unternehmen 40 Prozent seines Gewinns an die Aktionäre aus und erfreut sich stabiler Aussichten. Denn die Hauptstadt und ihr direktes Umland mit rund 38 Millionen Einwohnern sind im Gegensatz zum Rest des Landes kaum vom immer schnelleren Bevölkerungsrückgang betroffen. Gleichzeitig sorgt der Zustrom ausländischer Touristen für zusätzliche Einnahmen.

Die grosse Frage ist nun, ob nach dem starken Start ein Einbruch droht. Mit einem 19-fachen Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt Tokyo Metro deutlich über dem Durchschnitt. Rakuten-Aktienstratege Kubota warnt, dass viele Börsengänge schnell unter den Ausgabepreis gefallen seien. Der Fondsmanager Ito hingegen gibt zu bedenken, dass der Ausgabepreis zu günstig war. Für die Zukunft sieht er zwar wenig Luft nach oben. Aber er glaubt, dass man die Aktie auf dem jetzigen Niveau noch lange halten kann.

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