Sonntag, Oktober 6

Der Konflikt mit dem libyschen Diktator Muammar Ghadhafi ist eines der absurdesten Kapitel der jüngeren Schweizer Geschichte – ein Polit-Thriller mit Geiseln und geheimen Fluchtplänen. Im Rückblick zeigt sich: Es war alles noch verrückter.

Diese Geschichte, die eine Nation zwei Jahre lang in Atem hielt und weltweit Schlagzeilen machte, beginnt man am besten mittendrin. Mit einem Mann, der sein ganzes politisches Kapital riskierte, um zwei Schweizer aus den Fängen eines Diktators zu retten. Und einer Reise, die sich wie keine zweite ins kollektive Gedächtnis des Landes einbrannte.

Es ist Mittwoch, der 19. August 2009, als Hans-Rudolf Merz, freisinniger Finanzminister und in diesem Jahr Bundespräsident der Schweiz, gegen 19 Uhr in seinem Büro in Bern einen Telefonanruf erhält. Der libysche Ministerpräsident al-Baghdadi Ali al-Mahmudi meldet sich am anderen Ende der Leitung.

Die Chancen stünden gut, dass im Streit zwischen den beiden Staaten eine Lösung gefunden werden könne, dass die beiden in Tripolis festgehaltenen Schweizer Bürger freikommen und sich die Wirtschaftsbeziehungen normalisieren würden. Merz solle das «Window of Opportunity» nutzen, sagt Baghdadi. «Es ist alles bereit.»

Merz hat einen hektischen Tag im Bundeshaus hinter sich: Die Regierung hatte ein Abkommen mit den USA unterzeichnet, um den Streit der Grossbank UBS mit der amerikanischen Steuerbehörde beizulegen. Zudem hatte sie beschlossen, alle ihre UBS-Aktien im Wert von über 7 Milliarden Franken zu verkaufen, mit denen sich der Bund an der Rettung der Bank beteiligt hatte – was Merz nach dem Telefonat mit Baghdadi veranlasst.

Dann legt sich der Appenzeller einige Stunden hin, steht am Donnerstag frühmorgens auf – und reist im Falcon 50 des Bundesrats nach Tripolis, ohne seine Regierungskollegen darüber zu informieren. «Ich habe das nicht aus Lust am Leben gemacht», erinnert sich Merz später an diesen Tag vor 15 Jahren. «Aber ich musste ins Flugzeug steigen, auf eigene Faust handeln.»

Seine Biografie gibt ihm zumindest etwas Sicherheit. Er hatte in jüngeren Jahren als Manager in verschiedenen arabischen Ländern gearbeitet, auch in Kolumbien, wo Entführungen an der Tagesordnung waren. Zudem ist ihm als Bundespräsident eben erst ein Coup geglückt. Als Schweizer Vermittler beim iranischen Präsidenten Ahmadinejad ist es ihm gelungen, die Freilassung einer wegen Spionage verurteilten amerikanischen Journalistin zu erwirken – was ihm den Dank von Barack und Michelle Obama einbringt.

Doch der Kurztrip nach Tripolis wird Merz zum Buhmann der Nation machen. Als er am Donnerstagabend wieder in Bern-Belp landet, sind die Schweizer Geiseln nicht an Bord. Dafür hat Merz einen Vertrag mit dem Regime in Libyen unterzeichnet, der als «Kniefall» vor einem irren Diktator gesehen wird. Merz gibt sich vor den Medien optimistisch. Die Geiseln würden in den nächsten Tagen zurückkommen, «ich bin da ganz sicher», sagt er. Und falls nicht? «Dann verliere ich mein Gesicht.»

Die Geiseln kommen nicht.

Bis heute ist die Libyen-Affäre Mahnmal und Lehrstück der Schweizer Geschichte. Sie offenbart die Ohnmacht eines Rechtsstaats im Umgang mit einem Despoten, der nur seine eigenen Regeln respektiert. Sie legt offen, wie Streitigkeiten um Kompetenzen das Krisenmanagement des Bundesrats behindern und zu hochriskantem Handeln verleiten. Und sie zeigt, wie die Schweiz trotz allen Souveränitätsparolen im Ernstfall auf internationale Abkommen und die Hilfe befreundeter Mächte angewiesen ist.

Die Akten zu diesem absonderlichen Kapitel Aussenpolitik lagern im Bundesarchiv und sind noch bis mindestens im Jahr 2040 gesperrt. Doch einige der zentralen Akteure – Regierungsmitglieder, hohe Beamte, Diplomaten – waren mit etwas Distanz und im Schutz der Anonymität bereit, der NZZ zu erzählen, was damals wirklich geschah.

Auge um Auge

Ihren Anfang nimmt die Libyen-Affäre in Genf, im Nobelhotel President Wilson.

