Donnerstag, Januar 16

Von Dandys bis Dolce & Gabbana, in London, Paris oder Weil am Rhein: In diesen sechs Museumsausstellungen dreht sich 2025 alles um die Mode.

Im Europa des 18. Jahrhunderts war es eine Zeitlang angesagt, besonders modisch gekleidete Bedienstete zu haben. Wie so vieles war der Dandyismus – die Kultur des eleganten, modischen Sich-Ankleidens – für versklavte schwarze Männer keine Wahl: Er wurde ihnen auferlegt. Die neue Ausstellung des Kostüm-Instituts des Metropolitan Museum of Art in New York untersucht derweil, wie Kleidung, Geste und Witz mit der Zeit von Afroamerikanern und Afroeuropäern gezielt als Machtinstrument und ästhetische Spielwiese genutzt wurden.

Fokus der Ausstellung werden laut dem Museum die Geschichten von stylischen schwarzen Menschen sein, sei es aus Kunst, Musik oder Literatur. Der Chefkurator Andrew Bolton stiess bei seiner Recherche zu schwarzen Designern auf das Buch «Slaves to Fashion: Black Dandyism and the Styling of Black Diasporic Identity» von Monica L. Miller, das die Ausstellung inspirierte.

«Die Geschichte des schwarzen Dandytums zeigt, wie sich Schwarze von versklavten und zu Luxusgütern stilisierten Menschen, die wie jedes andere Zeichen von Reichtum und Status erworben wurden, zu autonomen, selbst gestalteten Individuen entwickelt haben, die weltweit Trends setzen», so die Autorin und Gastkuratorin.

Der Katalog zur Ausstellung könnte dank speziell dafür geschaffenen Bildern von Tyler Mitchell – bekannt geworden als erster afroamerikanischer Fotograf eines «Vogue»-Covers – zum Sammlerstück avancieren. Ganz zu schweigen von der Met-Gala, die die Ausstellung wie jedes Jahr Anfang Mai feierlich eröffnen wird.

«Superfine: Tailoring Black Style», Metropolitan Museum of Art, New York; 10. Mai bis 26. Oktober 2025.

Vergangenen April bis August war diese Ausstellung im Mailänder Palazzo Reale durchgehend ausverkauft. Kein Wunder, geht sie nun auf weltweite Tournee. Erster Halt ist Paris. Dem königlichen Palast in Mailand ebenbürtig ist hier die Location: das Grand Palais.

Die grosse Retrospektive über das leidenschaftliche Œuvre des italienischen Duos Domenico Dolce und Stefano Gabbana zelebriert dessen künstlerischen und kreativen Weg. Sie ist laut Pressemitteilung aber auch als offener Liebesbrief an die italienische Kultur zu verstehen, die die Modedesigns von Dolce & Gabbana immer wieder inspiriert hat.

«Du Cœur à la Main: Dolce & Gabbana», Grand Palais, Paris; 10. Januar bis 31. März 2025.

Die Kronjuwelen im Tower of London erhalten Konkurrenz: Über 350 Objekte aus der Geschichte von Cartier werden dieses Jahr im Londoner Victoria and Albert Museum (V&A) zur Schau gestellt. Ab dem 20. Jahrhundert waren es die drei Enkel des Gründers Louis-François, die das Juwelier-Label zu einer globalen Marke mit schillerndem Ruf aufbauten. Diese Zeitspanne würdigt das Museum nun mit Archivstücken und zuvor ungesehenen Objekten.

Neben Ikonen wie der «Crash»-Uhr oder der «Panthère»-Kollektion sind es vor allem spektakuläre Leihgaben von privaten Kollektionen und Museen, die «Cartier» zum Publikumsmagneten machen könnten. Die Brosche mit dem 23,6-karätigen Williamson-Diamanten etwa wurde 1953 von Queen Elizabeth II. in Auftrag gegeben. Grace Kellys Verlobungsring wird zu sehen sein. Und die «Scroll Tiara» verkörpert die popkulturelle Strahlkraft der Maison: Das Diadem wurde sowohl zur Krönung von Queen Elizabeth II. getragen als auch von Rihanna auf einem Magazin-Cover.

«Cartier», V&A South Kensington, The Sainsbury Gallery; 12. April bis 16. November 2025.

Im September präsentiert das V&A die erste Ausstellung in England über die wohl modischste Königin alle Zeiten: Marie Antoinette, Tochter von Maria Theresia, Erzherzogin von Österreich, berühmt geworden als unglückselige letzte Königin Frankreichs vor der Revolution, aber auch für ihren extravaganten Lebensstil und politische Kontroversen.

Schon zu Lebzeiten wurde Marie-Antoinette (1755–1793) als Stilikone verehrt wie kritisiert und hatte einen nachhaltigen Einfluss auf über 250 Jahre Design, Mode, Film und Kunst – von den opulenten Hallen von Versailles bis zu Sofia Coppolas Spielfilm «Marie Antoinette» von 2006.

Die von Manolo Blahnik gesponserte V&A-Schau verspricht eine breite Palette von Objekten und Medien, seien es Haute-Couture-Kleider oder audiovisuelle Installationen. Damit wird erkundet, wie und warum Marie Antoinettes Stil über all die Jahre eine Inspirationsquelle war und noch heute neu interpretiert wird.

«Marie Antoinette Style», V&A South Kensington, London; 20. September 2025 bis 22. März 2026.

Gefühlt findet jede Woche irgendwo auf der Welt eine Fashion Week statt. Was sich einst in den hermetisch abgeriegelten Salons der Pariser Couturiers abspielte, ist längst zum live gestreamten Grossevent und zur Marketing-Maschine geworden – und manchmal zum Kunstwerk. Modeschauen zeigen mehr als nur die neusten Kollektionen. Die besten sagen etwas aus über den Moment oder gar das Menschsein und prägen sich damit in das kollektive Gedächtnis ein.

Von Chanel bis Comme des Garçons, von Alexander McQueen bis Hussein Chalayan, von Prada bis Martin Margiela lässt «Catwalk!» die wegweisendsten dieser Präsentationen im Vitra Design Museum neu aufleben. Mithilfe von Film- und Fotoaufnahmen, originalen Kollektionsteilen, Einladungen und Bühnenrequisiten wird so auch die Geschichte der Modenschau seit Beginn des 20. Jahrhunderts beleuchtet.

«Catwalk! », Vitra Design Museum, Weil am Rhein; 25. Oktober 2025 bis 15. Februar 2026.

Besucht man heute die Website von Poiret, wird man als Erstes mit «foundation» und Hautpflege konfrontiert. Doch der Gründer des Modehauses, Paul Poiret (1879–1944), war einst ein Visionär und eine Symbolfigur der Pariser Haute Couture. Das Musée des Arts Décoratifs (MAD) widmet ihm nun eine Ausstellung. Der Modeschöpfer, den das New Yorker Metropolitan Museum of Art bereits mit der Ausstellung «Poiret: King of Fashion» porträtiert hat, war vor allem dafür bekannt, Frauen von Korsetts zu befreien.

Stattdessen führte er fliessende Silhouetten und kräftige Farben ein und prägte damit die Geschichte der Mode. Die neue Schau in Paris bietet einen Einblick in das Universum des kreativen Tausendsassas «durch Mode, dekorative Kunst, Parfümerie, Partys und sogar Gastronomie im brodelnden kulturellen Kontext der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts».

«Paul Poiret, couturier, décorateur et parfumeur», Musée des Arts Décoratifs, Paris; 25. Juni 2025 bis 11. Januar 2026.

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