Am Vormittag des 15. Juli 2008 stürmt ein Grossaufgebot der Genfer Polizei die Suite von Hannibal Ghadhafi. Der Spross des libyschen Machthabers hat mit seiner hochschwangeren Ehefrau Aline, dem dreijährigen Sohn sowie einer Entourage aus Leibwächtern und Bediensteten die gesamte dritte Etage des Hotels bezogen. In einer der Luxuskliniken am Lac Léman soll das zweite Kind zur Welt kommen. Stattdessen sitzt das Paar in Haft. Der Grund für den wenig zimperlichen Zugriff der Polizei: Zwei mitgereiste Hausangestellte von Hannibal und seiner Frau haben Anzeige erstattet wegen einfacher Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Entführung sowie Drohung und Nötigung. Sie sollen von den Ghadhafis immer wieder geschlagen und misshandelt worden sein.

Die Genfer Behörden sind sich der Brisanz bewusst. Sie sondieren vorgängig beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), ob die prominenten Gäste diplomatische Immunität geniessen, schliesslich reist Hannibal mit einem Diplomatenpass. Doch in der Berner Zentrale werden weder der Staatssekretär Michael Ambühl noch die Aussenministerin Micheline Calmy-Rey informiert. Auch den Schweizer Botschafter in Tripolis, Daniel von Muralt, zieht man nicht zu Rate.

Formaljuristisch heisst es in der Mail des EDA nach Genf schliesslich: «Diese beiden Personen haben in der Schweiz keinen diplomatischen Status und unterstehen dem allgemein geltenden Recht.» Und weiter: «Angesichts der politischen Auswirkungen» seien «die Polizeibeamten so zu instruieren, dass sie bei der Intervention alle üblichen Vorsichtsmassnahmen treffen».

So nimmt das Unheil für die Schweiz seinen Lauf. Libyen protestiert sofort gegen die Verhaftung. Damit habe die Schweiz die Herrscherfamilie blossstellen und erniedrigen wollen. Das sei Ausdruck einer «Abneigung gegenüber Arabern».

Erst jetzt wird Micheline Calmy-Rey verständigt. Sie bricht ihre Ferien ab und beruft eine Task-Force ein. Nach zwei Nächten im Genfer Justizpalast werden Hannibal und seine Frau gegen eine Kaution von einer halben Million Franken auf freien Fuss gesetzt, noch am gleichen Tag verlassen sie die Schweiz. Doch der Konflikt lässt sich nicht so einfach aus der Welt schaffen. Hannibals Schwester Aisha, die nach Genf gereist ist, verkündet vor den Medien: «Auge um Auge, Zahn um Zahn. Wer angefangen hat, ist im Unrecht!»

Sind vor dem Gesetz alle gleich – oder soll der Rechtsstaat nicht greifen, wenn ein Prominenter betroffen ist und politisches Ungemach droht? Für den Genfer Polizeidirektor ist der Fall klar. An einer Pressekonferenz sagt er süffisant: «Wenn Herr Ghadhafi nicht Herr Ghadhafi gewesen wäre, dann wäre er 14 Tage im Gefängnis geblieben. Wenn es eine Ungerechtigkeit gab, dann diese.»

Damals denkt noch niemand, dass Vater Ghadhafi die Schweiz dereinst als «Hure» beschimpfen und den «heiligen Krieg» ausrufen könnte. Doch schon im Sommer 2008 sind Spitzendiplomaten im EDA irritiert über das harte Durchgreifen der Genfer Polizei. Sie machen auch heute geltend: In vergleichbaren Fällen habe man das Problem ohne viel Aufsehen gelöst, hochrangige Übeltäter zur «Persona non grata» erklärt, vielleicht polizeilich vorgeladen, aber immer diskret ausreisen lassen – aus den Augen, aus dem Sinn, trotz Strafgesetzbuch.

Es ist eine internationale Praxis. In Paris war Hannibal einst mit 140 Kilometern pro Stunde über die Avenue der Champs-Élysées gebrettert und hatte mehrere Rotlichter missachtet; in Rom attackierte er einen Polizisten – beides strafrechtlich folgenlos. Aber in Genf wurde er in Handschellen abgeführt.

Der Zorn des Revolutionsführers Muammar Ghadhafi ist grenzenlos. Dem «Spiegel» wird er später diktieren, die Verhaftung seines Sohns sei ein «Akt des Terrorismus» gewesen, die Schweiz nichts anderes als «al-Kaida». Er sieht seine Familienehre verletzt – und sich nun in einer Stammesfehde mit den Eidgenossen, die nach dem ewigen Gesetz abläuft: Schuld und Sühne.

Sonnenbrille und Amazonen

Dass diesem unberechenbaren Tyrannen auf seinem Feldzug alles zuzutrauen ist, hätte die Schweiz wissen können. Der 1942 geborene Beduinensohn hatte sich 1969 in Libyen an die Macht geputscht und im Wüstenstaat seither mit eiserner Hand geherrscht. Er ordnete Morde und Terror im Ausland an, pflegte eine lange Feindschaft mit den USA, unterhielt ein geheimes Atomwaffenprogramm und liess mit Giftgas experimentieren. Während Jahren hielt er fünf bulgarische Krankenschwestern in seinem Reich gefangen, denen er unterstellte, sie hätten 400 libysche Kinder in einer Klinik mit HIV angesteckt.

Muammar Ghadhafi verbindet äusserste Brutalität mit aberwitziger Exzentrik – Sonnenbrille, in Paris massgeschneiderte Phantasieuniformen, eine Leibgarde aus «Amazonen». Das Erdöl hat ihn reich und mächtig gemacht. In sein Zelt, wo der selbsternannte «König der Könige Afrikas» Hof hält, pilgern reihenweise Staatschefs, nicht zuletzt aus Europa: Oberst Ghadhafi hält gegen Bezahlung auch noch die Migranten aus Subsahara zurück, die übers Mittelmeer wollen.

Seine Rache trifft die Schweiz schnell und direkt. Er lässt in Libyen die Niederlassungen von Schweizer Konzernen schliessen, verweigert der Swiss die Landeerlaubnis und Schweizer Bürgern die Ein- oder Ausreise. Er dreht den Eidgenossen den Ölhahn zu, obwohl es ihm wirtschaftlich schadet: Drei Viertel des von der Schweiz importierten Rohöls stammen damals aus Libyen. Er zieht über 5 Milliarden Franken von Schweizer Bankkonten ab.

Und er nimmt Geiseln: Zwei unbescholtene Geschäftsmänner, der 53-jährige ABB-Länderchef Max Göldi und der 67-jährige Unternehmer Rachid Hamdani, werden in Tripolis verhaftet und eingekerkert – wegen «Verstosses gegen die Einreisebestimmungen». Erst nach zwei Wochen kommen sie wieder frei und suchen Zuflucht in der Schweizer Botschaft in Tripolis, die zeitweise von Demonstranten und von der Armee samt Panzer belagert wird – Psychoterror à la Ghadhafi.

«Die Hilflosigkeit ist schwer zu ertragen», notiert Max Göldi am 14. August 2008 in seinem Tagebuch. An eine Ausreise ist für ihn und Hamdani nicht zu denken. Stattdessen drohen ständig weitere Vergeltungsmassnahmen der Libyer. Der Schweizer Botschafter in Tripolis, Daniel von Muralt, ein Arabist und erfahrener Diplomat, wird immer wieder mitten in der Nacht vom Regime einbestellt und mit Vorwürfen konfrontiert. Einmal wird ihm ein blutiges T-Shirt präsentiert, das beweisen soll, dass Hannibal Ghadhafi bei der Verhaftung in Genf geschlagen worden sei. Die Forderung der Libyer: Die Schweiz müsse sich entschuldigen, das Verfahren gegen Hannibal einstellen, Schadenersatz zahlen und die Polizisten bestrafen.

Derweil sucht in Bern ein Team aus Dutzenden Beamten aus vier verschiedenen Ämtern nach einer diplomatischen Lösung. Der Bund kann dem Kanton Genf in einem Strafverfahren nichts vorschreiben, auch wenn nationale Interessen betroffen sind – und man will sich auch nicht für etwas entschuldigen, das rechtmässig war. Die Genfer Behörden sind keine Hilfe, im Gegenteil. Ein an den Diskussionen beteiligter Diplomat klagt damals, die Genfer seien «völlig unkooperativ», er würde den Kanton am liebsten an Burkina Faso verschenken.

Es wird eine gemischte schweizerisch-libysche Kommission gebildet, die die Vorfälle in Genf untersuchen soll, sich aber – wen wundert’s – nicht auf gemeinsame Schlussfolgerungen einigen kann. Immerhin können die beiden Hausangestellten – ein Marokkaner und eine Tunesierin – dazu gebracht werden, ihre Anzeige gegen das Ehepaar Ghadhafi zurückzuziehen. Dafür soll ihnen von Göldis Arbeitgeber ABB und einem Geschäftspartner Hamdanis Geld in Aussicht gestellt worden sein. Doch den Libyern reicht das nicht.

Die Gesandten von Ghadhafis Gnaden sind nicht zu beneiden. Auch sie sind der Willkür des Diktators ausgeliefert, stehen unter enormem Druck, werden bedroht, können gegenüber den Schweizer Diplomaten keine verbindlichen Zusagen machen: Versprechen werden nicht eingehalten, dafür immer neue Forderungen gestellt.

Die amerikanische Botschaft in Tripolis, die das diplomatische Seilziehen genau beobachtet, kabelt Ende 2008 in die USA: «Swiss give a Yard, Libya demands a Mile.» Und noch etwas fällt den Amerikanern auf: dass Daniel von Muralt, der Schweizer Botschafter in Libyen, wenig einbezogen ist in die Verhandlungsstrategie. Später, mitten in der Krise, wird er sogar vorzeitig in Pension geschickt, ohne dass in Tripolis ein Nachfolger akkreditiert ist.

Schon früh kritisierte von Muralt, dass es in der Zentrale in Bern an Verständnis für die kulturell geprägte libysche Sicht fehle. Auch Aussenministerin Calmy-Rey denke «typisch schweizerisch». Einer, der die Verhandlungen damals aus nächster Nähe mitverfolgt, sagt heute: «Während sich Bern peinlichst um die Einhaltung des Völkerrechts sorgte, foutierte man sich in Tripolis darum, ohne mit der Wimper zu zucken.» Zwei EDA-Mitarbeiter, die regelmässig aus der Schweiz zur Unterstützung nach Libyen reisen, werden in der Botschaft als «Dream-Team» verspottet. «Völlig unbrauchbar», meint auch Max Göldi: «Die Diplomaten leben wirklich unter einer Glasglocke.»

Botschafter von Muralt ist der Meinung, mit einem Muammar Ghadhafi müsse man härter verhandeln. Und vor allem müsse es auf Stufe Bundespräsident passieren, die Aussenministerin sei protokollarisch unter seiner Würde. Trotzdem bleibt das Dossier bei Micheline Calmy-Rey. Nur einmal, Anfang Oktober 2008, ergibt sich für den damaligen Bundespräsidenten Pascal Couchepin die Gelegenheit, den Dialog auf höchster Ebene zu eröffnen. Doch als die Telefonleitung nach Libyen steht, meldet sich nicht etwa der Diktator, sondern nur der Ministerpräsident. Couchepin erinnert sich später: «Ghadhafi war eine üble Figur, er spielte mit uns, da mussten wir innovativ sein.»

«007» in Tripolis

Es ist eine Ironie dieser Geschichte: Die neutrale Schweiz, die weltweit als Vermittlerin geschätzt ist, benötigt in der Krise selbst Vermittlung. Um in der Libyen-Affäre vorwärtszukommen, werden sich in den folgenden Monaten nicht weniger als dreissig Persönlichkeiten bei Aussenministerin Calmy-Rey ins Spiel bringen, die angeblich über beste Kontakte zum Ghadhafi-Clan verfügen: vom ehemaligen algerischen Präsidenten Ben Bella und dem Scheich von Abu Dhabi bis zur US-Aussenministerin Hillary Clinton, vom Soziologieprofessor Jean Ziegler bis zum damaligen Nationalbankpräsidenten Philipp Hildebrand.

Doch auch diese Versuche versanden buchstäblich. Max Göldi und Rachid Hamdani, die beiden Geiseln Ghadhafis, müssen weiter in Libyen ausharren – ohne zu wissen, ob ihnen ein Schauprozess bevorsteht. In jener verfahrenen Situation wird in Bern im kleinsten Kreis ein brisanter Plan B geschmiedet: die klandestine Befreiung der Geiseln durch eine Sondereinheit der Schweizer Armee, eine sogenannte Exfiltration.

Der Plan B wird von Jacques Pitteloud initiiert, einem Walliser, der bis heute eine der schillerndsten Figuren im Corps diplomatique ist (und derzeit als Botschafter von Washington nach Brüssel wechselt). Schon in jungen Jahren machte er sich einen Namen als Berns Mann für heikle Fälle.

Der promovierte Jurist, Kampfsportler und Kommandant von Panzergrenadieren hatte früh beim Geheimdienst angeheuert, fahndete als Privatmann mit dem Segen des Bundes nach rwandischen Kriegsverbrechern, war als Koordinator der Schweizer Nachrichtendienste der oberste Spion, bevor er ins Aussendepartement wechselte – als «Botschafter für Spezialmissionen». In dieser Funktion reist Pitteloud schon im August 2008 für einige Wochen nach Libyen, um «in jener schwierigen Phase» die Botschaft «in verschiedenen Bereichen zu unterstützen», wie es offiziell heisst.

Sein Start missglückt. Als er auf dem Flughafen Tripolis ankommt, fehlt sein Koffer, was besonders ärgerlich ist, da er als vermeintliche Vorsichtsmassnahme seinen Laptop dort verstaut hat. Erst nach einigen Tagen händigen ihm die libyschen Grenzbehörden den Koffer samt Computer wieder aus. Doch dann macht sich Pitteloud an die Arbeit, verlässt die Botschaft oft frühmorgens und kommt erst spätabends wieder zurück. Bei der Geisel Max Göldi hinterlässt der Walliser einen ausgezeichneten Eindruck: endlich ein Diplomat mit Drive.

Pitteloud habe Andeutungen gemacht, dass «Fluchtszenarien» in Ausarbeitung seien. Ob «007», wie Göldi ihn nennt, zu diesem frühen Zeitpunkt nur etwas Zuversicht verbreiten will?

Klar ist, dass Pitteloud von drei Bundesräten – Aussenministerin Calmy-Rey, Bundespräsident Couchepin und Verteidigungsminister Samuel Schmid – grünes Licht erhält für die konkrete Planung einer Exfiltration. Er kann ab dem Herbst 2008 auf das Aufklärungsdetachement 10 (AAD 10) zurückgreifen, die wenige Jahre zuvor geschaffene Spezialeinheit der Armee. Die drei Operationsbefehle, die schliesslich resultieren, tragen die Decknamen SAKR, SAKR DUE sowie SAKR TRE. Sie sind streng geheim und werden vom Armeechef André Blattmann genehmigt. Nicht einmal der Chefdiplomat im EDA, Staatssekretär Ambühl, soll eingeweiht gewesen sein.

Micheline Calmy-Rey sagt später dazu: «Wir sprechen hier über eine einzigartige Krise. Dazu gehört auch das Nachdenken über unkonventionelle Möglichkeiten.» Es ist eine doppelte Untertreibung: Es ist längst nicht nur nachgedacht worden – und zudem auf mehr als unkonventionelle Art.

Auf die Idee, die beiden in Libyen festgehaltenen Schweizer Max Göldi und Rachid Hamdani heimlich ausser Landes zu schaffen, ist man auch auf der Botschaft in Tripolis gekommen – unabhängig von Pittelouds Plänen. An einem Grillabend im September 2008 wird über eine Variante diskutiert, die eigentlich nur im Film gelingt: die Flucht im Kofferraum eines Autos über die grüne Grenze.

Botschafter Daniel von Muralt ist überzeugt, dass das funktionieren würde. Er fährt in seinem Hyundai Tucson regelmässig zum Golfen nach Djerba in Tunesien, fünf Stunden durch die Wüste. Mit dem Diplomatenkennzeichen darf er einen speziellen Grenzübergang nutzen, der mit einem Gittertor gesichert ist. Der Beamte vor Ort kann sich jeweils kaum aufraffen, sein klimatisiertes Büro zu verlassen, um das Tor zu öffnen. Kontrolliert wurde von Muralts Auto noch nie.

Der Plan nimmt Form an. Max Göldi legt sich probehalber in den Kofferraum und ist einverstanden: immer noch besser als in einem Frachtcontainer über den Seeweg, was in der Botschaft ebenfalls diskutiert worden ist.

Aber der Plan scheitert am Veto des Schweizer Botschafters in Tunesien. Er müsste für den illegal eingereisten Göldi die Rückkehr in die Schweiz organisieren, ohne dass ein Pass vorhanden ist. Anders als von Muralt will er ohne Direktive aus Bern nichts riskieren.

Weil es auch auf diplomatischer Ebene keine Fortschritte gibt, hoffen die Schweizer Geiseln nun auf die Pläne von Jacques Pitteloud.

Tennis als Tarnung

Anfang Dezember schickt das EDA einen knapp 30-jährigen Diplomaten nach Tripolis, der Botschafter von Muralt während dessen Ferien vertreten soll. Im Gepäck hat er zwei Tennisschläger.

Er drängt Max Göldi, mit ihm zu spielen. Dieser hatte zuvor noch nie ein Racket in der Hand gehabt, nun fährt er fast täglich mit dem Diplomaten zum Training ins Ericsson-Center, eine Freizeitanlage im Süden der libyschen Hauptstadt. In dieser ersten Phase können sich Göldi und Hamdani ausserhalb der Botschaft relativ frei bewegen. Erst im weiteren Verlauf der Krise wird Libyen das Regime für die Geiseln verschärfen.

Eines Tages erklärt der EDA-Mann Göldi, die Tennislektionen seien ein Tarnmanöver, das Jacques Pitteloud ausgeheckt habe. Den libyschen Agenten, die vor der Botschaft Wache schieben und ihnen jeweils folgen, soll mit der Fahrt zum Tennisplatz Routine vorgespielt werden – bis man sich dann am Tag X überraschend absetzt.

Der Plan sieht vor, dass Göldi und Hamdani 600 Kilometer in südwestlicher Richtung durch die Wüste gefahren werden, getarnt als spontaner Ausflug in die Oasenstadt Ghadames, ein Unesco-Weltkulturerbe. Dort würde der algerische Geheimdienst die beiden Geiseln übernehmen und über die Grenze bringen, wo sie dann Angehörigen der Spezialeinheit AAD 10 übergeben würden.

Am 18. Dezember 2008 soll es losgehen. Am Vorabend wird gepackt: Tennisausrüstung, Ersatzkleider, Bargeld in Dinar, Euro und Dollar, Necessaire. Doch am Morgen wird der Fluchtversuch abgeblasen. Die Algerier haben plötzlich Bedingungen gestellt, die für die Schweiz inakzeptabel sind: Sie verlangen für ihre Hilfe die Auslieferung von Mitgliedern der oppositionellen Islamischen Heilsfront, die in der Schweiz Asyl beantragt haben. Jacques Pitteloud bricht die Verhandlungen ab.

Innert weniger Tage wird eine Alternative erarbeitet – SAKR DUE. Die Exfiltration soll nach ähnlichem Muster, nun aber über den Niger erfolgen. Für die Überführung von Max Göldi und Rachid Hamdani durch die Wüste ist man mit Tuareg handelseinig geworden, einem Nomadenvolk, das im Grenzgebiet lebt. Am 8. Januar 2009 werden die beiden Schweizer erneut angewiesen, ihre Sachen zu packen.

Doch kurz bevor sie aufbrechen wollen, blinkt auf der Botschaft die Alarmlampe – das Signal, dass auf dem Kommunikationsgerät TC-91 eine verschlüsselte Meldung aus Bern eingetroffen ist. Max Göldi, der mangels Personal vor Ort mitarbeitet und später sogar offiziell zum «zweiten Botschaftssekretär» ernannt wird, nimmt die Meldung entgegen: «Sofortiger Abbruch der Operation», kabelt Jacques Pitteloud aus Bern.

Der Grund für den Abbruch ist eine brisante Nachricht, die man in Zimmerwald, in der Nähe Berns, dechiffriert hat. Dort betreibt die Armee das Satellitenabhörsystem Onyx. So erfährt die Schweiz laut Geheimdienstkreisen, dass Libyen von den Algeriern Kenntnis erhalten hat über die Vorbereitungen für eine Exfiltration. Die entscheidende Information konnten die Spezialisten «abschöpfen», weil Libyen ein manipuliertes Chiffriergerät benutzte, das die Schweizer Firma Crypto AG einst im Auftrag amerikanischer und deutscher Geheimdienste in der ganzen Welt verkauft hatte.

Nach dem zweiten Scheitern eines Fluchtplans auf dem Landweg kommt eine noch abenteuerlichere Variante ins Spiel – eine Flucht über das Meer.

Der Plan SAKR TRE geht so: Göldi und Hamdani fahren nun regelmässig zu einem der kleinen Strände in der Nähe von Tripolis. Wie das Tennisspielen wiegt das Schwimmen im Meer ihre Bewacher in Sicherheit. Eines Tages aber sollen die beiden ihr Ertrinken vortäuschen. Unter Wasser kommen ihnen zwei Elitesoldaten des AAD 10 mit Sauerstoffgeräten zu Hilfe und ziehen sie mit Tauch-Scootern ins offene Meer.

Dort warten zwei weitere Mitglieder des AAD 10 auf einem gecharterten Segelschiff und bringen die beiden Geiseln in Sicherheit – so zumindest lautet der ausgeklügelte Plan, dessen Vorbereitung mehrere Monate beansprucht.

Am 20. Mai 2009 begeben sich die vier Armeeangehörigen für die waghalsige Operation nach Libyen. Aber wenige Tage später reist Aussenministerin Calmy-Rey erstmals nach Tripolis und trifft sich dort mit dem Aussen- und dem Ministerpräsidenten. Um diese diplomatische Offensive nicht zu gefährden, wird auch dieser Plan zur Befreiung der Geiseln abgeblasen. Es ist das Ende der Exfiltrationspläne – aber nur von jenen Pittelouds.

Seit Beginn der Krise verkehrt ein Schaffhauser namens Jack Rohner in der Botschaft in Tripolis. Der Oberst im Generalstab ist als Schweizer Verteidigungsattaché in Kairo stationiert, hilft nun aber in Libyen aus. Er ist ein Pragmatiker, besorgt etwa einen Tischtennistisch gegen die Langeweile und den Lagerkoller der Geiseln.

Rohner richtet auf dem Dach der Botschaft eine sichere Notfunkstation ein und weist die Diplomaten an, nicht mehr unverschlüsselt mit Bern zu telefonieren und keine geheimen E-Mails mit dem Betreff «confidential» zu verschicken. Denn der Verteidigungsattaché weiss: Wenn in einer Diktatur wie in Libyen etwas gut funktioniert, dann ist es der Überwachungsapparat.

Auch Rohner denkt darüber nach, wie das Problem der beiden Schweizer Geiseln gelöst werden könnte, zumal sich auf diplomatischem Weg nichts bewegt – trotz Micheline Calmy-Reys Reise.

Anfang Juli 2009 eröffnet er Max Göldi bei einem Abendessen in einem chinesischen Restaurant seine Idee: mit einem Jetski mitten in der Nacht übers Mittelmeer. Er rechnet vor, dass man mit einem solchen Wassertöff von der Küste her innert 20 Minuten die Zwölf-Meilen-Zone verlassen und neutrales Gewässer erreichen kann. Dort würde er mit einer Jacht bereitstehen, die in Italien gemietet und als Ausflugsschiff mit jungen Frauen an Bord getarnt worden wäre – wie es ausländische Geheimdienste mehrfach vorgemacht haben. Max Göldi und Rachid Hamdani könnten mittels GPS-Gerät das Schiff ansteuern.

Rohner stellt seine Überlegungen in Bern Ueli Maurer vor, der seit Anfang 2009 Verteidigungsminister ist. Der Bundesrat der SVP, sonst nicht bekannt als Freund von Auslandabenteuern, heisst die Aktion gut. Er soll auch die nötigen Ressourcen in Aussicht gestellt haben, informiert aber niemanden im Bundesrat.

In Tripolis macht Göldi einen japanischen Händler ausfindig, der zwei Jetski der Marke Yamaha im Angebot hat. Als Datum für den Fluchtversuch wird die Nacht auf den 29. August 2009 festgelegt. Dann ist Ramadan und die Küstenwache wohl nicht besonders aufmerksam, so die Hoffnung. Auch der Strand, von dem die Flucht starten soll, wird bestimmt, Göldi unternimmt eine Probefahrt mit dem Jetski: «Es ist nicht schwierig und macht echt Spass», schreibt er in sein Tagebuch.

Doch auch dieser Plan scheitert – der japanische Händler kann plötzlich keine Jetski mehr liefern.

Smalltalk mit Datteln

In Bundesbern ist die Stimmung schlecht. In der Libyen-Krise läuft nichts mehr. In dieser diplomatischen Sackgasse überträgt der Bundesrat das Dossier im Juni 2009 informell dem Bundespräsidenten Hans-Rudolf Merz. Aussenministerin Calmy-Rey ist wenig begeistert.

Merz aber ist überzeugt, dass er «den gordischen Knoten lösen kann». Er liest sich während seiner Sommerferien im Engadin ein, führt erste Telefonate mit libyschen Regierungsvertretern. Und unternimmt dann am 20. August seinen berüchtigten Alleingang nach Tripolis, der zwar gut gemeint, aber reichlich naiv ist.

Nicht nur wird der von ihm eigenmächtig unterzeichnete Vertrag in der Schweiz als eine Unterwerfung angesehen. Merz kommt vor allem ohne Geiseln zurück. Mit Oberst Ghadhafi konnte er nicht sprechen, da er schon nach wenigen Stunden wieder nach Bern abgereist ist: Ohne Sicherheitspersonal wollte Merz nicht in Libyen übernachten – und womöglich noch selbst als Geisel enden.

Merz hat lediglich eine mündliche Zusage des Ministerpräsidenten, die beiden Schweizer, die seit nunmehr 400 Tagen in Libyen festsitzen, kämen bis Ende August frei. Der Bundesratsjet, der in diesen Tagen eigens losgeschickt wird, um Göldi und Hamdani abzuholen, kehrt jedoch nur mit deren Koffern zurück. Und es kommt noch schlimmer: Kurz darauf werden die beiden Schweizer von libyschen Sicherheitskräften an einen unbekannten Ort verschleppt und vorübergehend in Isolationshaft gesetzt, bei miserablem Essen.

Zu einem Treffen mit dem libyschen Machthaber kommt es einen Monat später in New York. Ghadhafi hält vor der Uno-Generalversammlung eine Brandrede, zerreisst demonstrativ die Charta der Vereinten Nationen. Aussenministerin Calmy-Rey rät Merz dringend von einem Treffen ab: «Der Mann ist verrückt.»

Merz will dennoch, «koste es, was es wolle».

Schliesslich sitzen Merz und Ghadhafi auf einem Sofa in der libyschen Botschaft bei trockenen Datteln zum Smalltalk zusammen. Der Schweizer Bundespräsident erwähnt seine eigenen Söhne, um auf das Thema Hannibal zu kommen. Doch Ghadhafi lässt sich nicht besänftigen, zumal in der «Tribune de Genève» wenige Tage zuvor die Polizeifotos von Hannibal abgedruckt worden sind.

Zudem hat die Schweiz einem anderen seiner Söhne die Einweise verweigert – eine erneute Brüskierung der Familie. Als sich Merz nach den verschwundenen Geiseln Göldi und Hamdani erkundigt, sagt Ghadhafi: Sie seien an einen sicheren Ort gebracht worden, weil man Informationen gehabt habe, dass die Schweizer Armee sie befreien wolle.

Merz ist irritiert und versichert Ghadhafi, dass dem nicht so sei.

Von einer geplanten Befreiungsaktion weiss er zu diesem Zeitpunkt tatsächlich nichts. Sein Vorgänger als Bundespräsident, Pascal Couchepin, hatte bei einem Mittagessen nur einmal die Bemerkung gemacht, «ein Walliser» werde sich «der Sache annehmen». Gemeint war Jacques Pitteloud. Merz wirft Calmy-Rey später vor, sie habe ihn bewusst nicht informiert und ihn ins Messer laufen lassen. Der Gesamtbundesrat erfährt von den Plänen zur Exfiltration erst im Februar 2010.

Hätte eine derart heikle Angelegenheit nicht frühzeitig im Bundesratskollegium diskutiert werden müssen? Zumal sowohl eine gescheiterte als auch eine erfolgreiche Ausschleusung der Geiseln eine Reaktion Ghadhafis provoziert hätte – etwa die Gefangennahme des Botschaftspersonals oder einen Terroranschlag. Die Geschäftsprüfungskommission wird später die Rechtmässigkeit einer Evakuierung durch eine Spezialeinheit zwar bestätigen, aber die Geheimniskrämerei und das Gerangel um Kompetenzen im Bundesrat scharf rügen.

Spitzendiplomaten im EDA sind jedenfalls froh, dass der Ernstfall einer Exfiltration nicht eingetreten ist – und dass im weiteren Verlauf der Libyen-Affäre auf solche «Pfadfinderübungen», wie sie es nennen, verzichtet wird. Das Dossier liegt nach Bundespräsident Merz’ erfolglosen Bemühungen ab Herbst 2009 wieder im Aussendepartement von Micheline Calmy-Rey. Zusammen mit Staatssekretär Michael Ambühl und dessen Nachfolger Peter Maurer setzt sie nun auf eine neue Strategie: die Europäisierung der Krise.

Eskalation mit Europa

Im November 2009 sistiert der Bundesrat das von Merz unterzeichnete Abkommen und spricht auf Antrag Calmy-Reys ein Einreise- und Transitverbot für rund 150 Angehörige der libyschen Führungsschicht aus. Da die Schweiz zum Schengenraum gehört, gilt das Verbot auch in Paris, Rom oder London, was die Elite aus dem Wüstenstaat empfindlich trifft. Die Libyer reagieren wie erwartet: Sie schliessen ihrerseits die Grenzen für Personen aus dem Schengenraum und ziehen so die Europäische Union in den Konflikt hinein.

Aussenministerin Calmy-Rey muss sich heftige Kritik von ihren ausländischen Amtskollegen anhören, wird umgehend nach Brüssel zitiert. Man hat kein Verständnis dafür, dass die Wirtschaftsbeziehungen zu Libyen leiden, nur weil die Schweiz, die nicht einmal EU-Mitglied ist, ein Problem mit dem Ghadhafi-Clan hat. Der italienische Innenminister sagt: «Jedes Land könnte dann Schengen benutzen, um ein Problem mit einem Drittstaat zu lösen und den anderen Mitgliedstaaten das Leben schwerzumachen.» Doch Calmy-Rey und die Schweiz bleiben hart.

An eine baldige Entspannung der Situation ist da noch nicht zu denken. Ghadhafi ruft zum Jihad gegen die Schweiz auf, fordert die Auflösung und Aufteilung des Landes, beschimpft die Eidgenossen als «Mafia», als eine «Bande, die sich nicht um Recht und Gesetz kümmert». Doch nun drängt die mächtige EU auf eine Normalisierung. Dank ihrer hartnäckigen Vermittlung gelingt es schliesslich, einen Aktionsplan zwischen der Schweiz und Libyen zu verabschieden. Eine entscheidende Rolle soll dabei der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi gespielt haben, der seinem guten Freund Muammar ins Gewissen redete, er solle jetzt nachgeben.

In einem riesigen Beduinenzelt Ghadhafis wird das Abkommen im Juni 2010 in Anwesenheit von Micheline Calmy-Rey und rund sechzig Vertretern anderer Staaten besiegelt. Es sieht eine Entschuldigung und ein Ermittlungsverfahren wegen der veröffentlichten Polizeifotos Hannibals vor. Zudem müssen ein internationales Schiedsgericht eingesetzt sowie eine Kompensationszahlung von 1,5 Millionen Franken geleistet werden. Im Gegenzug kommt Max Göldi frei – nach einem weiteren Gefängnisaufenthalt und insgesamt 695 Tagen libyscher Geiselhaft. Sein Leidensgenosse Rachid Hamdani konnte das Land bereits etwas früher verlassen.

Nur eineinhalb Jahre später sind die mühsam ausgehandelten Abmachungen mit Libyen bereits Makulatur. Im Zuge des Arabischen Frühlings wird Muammar Ghadhafi im Oktober 2011 gestürzt. Er flüchtet durch das Land, das er mehr als vierzig Jahre lang regiert und ruiniert hat. In der Nähe seiner Geburtsstadt Sirte wird er in einem Abflussrohr aufgespürt und getötet.

«Er hat dieses Ende verdient», sagt Rachid Hamdani, die ehemalige Geisel. «Sein Tod ist eine Erleichterung.» In der Schweiz sind die Pannen und Pleiten während der Libyen-Krise schnell vergessen. Und mit ihnen wohl auch die Lehren für den kleinen, neutralen Rechtsstaat im Umgang mit einem Despoten.

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